US Open:Haas provokant, Williams schüchtern

Der deutsche Tennisspieler wirbt um Anhänger für Donald Trump und vergrault damit seine eigenen. Rüpel Nick Kyrgios hat Lospech, Serena Williams ist angespannt. Fakten zu den US Open.

Von Lisa Sonnabend

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Serena Williams und der Grand Slam

Serena Williams

Quelle: AP

Als Serena Williams sich drei Tage vor den US Open den Fragen der Journalisten stellt, spricht sie leise, fast schüchtern. "Ich bin hier, um meinen Titel zu verteidigen, das ist alles", sagt sie. Doch es geht bei ihr um viel mehr, der Druck ist groß. Als erste Spielerin seit Steffi Graf im Jahr 1988 kann die Weltranglistenerste den Grand Slam gewinnen, also Australian Open, French Open, Wimbledon und die US Open in einem Kalenderjahr. Gewinnt Serena Williams in New York, wäre es zudem der 22.Triumph bei einem Grand-Slam-Turnier in ihrer Karriere. So oft hat nur Graf gewonnen. In diesem Jahr hat Serena Williams erst zwei Matches verloren. So stellt sich die Frage: Wer soll sie in New York schlagen außer sie selbst? Der gefährlichste Gegner ist in den kommenden Tagen der enorme Druck.

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Tommy Haas unterstützt Donald Trump

Tommy Haas Donald Trump

Quelle: privat

Die deutschen Tennisspieler machen derzeit sportlich nur selten auf sich aufmerksam. Philipp Kohlschreiber ist als Ranglisten-28. noch am besten platziert. Weltweite Aufmerksamkeit erreichte einer in den vergangenen Tagen trotzdem: der 37-jährige Tommy Haas, allerdings nicht wegen seiner sportlichen Leistung. Haas veröffentlichte wenige Tage vor Beginn der US Open auf seinem Instagram-Account ein Foto, das ihn mit Donald Trump zeigt, dem umstrittenen US-Präsidentschaftskandidaten der Republikaner. "Mach Amerika wieder großartig. Gedanken? Vorschläge?", schrieb Haas zu dem Foto. Was folgte, waren stattdessen wütende Kommentare. Anstatt Anhänger für Trump zu gewinnen, hat Haas selbst Fans verloren.

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Angelique Kerber und der Grand-Slam-Fluch

Simona Halep

Quelle: AP

Angelique Kerber hat in diesem Jahr bereits vier Turniere gewonnen. Vor den French Open und vor Wimbledon trauten ihr viele den Turniersieg zu. Doch dann erging es ihr wie Sabine Lisicki und Andrea Petkovic - sie scheiterte viel zu früh. Kerber und die anderen deutschen Tennisfrauen spielen im Laufe des Jahres immer wieder herausragend, doch bei den großen Turnieren scheitern sie früh. Ob es diesmal anders wird? Immerhin gibt sich die Weltranglistenelfte Kerber zuversichtlich: "Ich kann jede Spielerin schlagen", sagte sie in einem Interview vor den US Open. Das stimmt. Die Frage ist nur, ob das auch für Grand-Slam-Turniere gilt oder nur bei den kleineren WTA-Wettbewerben.

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Provokateur Kyrgios im Lospech

Rogers Cup Montreal - Day 4

Quelle: AFP

Plötzlich sprachen alle über Tennis. Genauer gesagt über Nick Kyrgios, Stan Wawrinka und Thanasi Kokkinakis. Denn der junge Australier Kyrgios hatte beim Turnier in Montreal ziemlich über die Stränge geschlagen. "Kokkinakis banged your girlfriend", raunte er seinem Gegner Wawrinka während der Partie zu. Sein Tenniskollege also habe mit der Freundin des Schweizers geschlafen. Ein Aufschrei ging durch den vornehmen Sport. Bestraft wurde Kyrgios jedoch für seine Entgleisung nicht allzu hart. Er muss lediglich eine Geldstrafe zahlen, gesperrt wurde er nicht. Die ATP-Tour braucht junge Typen wie ihn, um den Sport wieder besser vermarkten zu können. In New York könnten Kyrgios und Wawrinka bereits im Viertelfinale aufeinander treffen. Das Stadion dürfte dann gepackt voll sein, die Einschaltquoten hoch. Doch ob es soweit kommt, ist unwahrscheinlich. Der Australier hatte extremes Lospech - und muss zum Auftakt gegen den Weltranglsitendritten Andy Murray ran. Das nennt man wohl ausgleichende Gerechtigkeit.

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Marin Cilic, der Überraschungs-Titelverteidiger

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Quelle: Kena Betancur/AFP

Bei den vergangenen 40 Grand-Slam-Turnieren hießen die Gewinner entweder Roger Federer, Rafael Nadal, Andy Murray, Novak Djokovic oder Stan Warwinka. Nur zwei Überraschungssieger gab es: 2009 gewann der Argentinier Juan Martín del Potro in New York, im vergangenen Jahr gelang dies völlig überraschend Marin Cilic. Als Nummer 14 der Setzliste spielte sich der Kroate ins Finale vor und konnte es dann gar nicht fassen, dass er dort gegen Kei Nishikori gewann (siehe Foto). Nun ist Cilic zurück an dem Ort seines Triumphes. Dass er ihn wiederholen kann, glaubt er selbst nicht recht, bei den Turnieren in den vergangenen Wochen scheiterte er meist früh. Doch die Erinnerung bleibt ihm. "Wenn ich durch die Gänge spaziere und mir die Fotos der früheren Champions ansehe und auf einmal mein Bild entdecke, ist das einfach ein wunderschönes Gefühl", berichtet Cilic. "Ein Gefühl, das ich mein gesamtes restliches Leben haben werde." Auch wenn er es nicht mehr wiederholen kann - und der Sieger in diesem Jahr wohl wieder Federer, Murray, Wawrinka oder Djokovic heißen wird.

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Novak Djokovic schwächelt zuletzt

Western & Southern Open - Day 9

Quelle: AFP

14 865 Weltranglistenpunkte hat Novak Djokovic gesammelt, ein Drittel mehr als seine Verfolger Andy Murray oder Roger Federer. Doch in New York ist der Serbe nicht uneingeschränkt Favorit. Denn zuletzt zeigte Djokovic Schwächen: Im Finale in Montreal verlor er gegen Murray, in Cincinnati bezwang ihn Federer locker in zwei Sätzen. Die beiden Djokovic-Jäger scheinen endlich ein Rezept gefunden zu haben, wie der Weltranglistenerste zu schlagen ist: Ihn bloß nicht ins Spiel kommen lassen, sondern ihm bedingungslos Angriffstennis aufzudrängen. Ob das in New York auch gelingt? Oder ob Boris Becker seinen Schützling wieder so gut vorbereitet hat wie zuletzt in Melbourne, Paris oder London? Bei allen drei Grand-Slam-Turnieren erreichte Djokovic in diesem Jahr mindestens das Finale.

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Mardy Fish siegt gegen sich selbst

Mardy Fish

Quelle: AP

Auch wenn er die erste Runde vielleicht nicht überstehen wird, womöglich nicht einmal einen Satz gewinnt, schon jetzt ist klar: Der Auftritt von Mardy Fish bei den US Open wird bemerkenswert. Denn um seine Karriere zu beenden, kehrt der 33-jährige Amerikaner an den Ort zurück, an dem er den schwierigsten Moment seiner Laufbahn erlebte. Fish erkrankte vor drei Jahren an Herzrhythmusstörungen und Panikattacken. 2012 musste er das Achtelfinale bei den US Open kurzfristig absagen, weil er extreme Angst hatte, nicht einmal einen Tennisschläger in die Hand nehmen konnte. Doch er hat sich zurückgekämpft. In diesem Sommer spielte Mardy Fish noch einmal drei ATP-Turniere, eine Partie gewann er sogar. Sein Ziel: Er will in einem glücklichen Moment mit dem Tennis aufhören, nicht in einem Moment der Angst.

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Eugenie Bouchard in der Krise

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Quelle: AP

Sie galt als das große Versprechen im Frauentennis, schloss Werbeverträge in Millionenhöhe ab, war auf dem Cover von Frauenmagazinen abgelichtet. Die Kanadierin Eugenie Bouchard schoss im vergangenen Jahr bis auf Rang fünf der Weltrangliste empor. Doch nun ist das Versprechen zur Enttäuschung geworden. Bouchard verliert in Serie, vor einer Woche beim Turnier in New Haven sogar gegen die Qualifikantin Roberta Vinci 1:6, 0:6 - und das in der ersten Runde. Ob die 21-Jährige wieder aus der Krise findet? Einen ersten Schritt hat sie gemacht: Bouchard hat sie sich Hilfe gesucht, sie hat Jimmy Connors, den einstigen Bad Boy des Tennis, verpflichtet, der mit ihr an ihrer Psyche arbeiten soll. Allerdings ist es eher eine lose Zusammenarbeit. Connors ist bereits wieder aus New York abgereist. Erst im Achtelfinale wird er zurückerwartet. Ob Bouchard dann noch dabei ist, bleibt abzuwarten.

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Stadion ohne Dach

US Open -  Arthur Ashe Stadion

Quelle: dpa

Die US Open sind das pulsierendste und glamouröseste Grand-Slam-Turnier. Nirgendwo gibt es so viel Preisgeld zu gewinnen (42,3 Millionen Euro), die Sieger-Trophäe wird beim Juwelier Tiffany in der Fifth Avenue hergestellt, Schauspieler wie Leonardo DiCaprio oder Robert De Niro schauen gerne vorbei. Doch wenn es zu regnen beginnt, ist der Glanz rasch verschwunden. Denn noch immer hat das Arthur-Ashe-Stadion kein Dach. Siebenmal musste das Turnier wegen Regens um einen Tag verlängert werden. Bald wird sich das ändern. Die Bauarbeiten haben begonnen, im August 2016 soll das Schiebedach in Betrieb genommen werden. Eine Regenunterbrechung im Finale kann man in diesem Jahr also zum letzten Mal erleben.

© Süddeutsche.de/rus
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