Unzufriedene Eintracht:Planlos in die Nacht

Nach dem 1:1 gegen Ingolstadt fordern die Fans die Entlassung von Armin Veh. Fragt sich nur noch: Wann muss er gehen?

Von Tobias Schächter, Frankfurt

Als die Spieler von Eintracht Frankfurt sich nach einigem Zögern nach dem 1:1 gegen den FC Ingolstadt doch noch vor ihre Fankurve trauten, wurden sie zunächst mit Applaus empfangen. Die Leistungssteigerung in der zweiten Halbzeit hatte das Publikum einigermaßen versöhnt. Ein frühes 0:1 (8.) durch ein Elfmetertor von Moritz Hartmann (SGE-Verteidiger David Abraham hatte im Strafraum die Hand zu Hilfe genommen) verwandelte die Eintracht in der zweiten Halbzeit noch in ein Unentschieden, Marco Russ hatte per Kopf getroffen (69.), die Frankfurter danach viele Chancen zum möglichen Siegtreffer vergeben.

Den Vorwurf, nicht alles versucht zu haben, konnte dieser Elf niemand machen. Doch mit dem Trainer Armin Veh war das Publikum nicht nachsichtig. Veh steht in Frankfurt seit Wochen in der Kritik. Schon beim Verlesen seines Namens vor dem Anpfiff gab es Pfiffe, Mitte der ersten und Mitte der zweiten Halbzeit ertönten laute "Armin raus"-Rufe. Und als nach dem Abpfiff der Applaus für die Spieler abklang, wurde wieder aus tausenden Kehlen die Ablösung des Trainers gefordert.

Eintracht Frankfurt v FC Ingolstadt - Bundesliga

Befreiungsschlag im Abstiegskampf verpasst: Die Eintracht spielt zuhause gegen Ingolstadt nur 1:1 - der Frankfurter Haris Seferovic leidet sichtlich.

(Foto: Simon Hofmann/Getty Images)

Die Stimmung ist negativ - Veh wird wohl spätestens im Sommer entlassen

Sieben Spiele ist die Eintracht jetzt ohne Sieg und bleibt nach Spieltag 25 auf Relegationsplatz 16. Sportdirektor Bruno Hübner stellte enttäuscht fest: "Das Unentschieden ist zu wenig: Wir treten auf der Stelle." Ein klares Bekenntnis zu Veh vermied Hübner, stattdessen sagte er auf die Frage nach der Zukunft des Trainers: "Die Reaktion im Stadion ist natürlich kontraproduktiv. Wir lassen das jetzt zuerst einmal sacken und entscheiden dann." Der Vorstandsvorsitzende Heribert Bruchhagen, normalerweise nach Heimspielen der erste, der den Reportern Rede und Antwort steht, tauchte nicht im Kabinentrakt auf. Auch der sonst so mitteilungsbedürftige Vorstand Axel Hellmann wollte sich nicht äußern. Und Armin Veh? Auf die Frage nach seiner Zukunft antwortete der 55-Jährige: "Ich weiß nicht, keine Ahnung."

Es entstand der Eindruck, dass die Eintracht-Bosse vor diesen vorher häufig als "Endspiel für den Trainer" klassifizierten 90 Minuten einen Plan im Fall eines Sieges (Veh bleibt) und einer Niederlage hatten (Veh muss gehen). Aber nach diesem 1:1 und der ordentlichen zweiten Halbzeit waren offenbar noch einmal intensive Gespräche nötig. Wobei am Samstagabend noch nicht klar war, wann am Sonntag das Training stattfindet. Das teilt Veh normalerweise nach der offiziellen Pressekonferenz mit, an diesem Tag tat er das nicht.

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Die Stimmung gegen den Trainer ist so negativ, dass spätestens nach der Saison eine Trennung zwangsläufig zu sein scheint. Ob der mit einer Richtlinienkompetenz ausgestattete Bruchhagen, der im Sommer nach 13 Jahren in Rente geht, Veh aber schon jetzt entlässt? Bruchhagen erklärte jüngst, die Eintracht sei ein "trainerstabiler" Klub. Aber er sagte auch: "Wir werden es nicht so laufen lassen." Die Stimmung ist schlecht, der Trainer nicht mehr gelitten und in Torjäger Alexander Meier fällt der wichtigste Spieler derzeit aus. Es gibt nicht viel, das für die Eintracht und in der Konsequenz für Veh spricht.

Metzelder sollte Bruchhagens Nachfolger werden - er sagte ab

Torschütze Marco Russ aber erinnerte daran, dass vor dem letzten Abstieg der Eintracht in der Saison 2010/11 der Trainer Michael Skibbe acht Spieltage vor Saisonende entlassen wurde - und die Mannschaft dennoch "sang- und klanglos" abgestiegen sei. Und überhaupt, so Russ: Der Vorstand solle jetzt in die Mannschaft hineinhören und auf die erfahrenen Spieler hören. Deren Urteil, so Russ, laute: Die Mannschaft stehe zu Veh. Ob der aber am Sonntag noch das Training der Eintracht leitet?

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Sicher ist: Nach Christian Nerlinger schlug am Samstag auch Christoph Metzelder das Angebot der Eintracht aus, im Sommer Nachfolger des Vorstandsvorsitzenden Heribert Bruchhagen zu werden. Metzelder galt als Favorit der Führungsriege. Der ehemalige Nationalspieler, der derzeit unter anderem Geschäftsführer einer Sportmarketingagentur ist, erklärte, er habe sehr "interessante Gespräche" mit dem Aufsichtsrat geführt. Die "Offenheit der Hessen" habe ihn überrascht. Er habe aber eine andere Berufs- und Lebensplanung, sagte Metzelder. Die sportlich prekäre Situation macht der Eintracht auf allen Ebenen große Sorgen.

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