US Open:Die Schulter hält

Sie redet nicht nicht mehr über Bestmarken, sorgt aber für Respekt: Serena Williams wischt bei ihrem ersten Auftritt in Flushing Meadows alle Zweifel beiseite.

Die Rückkehr der Nummer eins war kurz, schmerzlos und ein Respekt einflößendes Zeichen an die Verfolgerinnen zugleich: Nur 63 Minuten dauerte Serena Williams' erster Auftritt bei den US Open, in denen sie ihre Zweifel an der eigenen Leistungsfähigkeit mit zwölf Assen wegwischte und der Konkurrenz die Hoffnung raubte, in diesem Jahr leichtes Spiel mit einer angeschlagenen und alternden Top-Spielerin zu haben. Beim souveränen 6:3, 6:3 gegen die russische Doppel-Olympiasiegerin Jekaterina Makarowa sahen die Fans im gigantischen Arthur-Ashe-Stadium nichts von den Schulterproblemen, die Williams bei den Olympischen Spielen gequält hatten. Ganz im Gegenteil.

"Alles, was ich trainieren konnte, war meine Beinarbeit."

Die 34-jährige US-Amerikanerin feuerte wie zu besten Zeiten und bewegte sich um Klassen besser als bei allen anderen Turnieren dieser Saison. "Alles, was ich mit meiner Schulterverletzung trainieren konnte, war meine Beinarbeit", erklärte Williams, die nach ihrem Achtelfinal-Aus in Rio eine Pause eingelegt hatte: "Ich konnte keinen Ball schlagen, aber ich wollte fit bleiben. Ich denke, das hat mir heute ein wenig geholfen." Williams erweckt den Anschein, als wolle sie sich selbst kleinreden, als wolle sie nicht mehr die übermenschliche Anführerin ihrer Zunft sein, die immer und überall auf Titel programmiert ist. Im Training, erzählte sie, habe sie mit ihrem Aufschlag zuletzt kaum das Feld getroffen, und überhaupt müsse man sehen, wie sich die Schulter am nächsten Tag anfühle. Sie stellte fest: "Ich kann deutlich besser spielen."

Als Williams beim Turnier in Cincinnati/Ohio verletzt gefehlt und Kerber die Chance zur Wachablösung nur um einen Sieg verpasst hatte, erfasste eine Götterdämmerung das Frauentennis. Lange, das war die einhellige Meinung, würde sich Williams nicht mehr an der Spitze des Rankings halten, den Steffi-Graf-Rekord von 186 aufeinanderfolgenden Wochen auf dem Tennis-Thron würde sie nicht brechen. Auch den 23. Grand-Slam-Titel trauten ihr immer weniger Beobachter zu. Williams selbst beantwortet die Fragen nach den Bestmarken nicht mehr, sie arbeitet lieber im Stillen an ihrer eigenen Legende. So verbissen und konzentriert, dass ihre erste Verfolgerin Angelique Kerber meinte, dass es bei den US Open nur "Serena gegen den Rest des Feldes" heißen könne.

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