US-Fußball:Ibrahimovic will in die USA wechseln

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Etwas wehmütig zum Abschied aus Paris: Zlatan Ibrahimovic.

(Foto: AFP)
  • Zlatan Ibrahimovic verhandelt mit Los Angeles Galaxy.
  • Sein kolportierter Wechsel zeigt, welch groteske Züge Transfers und Kaderplanung in der US-Liga annehmen können.
  • LA Galaxy könnte ein Trick bei der Verpflichtung des Schweden helfen.

Von Jürgen Schmieder, Los Angeles

Es gibt eine bezeichnende Geschichte über Zlatan Ibrahimovic. Vor zwei Jahren wurde er um eines seiner Trikots für eine Versteigerung gebeten, damit die schwedische Nationalmannschaft geistig behinderter Spieler zur WM in Brasilien fahren konnte. "Was zur Hölle willst du mit einem Trikot?", entfuhr es ihm, und dann fragte er: "Was kostet der Trip?" Dann überwies er 38 000 Euro. Diese Summe entsprach ungefähr dem Tagessatz, den er damals bei Paris Saint-Germain verdiente.

Vor Kurzem hat Ibrahimovic seinen Abschied aus Paris verkündet - er verhandelt derzeit mit Los Angeles Galaxy über einen Wechsel in die nordamerikanische Profiliga MLS. Für sich betrachtet ist das keine große Meldung, schließlich passt der schwedische Angreifer perfekt ins Beuteschema der Liga: ein alternder Star mit noch immer herausragenden Fähigkeiten, der in Los Angeles mit überdimensionierten Plakaten empfangen wird und für seine Dienste mit einem Gehalt entlohnt wird, das nur geringfügig unter den neun Millionen Euro pro Spielzeit liegen dürfte, die er in Paris bekommen hat. Wenn überhaupt.

Es lohnt jedoch, diesen kolportierten Wechsel in einem anderen, größeren Zusammenhang zu betrachten - weil er verdeutlicht, wie diese Liga funktioniert und welch groteske Züge Transfers und Kaderplanung dort annehmen können.

Für David Beckham wurde eine neue Regel installiert

Die Gehaltsobergrenze der MLS liegt in dieser Saison bei 3,66 Millionen Dollar. Pro Verein. Für diese Summe allerdings würde Ibrahimovic noch nicht einmal einen seiner talentierten Füße haben. Aus diesem Grund gibt es die sogenannte Designated Player Rule (DPR), sie geht zurück auf David Beckham, der im Jahr 2007 einen Fünf-Jahres-Vertrag bei LA Galaxy unterschrieben und dafür 32,5 Millionen Dollar bekommen hat. Derzeit erlaubt die MLS jedem Verein drei solcher Spieler, deren Gehalt mit nur jeweils 457 500 Dollar zur Gehaltsgrenze gerechnet wird - bei einer Verpflichtung während der Saison gar nur mit 228 750 Dollar.

In dieser Woche veröffentlichte die MLS sämtliche Gehälter ihrer Spieler, durch diese Transparenz wird ersichtlich: Kaká verdient beim Orlando City FC in dieser Spielzeit 7,17 Millionen Dollar, Sebastian Giovinco (Toronto FC) 7,12 Millionen und Steven Gerrard (LA Galaxy) 6,13 Millionen. Toronto bezahlt seinen Spielern trotz der offiziellen Obergrenze Gehälter von insgesamt 21,8 Millionen Dollar. Das liegt an der DPR, aber auch an der Regel mit dem Namen Targeted Allocation Money, die es Klubs erlaubt, Spielern mehr zu bezahlen. Die ist derart kompliziert, dass der Toronto FC etwa Tim Bezbatchenko als Manager beschäftigt - der ist nicht unbedingt ein Fußballexperte, sondern direkt aus der Regelabteilung der MLS nach Toronto gewechselt.

Was noch in dieser Liste steht: Mittelfeldspieler Nigel de Jong (Niederlande) verdient bei LA Galaxy nur 500 000 Dollar, Verteidiger Ashley Cole (England) gar nur 327 625 Dollar. Das liegt daran, dass LA seine Designated-Player-Plätze bereits an Giovani dos Santos, Steven Gerrard und Robbie Keane vergeben hat. "Da war ein bisschen politische Arbeit nötig, um diese Spieler doch zu bekommen", sagt Trainer und Manager Bruce Arena: "Wir haben uns strikt an die Regeln gehalten."

Die Regeln erlauben Schlupflöcher

Bei de Jong wurde vereinbart, dass er in der kommenden Saison den Platz von Gerrard (Karriereende) bekommen und mit diesem dann deutlich höheren Gehalt auch für die laufende Spielzeit kompensiert wird. Bei Cole übernimmt der AS Rom, der den Verteidiger unbedingt loswerden wollte, einen Teil des Salärs. Es ist ein Schlupfloch, gewiss, aber eines, das den Regeln entspricht und von der Liga geduldet wird. Schließlich kommen noch mehr Stars in die USA.

LA Galaxy könnte diese Strategie nun erneut verwenden, um Ibrahimovic zu verpflichten - sie wurde ja bereits für legal erklärt: Sie könnten ihm in der laufenden Saison 228 750 Dollar bezahlen (sie müssten einen oder mehrere Spieler entlassen oder veräußern, um unter der Gesamt-Obergrenze zu bleiben) und ihm in der kommenden Spielzeit jene Millionen garantieren, die er gerne haben möchte - sie müssten dann nur einen der noch verbleibenden Designated Players (dos Santos und Robbie Keane) loswerden. Es könnte freilich auch sein, dass die MLS dann vier solcher Spieler erlaubt, Gespräche über eine Regeländerung gibt es bereits.

Immenses Gehalts-Gefälle

Was einem noch auffällt bei den Gehältern, ist ein immenses Gefälle innerhalb eines Kaders. Das wurde bei der Partie zwischen dem Orlando City FC und den New York Red Bulls vor zwei Wochen deutlich: In der 19. Spielminute begann ein Angriff über Kaká (Jahresgehalt: 7,17 Millionen Dollar). Der Ball kam über Darwin Cerén (174 375 Dollar) und Cyle Larin (177 000) zu Kevin Molino (121 400). Der schoss das 1:1. Kaká gratulierte einem Spieler zum Torerfolg, der pro Jahr weniger verdient als der Brasilianer pro Woche.

Ob das der Stimmung in der Umkleidekabine förderlich sein wird, wenn da künftig Ibrahimovic neben, sagen wir, Bradford Jamieson sitzen wird? Der Stürmer verdient in dieser Saison gerade einmal 63 000 Dollar.

Es gibt übrigens noch eine Geschichte über Ibrahimovic. Als David Beckham im Jahr 2013 verkündete, sein Gehalt bei PSG einer Stiftung für unterprivilegierte Kinder in Paris zu überlassen, da sagte Ibrahimovic: "Wer mein Gehalt bekommen sollte? Zlatan! Die Kinder von Paris sollten mir Geld dafür geben, dass sie in der gleichen Stadt wie ich sein dürfen. David Beckham übrigens auch. Nennt es die Zlatan-Stiftung." Diese Stiftung dürfte künftig in Los Angeles sitzen.

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