US Open:Carina Witthöft verplempert ihre Energie

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Carina Witthöft bei den US Open. (Foto: USA Today Sports)

Die junge Deutsche erlebt eine erstaunliche zweite Jahreshälfte. Bei den US Open steht Witthöft in der dritten Runde - und lernt, dass Profitennis ziemlich mühevoll sein kann.

Von Jürgen Schmieder, New York

Natürlich will niemand mehr arbeiten, als er muss, das liegt in der Natur des Menschen. Wer zusätzliche Energie und Nerven investieren muss, um das gleiche Ergebnis zu erreichen, der darf sich darüber genau so grämen, wie es Carina Witthöft am Mittwochnachmittag getan hat. Sie hätte ihre Partie gegen Julia Putinzewa (Kasachstan) nach 73 Minuten Spielzeit beenden können, doch sie vergab zahlreiche Gelegenheiten dazu und musste letztlich zwei Stunden und 44 Minuten lang schuften. Zwischendurch stand sie mit Tränen in den Augen auf dem Platz und forderte ihren Lebenspartner und Trainer Philipp Lang dazu auf, die gut gemeinten Anfeuerungsrufe zu unterlassen.

"Da musste ich alleine durch und hatte keine Lust auf Ratschläge. So was kann passieren - das hat jeder Profi schon mal erlebt", sagte Witthöft nach dem 6:1, 6:7 (1), 6:1. Sie ist 21 und hat daher noch nicht so viele lehrreiche Partien erlebt wie etwa die sieben Jahre ältere Angelique Kerber, die wenig später ebenfalls eine Schwächephase überstand. "Wenn ich noch einmal in so eine Situation gerate, dann weiß ich jetzt, dass ich das schaffen kann", sagte Witthöft: "Ich war körperlich am Ende und musste im dritten Satz die Punkte kurz halten, weil ich nicht mehr so viel laufen konnte. Aber ich habe meine Emotionen kontrolliert und mich durchgebissen."

Witthöft erlebt eine erstaunliche zweite Jahreshälfte

Witthöft erlebt nach durchwachsenem Saisonbeginn eine erstaunliche zweite Jahreshälfte: Die Weltranglisten-102. erreichte in Wimbledon die dritte Runde, in Gstaad das Viertelfinale und bei den kleineren ITF-Turnieren in Prag und Cagne-sur-Mer jeweils das Endspiel. Nun hat sie in New York bereits zwei Partien gewonnen und wird deshalb nach dem Turnier mindestens auf Rang 82 der Weltrangliste geführt werden.

Am Freitag wird sie auf Roberta Vinci treffen, die im vergangenen Jahr überraschend das Finale erreicht hatte. "Ich muss sehen, wie ich mit diesem Slice von ihr zurechtkomme", sagte Witthöft: "Das wird eine gute Herausforderung und Erfahrung für mich." Sie hat bereits viel gelernt, und gegen die Italienerin könnte die nächste Lektion dazu kommen. Ihre Partie gegen Putinzewa war die längste in bei diesen US Open. Das 6:1, 6:3 von Vinci gegen Christina McHale dauerte nur 63 Minuten und wird als eines der kürzesten Matches geführt. Witthöft könnte erfahren, wie hilfreich es bei einem Grand Slam ist, in den frühen Runden so wenig wie möglich zu arbeiten.

© SZ vom 02.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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