Vorfälle im Europapokal:Union Berlin verurteilt antisemitische Angriffe

Fussball, Herren, Saison 2021/2022, UEFA Europa Conference League (Gruppe E, 2. Spieltag), 1. FC Union Berlin - Maccabi

Das Olympiastadion - rot erleuchtet, weil Union seine Europapokalpartien dort austrägt.

(Foto: Matthias Koch /imago)

Nach den Vorfällen im Spiel gegen Maccabi Haifa bittet der Klub die Betroffenen um Entschuldigung, die Polizei ermittelt. Auch in anderen Partien kommt es zu Ausschreitungen oder rassistischen Vorfällen.

Am Freitagmorgen veröffentlichte das Junge Forum der Deutsch-Israelischen Gesellschaft nochmals eine Botschaft, bedankte sich für die Solidarität, erklärte, dass der Großteil der Union-Fans die Gäste freundlich empfangen und sich einige schon im Stadion mit ihnen solidarisiert hätten.

Das Statement war im Kontext zu einer Meldung am Abend zuvor zu lesen, denn da berichtete die Gruppe und am Freitag auch die Polizei Berlin von antisemitischen Vorfällen beim Spiel der Conference League zwischen Union Berlin und Maccabi Haifa (3:0). Eine besondere Partie, weil zum ersten Mal eine israelische Mannschaft im Berliner Olympiastadion spielte, Stätte der Nazi-Spiele von 1936. Weil die Alte Försterei nicht den Anforderungen der Uefa genügt, trägt Union seine Europapokalspiele im Berliner Westen aus.

Das Forum berichtete, dass man im gemischten Fanblock antisemitisch beleidigt und bedroht worden sei. Die Polizei leitete ein Verfahren wegen Volksverhetzung ein. Außerdem versuchte ein Mann, eine kleine Israel-Handfahne anzuzünden. Wie ein Augenzeuge im Interview mit dem Spiegel sagte, seien andere Union-Fans eingeschritten, um das zu verhindern. Auch ein Zivilpolizist beobachtete den Vorfall, zudem berichtete die Polizei Berlin von einem Mann, der mehrfach "Sieg Heil" gerufen haben soll. Er wurde festgenommen.

In der Partie zwischen Royal Antwerpen und Eintracht Frankfurt landet ein Böller neben Torhüter Kevin Trapp und explodiert

Union Berlin veröffentlichte am Freitag ein Statement und verurteilte die Angriffe. "Dieses Verhalten ist beschämend und nicht tolerierbar. Wir bitten die Betroffenen um Entschuldigung", wird Union-Präsident Dirk Zingler zitiert. Der Klub meldete sich auch persönlich bei den Betroffenen.

Es war ein Abend im europäischen Fußball mit zahlreichen Vorfällen vor den Stadien und auf den Tribünen, wo wieder Fans in größerer Anzahl die Spiele verfolgen können. Bei der Partie zwischen Royal Antwerpen und Eintracht Frankfurt (0:1) flog ein Böller in den Strafraum von Torhüter Kevin Trapp und explodierte unmittelbar neben ihm - er musste behandelt werden und konnte danach weiter machen. Laut Hessischem Rundfunk sollen vor der der Partie 100 Randalierer aus Deutschland festgenommen worden sein.

Das Spiel zwischen Olympique Marseille und Galatasaray Istanbul wurde für acht Minuten unterbrochen, weil im Istanbul-Block Rauchbomben gezündet wurden. Rund um das Spiel meldete die französische Polizei drei verletzte Polizisten und fünf Verhaftungen.

In Prag wurde der schwarze Glasgow-Profi Glen Kamara bei der Begegnung gegen die Rangers von Jugendlichen ausgebuht. Sparta Prag war eigentlich wegen Rassismus-Vorfällen zu einem Geisterspiel verurteilt worden, durfte aber 10 000 Kinder und Jugendliche im Alter zwischen sechs und 14 Jahren einladen. Der schottische Klub wandte sich wegen der Vorfälle an die Uefa, wie Trainer Steven Gerrard mitteilte. Prag veröffentlichte dagegen am Freitag ein Statement, wehrte sich gegen die Darstellung und spricht von "unbegründeten Rassismusvorwürfen" gegen Kinder. Der tschechische Außenminister kündigte sogar an, am Montag wegen des Vorfalls den britischen Botschafter einzubestellen.

In Warschau haben sich Fans in einer Choreographie über den anti-rassistischen Protest von Gegner Leicester City lustig gemacht. Während das englische Team vor dem Spiel kniete, eine Geste gegen Rassismus und Polizeigewalt, zeigten die polnischen Fans ein Banner mit der auf englische verfassten Aufschrift "Kniet vor seiner Majestät" und buhten die Aktion aus. Allerdings schlossen sich auch zwei Warschauer Spieler der Geste an.

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