Union Berlin siegt:Die Alte Försterei bleibt uneinnehmbar

Fussball, Herren, Saison 2021/2022, 1. Bundesliga (3. Spieltag), 1. FC Union Berlin - Borussia Mönchengladbach), Niko G

Niko Gießelmann 2. v.l., erzielt das Tor zum 1:0 gegen Torhüter Yann Sommer.

(Foto: Matthias Koch /imago images/Ma)

Die letzte Heimniederlage ist fast ein Jahr her: Union Berlin besiegt zu Hause auch Borussia Mönchengladbach. Deren neuer Trainer Adi Hütter kämpft weiter mit den Umständen des Saisonstarts.

Von Javier Cáceres, Berlin

Ende vergangener Woche setzte der Sportinformationsdienst eine Eilmeldung ab, die ein wenig von der gestiegenen Anerkennung für den 1. FC Union Berlin erzählte. In der Conference League hätten die Köpenicker eine "machbare Gruppe" zugelost bekommen, meldete die Nachrichtenagentur. Das war erstaunlich. Sind doch die Gegner Maccabi Haifa, Feyenoord Rotterdam und Sparta Prag mehr oder weniger etablierte Größen des Kontinents. Zumindest im Vergleich zum 1. FC Union, der seinerseits vor zwei Jahren noch in der zweiten Liga kickte.

Aber es hilft ja nichts: Union zieht seine Kreise. Oder, wie man es auch sagen könnte: macht immer wieder einen Schritt nach vorn. Das Stadion An der Alten Försterei erwies sich auch am Sonntag als uneinnehmbar, und dieses Adjektiv trägt längst erstaunliche Züge. Die letzte Heimniederlage datiert vom ersten Spieltag der Saison 20/21. Das jüngste Opfer wurde nun Borussia Mönchengladbach, mit 2:1 (2:0) siegten die Berliner. "Bittere Pille, bittere Niederlage", resümierte Adi Hütter, Trainer der Gladbacher.

Der Österreicher, der von neun möglichen Punkten nur einen geholt hat, hatte vor der Reise nach Berlin größere Umbauarbeiten vornehmen müssen - unter anderem fehlten Matthias Ginter (Corona) sowie die schwerer verletzten Stefan Lainer (Sprunggelenksbruch) und Marcus Thuram (Innenbandriss am Knie). Sein Team überstand die erste Chance durch Christopher Trimmel (3.) und übernahm bald die Kontrolle über das Spiel.

Doch den ersten Fehler im Aufbauspiel des Gegners - Louis Jordan Beyer leistete sich einen fatalen Fehlpass - nutzte Union, um in Führung zu gehen. Zugang Genki Haraguchi, der ähnlich zu gefallen wusste wie der neu aus Fürth zu Union gestoßene Paul Jaeckel, bediente Niko Gießelmann, und dieser ließ einen Kopfball folgen, den Gladbachs Torwart Yann Sommer wohl nur hätte halten können, wenn er fünf Zentimeter größer wäre (22.).

Auch dem zweiten Treffer ging ein Gladbacher Fehler voraus, auf den die Köpenicker reagierten wie Piranhas auf einen Tropfen Blut im Amazonas. Diesmal patzte Borussias Kapitän Lars Stindl am gegnerischen Strafraum - dann vollendete Stürmer Taiwo Awoniyi nach einem Doppelpass mit Max Kruse (42.). Trotz der Führung gab es in der Pause bei Union in der Kabine auch Selbstkritik konstruktiver Natur. Fußballerisch sei die Partie "kein Schmankerl" gewesen, gab Kruse nach der Partie zu bedenken, für seinen Geschmack spielte Union zu viele lange Bälle. In der Vorsaison hätten die Unioner richtig guten Fußball gespielt. Dazu sollte man zurückfinden, fand Kruse.

Und bei den Gladbachern? Schaute man sich in der Kabine an und fragte sich, wieso es eigentlich 0:2 stand, erzählte Jonas Hofmann (der übrigens bei DAZN bestätigte, dass er in Mönchengladbach bleiben werde). Trainer Hütter, der mit dem fußballerischen Vortrag seiner Mannschaft weitgehend zufrieden war, wechselte Patrick Herrmann und Denis Zakaria ein, sie kamen für Hannes Wolf und Christoph Kramer.

Die Gladbacher bemühten sich um ein porentief reines Spiel, doch ihrem Vortrag fehlte eine Prise innere Überzeugung. Die Chance, die Alassane Pléa vergab, stand dafür fast schon sinnbildhaft. Pléa hatte jeden Platz der Welt, um allein aufs Tor von Andreas Luthe zuzustürmen und abzuschließen. Doch er ließ sich so viel Zeit, dass es wirkte, als suchte er erst noch auf Google Maps nach den genauen Koordinaten des Ziels. Die Folge: Timo Baumgartl bekam noch ein Bein dazwischen (54.).

Der Rest war ein Spiel, wie Union es liebt: Aus einer kompakten defensiven Ordnung, an der alle Mannschaftsteile aufopferungsvoll mitarbeiteten, setzte man ohne Hektik auf Konter, mit noch mehr Konsequenz wäre ein höherer Sieg möglich gewesen. "Wenn es um Leidenschaft, Wille und Solidarität geht, muss man der Mannschaft ein dickes Kompliment machen", sollte Unions Trainer Urs Fischer später sagen. Ein paar Schreckmomente durch die Gladbacher Zakaria und Joe Scally (71./79.) gab es noch, am Ende auch einen Anschlusstreffer durch Jonas Hofmann. Es fiel in der Nachspielzeit - also zu spät, um den 2:1-Sieg der Unioner zu gefährden, obwohl es kurz vor Schluss noch einmal Hektik gab.

Und das bedeutete am Ende: Gladbach wartet weiter auf den ersten Saisonsieg, Union ist in dieser Saison ungeschlagen und nach drei Spieltagen im sicheren Mittelfeld. "Das gibt uns Selbstvertrauen für die schwierigen Aufgaben, die anstehen", sagte Unions Trainer Fischer. Sein Gladbacher Hütter griff in das Lexikon militärischer Begriffe: "Stahlhelm aufsetzen - da müssen wir durch."

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