Neven Subotic bei Union Berlin:Wie geschaffen für Köpenick

Bundesliga - Neven Subotic beim Spiel FC Augsburg gegen Union Berlin

Emsig wie einst: Neven Subotic (rechts, vor dem Augsburger Florian Niederlechner) ist nach zwei Jahren wieder in die Bundesliga zurückgekehrt.

(Foto: Philippe Ruiz/imago)

Sozial, frei von Luxussüchten oder Allüren: Neven Subotic, einstige Integrationsfigur beim BVB, soll die jungen Spieler des Liganeulings Union Berlin anleiten.

Von Javier Cáceres, Berlin

Neulich, nach dem ersten Heimspiel des 1. FC Union, machte ein Foto die Runde, das aufhorchen ließ. Im öffentlichen Personennahverkehr, jener Berliner Institution, die unter Eingeborenen wegen der vielfältigen Pannen oft genug für Entrüstung sorgt, war ein großer, sportlicher Mann zu entdecken, den man dort nach einem Bundesligaspiel eher nicht vermutet hätte. Sein Name: Neven Subotic, 30, Profi - und seit diesem Sommer in Diensten des Bundesliganeulings aus Köpenick.

Es sind Episoden wie diese, die Mitarbeiter des Klubs schon jetzt schwärmen lassen. Subotic passe vom Typ her wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge zu Union, sagen sie. Er sei extrem sozial, frei von Luxussüchten oder Allüren, die es in diesem Geschäft ja auch gibt. Erst recht, wenn jemand, so wie Subotic, zwei Mal den Pokal und die Meisterschaft gewonnen hat - mit einem der Spitzenklubs der Liga, der an diesem Samstag um 18.30 Uhr in Köpenick antreten wird: Borussia Dortmund. Neun Jahre lang spielte Subotic als Innenverteidiger beim BVB, der derzeit mit sechs Punkten und 8:2 Toren Tabellenführer der Bundesliga ist. "Defensiv wird das ein Abenteuer werden", sagte Subotic am Mittwoch. "Wenn Sancho da mit gefühlt 200 km/h angerannt kommt, (Marco) Reus tief läuft und Paco (Alcácer) auch noch seine Lücke sucht, können wir uns nicht die Fehler erlauben, die wir in Augsburg hatten."

Dort, in Augsburg, holte Union immerhin den ersten Bundesligapunkt seiner Geschichte. Das war fürs Gemüt der Unioner von herausragender Bedeutung, am Auftaktwochenende der Saison waren sie gegen RB Lepizig noch 0:4 unter die Räder gekommen. Für Subotic, vormals bei AS Saint-Étienne beschäftigt, war die Partie auch persönlich wichtig. Das erste Spiel im neuen Dress war auch das erste nach einer dreimonatigen Verletzungspause - er hatte mit seinem Knie zu kämpfen.

"90 Minuten durchzuspielen in der Hitze, das war ein Härtetest", sagte Subotic und berichtete, dass er einen solchen auch an den Tagen danach bewältigt habe. Nun gehe es darum, "so viele Spiele wie möglich zu machen", um sich weiterentwickeln zu können: "Das meine ich mannschaftsspezifisch, nicht auf mich persönlich bezogen." Was sich Union von dem ablösefrei aus Frankreich nach Köpenick gewechselten Subotic versprach, liegt auf der Hand: Erfahrung.

Wertvolle Erkenntnisse zum Ligastart

Nur die Spieler von zwei anderen Klubs hatten vor der Saison gemeinsam weniger Bundesligaroutine gesammelt als die von Union mit ihren insgesamt 1 082 Einsätzen: Fortuna Düsseldorf (1 023) und Mitaufsteiger SC Paderborn (123). Und das, obwohl Union zurzeit noch 31 Spieler beschäftigt. Subotic ist mit 209 Einsätzen für Mainz, Dortmund und Köln einer von nur vier Unionern, die auf mehr als hundert Einsätze in der Bundesliga kommen - neben Marcel Schmiedebach, Christian Gentner und Anthony Ujah. Erfahrung weiterzugeben, so sagte es Subotic sinngemäß vor der Saison im Vereinsmagazin, bedeute vor allem, gegenzusteuern, wenn bei unerfahreneren Spielern "Emotionen die Oberhand gewinnen".

Genau das spielte, trotz Gentner und dem eingewechselten Ujah, beim 0:4 gegen RB Leipzig eine entscheidende Rolle. Am Ende hing die Pleite dem Neuling nicht gar so lang in den Kleidern wie es zu befürchten gewesen war. Das war, von Köpenick aus betrachtet, die vielleicht wertvollste Erkenntnis des zweiten Spieltags.

"In Augsburg haben wir eine Entwicklung gezeigt, die unbedingt nötig war", sagt Subotic, man sei angekommen. Dem Duell mit dem BVB, für den er 263 Pflichtspiele bestritt, blickt er gleichwohl mit Realismus entgegen: "Die Chancen sind nicht besonders hoch. Aber es gibt sie." Und auch wenn er sich der Borussia ziemlich stabil verbunden fühlt ("Der BVB ist ein Teil meines Seins"), so verspricht er doch, "auf eine Überraschung hinzuarbeiten".

In der vergangenen Saison wäre den Berlinern eine solche Überraschung fast gelungen. In der zweiten Runde des DFB-Pokals siegte der BVB gegen Union 3:2, durch einen Foulelfmeter in der Nachspielzeit der Verlängerung. Für Unions Tore sorgte Sebastian Polter, 28, der sich in puncto ökologischer Fußabdruck noch einiges beim S-Bahn-Fahrer Subotic abschauen kann. Polter wohnt 500 Meter vom Stadion entfernt, er fährt mal mit dem Fahrrad, oft aber auch mit dem Auto zur Arbeit. "Eigentlich ein bisschen beschämend", sagt Polter. Wobei er sich auch im eigenen Auto konzentrieren und regenerieren könne. Zeit ist dafür: Auch in Köpenick steht man mitunter im Stau.

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