Kurzes Gedankenexperiment: Wie würde man wohl einen Spieler feiern, der bei einem deutschen WM-Sieg im Finale der beste Mann auf dem Platz ist? Und woran erinnert man sich? Immer an das Tor und nicht an den, der Tore verhindert hat. Dabei hätte Jerôme Boateng, der in diesem Spiel wirklich alles ablief, abgraste und abblockte, was so ankam, es verdient, immer in Kombination mit Mario Götze genannt zu werden. Das Faszinierende: In dieser Saison hat der Münchner Berliner auf diesem Niveau einfach weitergemacht. In Pep Guardiolas System, in dem sehr weit vorne verteidigt wird und das an Innenverteidiger fußballerisch hohe Ansprüche stellt, läuft Boateng ab, grast Boateng ab und blockt Boateng ab, was so kommt.
Er ist in einer Kombination beweglich, robust, groß, schnell und technisch stark wie vielleicht kein anderer Abwehrspieler. Wo er früher öfter mal für eine formschöne, aber meist unnötige Grätsche gut war, spielt er jetzt mit einer inneren Ruhe, mit der höchstens Manuel Neuer oder ein Koala auf Valium konkurrieren können. Das fiese an dem Spiel von Innenverteidigern ist, dass man es im Stadion wegen der besseren Spielübersicht viel eher zu würdigen weiß, als am Fernseher. Bekommt bei Münchner Heimspielen daher kaum weniger Szenenapplaus als Arjen Robben oder Franck Ribéry.
(schm)