Rudi Völler, der Sportchef des Fußball-Bundesligisten Bayer Leverkusen, hat am Donnerstag Michael Ballacks Berater Michael Becker in die Schranken gewiesen und den ehemaligen Nationalspieler selbst zu mehr Courage aufgefordert. Dem Rechtsanwalt Becker drohte Völler sogar mit einem Stadionverbot. "Er hat die dunkelgelbe Karte bekommen. Es ist das letzte Mal gewesen, dass er uns so angegriffen hat. Das wird nie wieder geschehen, sonst ist er das letzte Mal bei uns im Stadion gewesen", sagte er auf einer Pressekonferenz vor dem Spiel am Samstag (15.30 Uhr) beim VfB Stuttgart.
Zugleich echauffierte sich Völler über Ballack, der sich in der Diskussion um seine Person in den vergangenen Tagen verkrochen hatte. "Ich erwarte von Michael, dass er sich selbst äußert, und nicht seinen Berater vorschickt, der Jurist ist und meint, die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben", sagte Völler, und fügte an: "Versteck' dich nicht in deinem Schneckenhaus." Völler hatte wegen einer Grippe die Schlammschlacht zwischen dem Klub und dem Ballack-Lager eine Woche lang von zu Hause aus verfolgt.
Vor der Pressekonferenz hatten Völler, Leverkusens Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser und Becker in einem Sechs-Augen-Gespräch die Vorkommnisse der vergangenen Tage erörtert. Zudem hat Völler auch mit Ballack noch einmal über die Turbulenzen gesprochen, die Holzhäuser mit einem Interview vor einer Woche ausgelöst hatte.
Da hatte der Bayer-Boss das Projekt Ballack bei Bayer für gescheitert erklärt. Becker hatte anschließend behauptet, sein Mandant sei ein Bauernopfer, mit dem der Klub von Problemen mit Trainer Robin Dutt ablenken wolle. Da man sich nicht vom Coach trennen könne, müsse ein anderer Sündenbock her, sagte Ballacks Berater.
Ein Lob gibt's erst zum Schluss
Völler war nach eigenen Angaben nicht über Holzhäusers Vorpreschen informiert, nahm seinen Kollegen aber in Schutz. Er könne einige Aussagen unterstreichen, halte den Zeitpunkt des Interviews jedoch für verfrüht.
Der ehemalige DFB-Teamchef geht davon aus, dass Ballack seinen Vertrag bis zum Saisonende erfüllen und den Klub nicht vorzeitig in Richtung USA verlassen wird, wie bereits spekuliert wurde. Völler lobte zum Ende der Pressekonferenz seinen einstigen Lieblingsspieler sogar noch. Der 35-Jährige sei "ein richtig toller Charakter", auch wenn das manchmal nicht so rüberkomme. Trotz der massiven Kritik am früheren Nationalmannschaftskapitän und dessen Umfeld hält Völler die Verpflichtung des 35-Jährigen nach wie vor für richtig.