Bundesliga:Ein Beben im roten Trikot

1. FC Union Berlin - Borussia Dortmund

Doppeltorschütze Marius Bülter nach seinem zweiten Treffer.

(Foto: Paul Zinken/dpa)
  • Borussia Dortmund verspielt durch ein 1:3 bei Aufsteiger Union Berlin die Tabellenführung.
  • Für die Berliner ist es der erste Saisonsieg.
  • Spieler wie Marco Reus und Julian Brandt üben Kritik an der Einstellung auf Seiten des BVB.

Von Saskia Aleythe, Berlin

Marius Bülter war schon einmal Torschützenkönig und das ist gar nicht so lange her. Vor etwas mehr als einem Jahr in der Regionalliga West. Der SV Rödinghausen feierte damals seinen Superstürmer und seine 20 Tore, doch gefühlt ist das ja dann doch eine Ewigkeit her: Weil Bülter nun beim 1. FC Union Berlin spielt und am Samstagabend Szenen für die Vereinschroniken lieferte. Gut, bei so einem Aufsteiger gibt es viele erste Male, aber Bülters Ballaktionen hatten durchaus gewichtigen Charakter: Als er nach 22 Minuten eine Ecke von Kapitän Christian Trimmel im Netz hinter Dortmunds Roman Bürki versenkte, ging ein Beben im roten Trikot durch das Stadion an der Alten Försterei. Und es sollte an diesem Abend auch nicht mehr aufhören.

Bülter ließ sich feiern, nach 50 Minuten noch einmal bei seinem zweiten Treffer und als nach 75 Minuten Sebastian Andersson zum 3:1 einschob, guckte der fast ungläubig in der Jubeltraube seiner Kollegen. Und formte mit den Händen ein Herz Richtung Zuschauertribüne. Ein Sieg gegen Borussia Dortmund! Entgeistert schauten die Dortmunder zu, wie ihre Tabellenführung nach und nach auseinander bröckelte. Für die Unioner war das 3:1 (1:1) schon jetzt das Spiel der Saison, man weiß ja nicht, wann sowas noch einmal passiert. "Wir waren eklig", sagte Trainer Urs Fischer und wenn man in die Gesichter der Dortmunder schaute, mussten sie das genauso empfunden haben. Am Ende des Abends stand da ein fünfter Platz in der Tabelle. "Wir haben uns im gesamten Spiel komplett dumm angestellt", sagte Marco Reus am Sky-Mikrofon.

Mit der ersten Halbzeit war Dortmunds Trainer Lucien Favre gar nicht so unzufrieden, er nannte sie "korrekt", 1:1 stand es zur Pause. Zahlreiche Torchancen, die durchaus in die Kategorie "gefährlich" gehören, hatte der BVB dort zählen können, mal durch Reus (14.), mal durch Sancho (18.). Dann war es aber Marius Bülter, der zum 1:0 nach einem Eckball traf (20.), "der war einstudiert", sagte er später. Was Dortmund nicht zu verteidigen wusste, auch wenn man Standards freilich auch das eine oder andere mal trainiert. "Das werden wir sicherlich ansprechen", kommentierte Sebastian Kehl, Chef der Lizenzspielerabteilung. Schon drei Minuten später traf Paco Alcácer dann zum 1:1. Die Führung der Unioner hielt also bis dahin nur kurz, dennoch machte Fischer einen Effekt auf den weiteren Spielverlauf aus: "Das gibt dir eine gewisse Zuversicht."

"Du hast gemerkt, dass die Berliner heute einen größeren Willen hatten"

In der zweiten Halbzeit trübten Pyrotechniker aus beiden Fanlagern die Sicht, was die Heimmannschaft allerdings nicht daran hinderte, den Überblick zu behalten. Erneut konnte Dortmund eine Situation nicht klären, Bürki zeigte gegen Sebastian Andersson zwar noch eine feine Fußabwehr, Bülter nutzte allerdings den Nachschuss zur Führung. "Ich habe selber nicht damit gerechnet", sagte der Berliner zu seinen zwei Toren, "aber jetzt ist es ein geiles Gefühl". Favre ging mit der zweiten Halbzeit schließlich kritischer um, was angesichts von null Torchancen auch angebracht war. "Wir haben die Konzentration verloren und die Geduld. Unsere zweite Halbzeit war nicht gut", sagte er. Allzu sehr wollte er mit seiner Mannschaft nicht in die Kritik gehen, deutete aber an, was offensichtlich war: "Wir müssen bereit sein, 100 Prozent zu verteidigen, alle zusammen."

Deutlicher wurden die Spieler selber. "Wir glauben manchmal, dass wir mit der Qualität einfach unsere Spiele gewinnen", sagte Marco Reus. Dass die Einstellung mangelhaft war und mancher die Aufgabe gegen den Aufsteiger unterschätzt hatte, fasste Julian Brandt in die Worte: "Du hast gemerkt, dass die Berliner heute einen größeren Willen hatten." Der BVB leistete sich immer wieder einfache Ballverluste, auch weil Union trotz 30 Grad konzentriert an der eigenen Sensation arbeitete. Das Erlebnis Bundesliga hatte für sie mit einem 0:4 gegen RB Leipzig begonnen, das 1:1 beim FC Augsburg war ein wichtiges Remis - nun stehen sie mit vier Punkten auf Rang zehn.

Und während die Dortmunder in die Kabinen verschwanden, sang Köpenick noch immer.

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