In Barcelona müssen sie sich ja wieder Gedanken über mögliche Europa-League-Gegner machen; und das merkte man auch am Sonntag. In der ehrwürdigen Zeitung La Vanguardia war dem wundersamen 1. FC Union Berlin, der die Bundesliga vor dem 12. Spieltag anführte, ein ganzseitiger Artikel gewidmet, der mit einem Wunsch endete: "Möge die Magie weitergehen." Die Bitte wurde erhört: Eine Woche nach der Niederlage beim VfL Bochum drehte Union einen 0:1-Rückstand gegen Borussia Mönchengladbach, durch einen Siegtreffer von Danikho Doekhi, der in der 97. Minute fiel. Gladbachs Trainer Daniel Farke wurde damit der 46. Geburtstag am Ende verdorben. Union verteidigte in letzter Minute die Tabellenführung.
Der Sonntag wäre auch der Geburtstag einer weitaus berühmteren Gestalt des Fußballs gewesen: der 2020 verstorbene Diego Armando Maradona wäre 62 Jahre alt geworden. Das Schiedsrichterteam hätte die Gelegenheit gehabt, sich eine Mini-Hommage zu Ehren des Schöpfers der "Hand Gottes" zu beteiligen. Und ließ sie verstreichen.
FC Bayern und die Nationalmannschaft:Achse mit geprelltem Eckgelenk
Der Bayern-Block ist pünktlich zur WM gut drauf - wären da nicht die Hüfte von Thomas Müller und die Schulter von Manuel Neuer. Für den Torwart ist es das dritte Turnier mit Verletzungsvorgeschichte.
Nach gut einer halben Stunde hatte Rani Khedira aus 20 Metern aufs Tor geschossen, und der Ball landete abgefälscht im Netz. Schiedsrichter Harm Osmers zeigte zum Mittelkreis. Doch der Videoschiedsrichter meldete sich, dass Sheraldo Becker den Ball mit dem - an den eigenen Körper angelegten - Ellbogen berührt hatte. Regeltechnisch war die Annullierung einwandfrei, wie sie es bei der WM 1986 gewesen wäre, als Maradona den Ball ins Tor der Engländer boxte. Wenige Minuten später erzielte dann Borussia Mönchengladbach die überraschende Führung. Im Anschluss an einen Eckstoß von Lars Stindl drückte Nico Elvedi den Ball aus sechs Metern ins Netz.
Bis dahin war das Spiel überwiegend in der Hand der Unioner gewesen. Sie hatten sogar mehr Ballbesitz als die Mönchengladbacher. Es mangelte jedoch an Chancen von der Qualität der Torgelegenheit, die Janik Haberer ausließ (7.). Aber: Je länger die Partie dauerte, desto eindeutiger wurden die Torgelegenheiten der Gäste. In der 24. Minute musste Frederik Rönnow einen Freistoß von Alassane Plea quasi aus dem Winkel holen, nach dem 1:0 hätte Marcus Thuram fast das 2:0 für Gladbach erzielt. Einen langen Pass lupfte er mit der Hacke über den herausstürzenden Rönnow hinweg; den auftrumpfenden Ball setzte Thuram per Kopf auf das Netz des verwaisten Tores.
In der zweiten Halbzeit erhöhte sich der Druck Unions, auch durch die Wechsel von Trainer Urs Fischer. Gladbach hingegen versteifte sich aufs Verteidigen - und wurde bestraft: durch den Ausgleich des eingewechselten Kevin Behrens, der eine Flanke von Diogo Leite per Kopf verwertete (79.). Gladbachs Torwart Tobias Sippel sah dabei furchtbar aus, er erwischte mit der Faust bloß den Kopf von Behrens, nicht den Ball. Bei einer weiteren Flanke griff Sippel daneben, doch Behrens setzte diesmal den Ball übers Tor. Gladbach wankte jetzt, ein Kopfballtor von Trimmel (87.), bei dem Sippel wieder danebengriff, wurde aberkannt. Doch dann kam Doekhi - und traf per Kopf.