US Masters in Augusta:Schwung wie nie

In Augusta will Golfer Woods die Basis für den Grand Slam legen. Dabei kann ihm weder Phil Mickelson noch Ernie Els gefährlich werden. Schlagen kann ihn am Ende wohl nur der Platz.

Petra Himmel

Ein paar ältere Herren gaben am Sonntag auf dem Golfplatz von Augusta National ihr Bestes. Noch waren die Gräser nicht auf Turnierlänge herunterrasiert, die Abschlagsmarkierungen nicht ans hinterste Ende der Bahnen gesetzt. Die wenigen voreiligen Profis, die sich bereits eine Woche vor dem Finaltag der diesjährigen US Masters im amerikanischen Bundesstaat Georgia eingefunden hatten, mussten ihre ersten Trainingslöcher unter normalen Mitglieder-Bedingungen spielen.

US Masters in Augusta: Der Ausnahme-Golfer Tiger Woods gilt heute schon als "lebende Legende".

Der Ausnahme-Golfer Tiger Woods gilt heute schon als "lebende Legende".

(Foto: Foto: dpa)

Wer glaubt, Tiger Woods betrete unter solchen Umständen keinen Platz, sah sich getäuscht. Der Weltranglistenerste kam schon zur Mittagszeit die Magnolia Lane Richtung Klubhaus gefahren, spazierte kurze Zeit später mit Trainer Hank Haney und Freund Mark O'Meara über den Platz. Der Mann hat keine Zeit zu verlieren, er lässt keine Minute ungenutzt, wenn es um die Verwirklichung seines bisher größten Zieles geht: den Grand Slam, also Siegen bei der US Masters, den US Open, den British Open und der US PGA Championship in einer Saison.

Dieses Ziel war für Woods nie greifbarer als in diesem Jahr. Der Grand Slam sei "durchaus machbar", hat er selbst auf seiner Webseite festgestellt und damit ein Ziel fixiert, das jedem anderen Kollegen höchstens in verwegenen Träumen unterkommen würde.

Deutsche rennen hinterher

Auf der stark besetzten US PGA Tour überhaupt ein Turnier zu gewinnen, ist ein Ziel, dem Spieler wie die Deutschen Alex Cejka oder Martin Kaymer hinterherrennen. Ein Major-Sieg schließlich hievt einen Spieler in den Kreis der Großen. Wer zwei Majors gewinnt, schreibt Historie. All das ist für Woods, den 13-maligen Major-Gewinner kein Thema mehr. Mit dem Grand Slam aber hätte er wohl endlich den Titel des weltbesten Golfers der Geschichte sicher.

Bobby Jones, Mitbegründer des Augusta National Golf Clubs, macht ihm mit seinem Grand Slam aus dem Jahr 1930 den Titel noch ebenso streitig wie Jack Nicklaus, der es auf 18 Major-Siege bringt. "Der Grand Slam war jedes Jahr mein Ziel", sagte der inzwischen 68-Jährige in diesen Tagen: "Immer wenn ich im Januar mit der Saisonvorbereitung begann, habe ich mich vor allem deshalb auf die Masters konzentriert." Und weiter: "Es ist ein ziemlich hoch gegriffenes Ziel. Aber für einen wie Tiger ist es machbar."

Bei acht seiner zehn letzten Turnierstarts hat Woods gesiegt, einmal ist er Zweiter und einmal Fünfter geworden - beide Male in einer Spielform, die er selbst nur "grässlich" fand. Die Golfplätze, auf denen die vier Majors in diesem Jahr stattfinden, kennt er bis ins Detail: In Augusta National hat er die Masters bereits viermal gewonnen, in Torrey Pines (US Open) entschied er im Januar zum vierten Mal in Serie das Buick Invitational für sich. In Royal Birkdale schrammte er schon 1998 bei den British Open nur um einen Schlag an einem Playoff vorbei, und in Oakland Hills (PGA Championship) hat er während der Ryder-Cup-Woche 2004 reichlich Erfahrung gesammelt.

Auf der nächsten Seite: "Tiger-Proofing" und kein Raum für Fehlschläge.

Schwung wie nie

Ob sich von Donnerstag an im Weltklassefeld von Augusta ein Konkurrent findet, der dem 32-Jährigen den Sieg streitig machen kann, erscheint unwahrscheinlich. Die Frage ist nicht, ob Phil Mickelson, Ernie Els oder wer auch immer gewinnt - die Frage ist nur, ob Tiger Woods dieses Masters verliert. Schlagen kann ihn am Ende wohl nur der Platz. "Tiger-Proofing" nennen die Amerikaner die Prozedur, mit der man die 18 Löcher von Augusta National vor allem vor den Masters-Turnieren 2002 und 2006 deutlich schwerer machte.

Dem Powergolf, mit dem Woods 1997 als 21-Jähriger bei seinem ersten Sieg den Platz übermannte, wollte man keine Basis mehr bieten. Seitdem hat der Platz nicht nur an Länge gewonnen, sondern bestraft dank Neuanpflanzungen von Bäumen, dem Neubau von Bunkern, der Veränderung von Spielwinkeln und der Einführung von Roughs ungenaues Spiel erbarmungslos. Nur so lassen sich Siege wie der des Kanadiers Mike Weir aus dem Jahr 2003 und der des Texaners Zach Johnson 2007 erklären.

Kein Raum für Fehlschläge

Der Begriff Powergolf ist mit dem Bild dieser kleinen, schmächtigen Gestalten nicht wirklich kompatibel. Johnson attackierte vier Runden lang kein einziges Par-5-Loch mit dem zweiten Schlag. Sein exzellentes Spiel mit den kurzen Eisen bescherte ihm trotzdem den Sieg, so wie seinem Vorgänger Weir hervorragendes Putten. Wenn es überhaupt eine Schwäche gibt, über die Woods in dieser Woche stolpern könnte, ist es sein manchmal unkontrollierter Schlag mit dem Driver.

Raum für Fehlschläge rechts und links gibt Augusta seit dem Tiger-Proofing nicht mehr. Im Gegenteil: Nach Platzverschärfungen an insgesamt drei Bahnen ist der Spielraum für Fehler in diesem Jahr noch einmal geringer geworden. Woods aber gibt sich selbstbewusst, was diese Ungenauigkeit seines Spiels anbelangt. Die Mechanik des Schwungs beherrscht er demnach wie nie zuvor: "Ich habe inzwischen gelernt wie ich Schwungprobleme auf der Stelle beheben kann." Der Start zum Grand Slam kann beginnen.

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