Union Berlin:Und dann kam Kruse

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Jubel nach dem 3:3: Max Kruse. (Foto: Bernd König /Imago)

Ein "wirklich verrücktes Spiel" droht den Berlinern gegen Frankfurt nach 2:0-Führung noch verloren zu gehen, bis dem Ex-Nationalspieler mal wieder etwas "wirklich außergewöhnliches" gelingt.

Von Nico Fried, Berlin

Ein Fußballspiel besteht aus zwei Halbzeiten, aber es kann trotzdem in drei Teile zerfallen. Auch kann so ein Spiel Unentschieden enden, obwohl beide Mannschaften zwischendurch schon mal wie der sichere Sieger aussehen. So lässt sich die Begegnung Union Berlin gegen Eintracht Frankfurt zusammenfassen, die schließlich 3:3 endete. Noch präziser brachte es der Berliner Torhüter Andreas Luthe auf den Punkt: "Ein wirklich verrücktes Spiel."

Als Schiedsrichter Tobias Reichel die Begegnung anpfiff, hatten die Gastgeber bis auf eine unermüdliche Gesangsgruppe außerhalb des Stadions zwar kein Publikum im Rücken, wohl aber eine Serie von sieben Spielen, die sie nicht verloren hatten, sowie drei Siege in Folge. Und noch ehe man als Zuschauer eine Bratwurst im Brötchen vertilgt hätte, wenn es denn einen geöffneten Bratwurststand gegeben hätte, lagen für die Berliner beim Spielstand von 2:0 auch die nächsten drei Punkte schon zur Abholung bereit. Doch am Ende des Spiels würde Union-Trainer Urs Fischer die erstaunliche Analyse anbieten: "Ich glaube, das hat uns nicht so in die Karten gespielt, diese Führung."

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101 Sekunden brauchte Union Berlin für den Führungstreffer, nach fünf Minuten stand es 2:0. Frankfurts Nationaltorhüter Kevin Trapp hatte den Unionern mit einem Torwartfehler, den er später "superungünstig" nannte, ebenso geholfen, wie Verteidiger Martin Hinteregger, der mit einer robusten Attacke im Strafraum einen Elfmeter verursachte. Robert Andrich aus spitzem Winkel und Max Kruse vom Punkt nutzten ihre Chancen.

Kevin Trapp, der den Ball vor der Berliner Führung schon in den Händen gehalten hatte, ehe der sich wieder verabschiedete, bezeichnete den Auftakt des Spiels als "mit das Schlimmste, was passieren kann". Und nach 20 Minuten hätte Union sogar noch höher in Führung liegen können, wenn auch Mittelstürmer Taiwo Awoniyi wenigstens eine von drei großen Gelegenheiten verwertet hätte. "Katastrophal" sei das gewesen, sagte später Eintracht-Trainer Adi Hütter.

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Teil zwei der Begegnung begann dann, als die Unioner, wie Trainer Fischer monierte, wegen der Führung "zu passiv" ans Werk gingen und die Eintracht nach 25 Minuten doch noch die Orientierung fand. Bis dahin hatten die Frankfurter nur einmal in Richtung Tor geschossen, wobei Filip Kostic aber nur seinen Mitspieler Bas Dost traf. Ein langer Pass von Daichi Kamada kam kurz darauf schon bedeutend genauer.

Union-Torhüter Andreas Luthe fiel dem Ball der Länge nach hinterher wie eine Bahnschranke, was es da Silva leicht machte, mit einem coolen Heber den Anschlusstreffer zu erledigen. Ein "ganz ekliger Ball" sei das gewesen, erinnerte sich Luthe nach dem Spiel. "Ich muss mit den Fingerspitzen rankommen, aber es hat nicht gereicht." Zehn Minuten später stand da Silva wieder richtig und köpfte eine Freistoßflanke von Kostic ins Tor. "Katastrophal", befand nach dem Spiel Union-Trainer Urs Fischer mit Blick auf diese Phase.

Und es kam noch schlimmer für Union, als Bas Dost die Frankfurter in der 79. Minute sogar in Führung brachte. Spiel zugunsten der Eintracht gedreht, Serien der Berliner beendet, Haken dran. Von wegen. Teil drei des Spiels bestritt ein Mann praktisch alleine: Max Kruse. Der Antreiber der Berliner hatte sich bis dahin bemüht, war viel gelaufen, hatte sich aber auch gelegentlich frustriert gezeigt, wenn Mitspieler sich immer wieder mal festgelaufen hatten.

In der 82. Minute kullerte dem Neu-Berliner dann selbst der Ball in der Nähe des Frankfurter Strafraums von rechts vor die Füße. Kruse zog ab, linker Vollspann, plus ein bisschen Frust zur weiteren Beschleunigung: 3:3. Trainer Urs Fischer konnte kaum glauben, was er sah. Er habe den Schuss extra noch einmal auf den Bildern der hinter dem Tor postierten Kamera studiert: "Die Flugbahn ist wirklich außergewöhnlich."

Union Berlin blieb damit im achten Spiel ungeschlagen. Die Trainer zeigten sich letztlich zufrieden mit dem Unentschieden. Und Max Kruse hatte nach dem unterhaltsamen Dreiteiler sogar noch eine Art Sieger ausfindig gemacht: "Solche Spiele müssen auch mal sein, die tun dem Fußball gut."

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