US Open:Das ist der Mann, der Kerber zur Nummer eins gemacht hat

Tennis Australian Open 2016

Torben Beltz ist 39 Jahre alt, er war früher US-College-Spieler, der den Durchbruch als Profi nicht schaffte. Jetzt ist er Angelique Kerbers Trainer.

(Foto: Made Nagi/dpa)

Torben Beltz passt so gar nicht in die glitzernde Tenniswelt. Doch die US-Open-Siegerin profitiert von den unkonventionellen Methoden ihren Trainers.

Von Jürgen Schmieder, New York

Wer Torben Beltz begegnet, der denkt sofort: Dieser liebe Kerl mit der Baseballkappe auf dem Kopf kann unmöglich der Trainer einer Profisportlerin sein. Tennislehrer, das sind Typen mit gebräunter Haut und schicken Sonnenbrillen, gesegnet mit dem Talent, die eigenen Pfauenfedern immer ein bisschen prächtiger erscheinen zu lassen, als sie es wirklich sind. Patrick Mouratoglou, der Trainer von Serena Williams, ist ein typischer Tennislehrer. Beltz erinnert einen mit Schlabbershirt und Schlurfegang eher an die Figur Shaggy aus der Comicserie Scooby-Doo.

Beltz, 39, war einst ein passabler Spieler, jedoch nicht getrieben genug für eine Profikarriere. Er kam nach einem College-Aufenthalt in den USA zum deutschen Zweitligisten TC Alsterquelle und lernte dort vor 13 Jahren eine junge Frau kennen, die er für talentiert und vor allem für getrieben genug hielt, seinen Traum von einer Karriere als Tennistrainer zu verwirklichen: Er begleitete Angelique Kerber auf ihrem Weg zum Tennisprofi, mit ihm erreichte sie ihre ersten Weltranglistenpunkte und auch das Halbfinale bei den US Open im Jahr 2011.

Zwei Jahre später trennte sich Kerber von Beltz und engagierte einen typischen Tennistrainer; die Zusammenarbeit mit Benjamin Ebrahimzadeh allerdings, der mittlerweile in der Akademie von Mouratoglou arbeitet, endete bereits nach einer Saison. Sie kehrte zurück zu Beltz, der kein Selbstdarsteller ist, sondern ein Spielerversteher und Spielerflüsterer.

Beltz tritt anders auf als Boris Becker, nicht als Taktiktüftler oder Mastermind

Einer, der Kerber knallhart Kondition bolzen und im Kraftraum Gewichte stemmen lässt, danach jedoch die Stimmung mit einer Partie Backgammon lockert. Einer, der sich weniger als taktischen Tüftler oder Mastermind im mentalen Bereich betrachtet, wie es Boris Becker für Novak Djokovic sein möchte. Einer, der Kerber auch mal in Ruhe lässt und zum Spaziergang in den Park schickt. Beltz sieht sich als Mann für alle Fälle, der Kerber im Training die Bälle zuspielt, mit ihr gemeinsam Gegnerinnen analysiert oder sie mit verrückten Wetten (Fallschirmsprung, Tanzkurs, Achterbahnfahrt) zu Bestleistungen animiert.

Er hat der ehrgeizigen und deshalb häufig an den eigenen Fähigkeiten verzweifelnden Kerber eingeredet, dass ihre Federn tatsächlich so prächtig sind und dass sie bei bedeutenden Turnieren selbstbewusst zur Schau stellen muss.

Beltz selbst verzichtet dabei auf alle Eitelkeiten und rennt deshalb aus Aberglaube bei Grand-Slam-Turnieren so lange unrasiert über die Anlage, bis Kerber ausscheidet oder die Veranstaltung gewinnt. Vor dem Finale der US Open bot er seiner Arbeitgeberin die Wette an, sich bei einem Sieg einen Magnum-Schnauzbart für die bevorstehenden Turniere in Asien wachsen zu lassen, der ihn wieder nicht wie einen typischen Tennistrainer wird aussehen lassen. Das ist jedoch völlig egal. Torben Beltz ist und bleibt Tennistrainer und betreut eine zweimalige Grand-Slam-Siegerin.

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