Bundesliga:Hölle für Berlin, verbale Ohrfeige für Leipzig

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  • Union Berlin geht im ersten Bundesligaspiel des Vereins mit 0:4 (0:3) gegen RB Leipzig unter.
  • Halstenberg, Sabitzer, Werner und Nkunku schießen die Tore.
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Von Javier Cáceres, Berlin

Der Bundesliganeuling 1. FC Union Berlin hat am Sonntag ein ausgiebiges Bad in einem Ozean namens Realität genommen. In ihrem ersten Erstligaspiel seit dem Abstieg aus der DDR-Oberliga 1989 unterlagen die Köpenicker dem Vorjahres-Dritten RB Leipzig mit 0:4 (0:3) - und waren damit sogar noch gut bedient, zeitweise wirkte der 56. Bundesliga-Novize der Geschichte dramatisch überfordert. Einziger Trost für die Unioner: Der Champions-League-Teilnehmer Leipzig zählt nicht zu den Mannschaften die man auf Augenhöhe vermuten muss.

Berlins Mittelfeldspieler Grischa Prömel war trotzdem bedient. Er sagte: "Wir sind nicht in die Liga gekommen, um uns jede Woche so abschlachten zu lassen." Leipzigs Trainer Julian Nagelsmann nahm das Ergebnis mit Humor zur Kenntnis.

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"Es hätte auf jeden Fall schlimmer kommen können", sagte er. Der Partie war das Statement Unions vorangegangen, dass man auch in der ersten Liga angetreten ist, um das Establishment zu ärgern. Unter dem Applaus sämtlicher Fans des 1. FC Union (und den Verwünschungen der Leipziger Anhänger) zitierte Stadionsprecher Christian Arbeit aus einem Manifest des "Wuhle-Syndikats", der Organisation der Union-Ultras. Und verkündete, dass man das tun werde, "was wir immer getan haben: Haltung bewahren". Es war die gewissermaßen offizielle Unterstützung des 15-minütigen Stimmungsboykotts, den die Fans Unions gegen das "Kommerzprodukt" RB Leipzig angekündigt hatten. Und durchhielten.

Wem Mitbestimmung in einem Verein wirklich wichtig sei, der sei eingeladen, "lautstark zu schweigen", sprach Arbeit in das Mikrofon - und rief auch die Mitgliederzahl Unions in Erinnerung. Das war eine wenig verklausulierte Anspielung auf die gerade einmal siebzehn Vereinsmitglieder von Leipzig, eine verbale Ohrfeige sozusagen. Die Hölle solle das Stadion nach den 15 Minuten der Stille entfachen, hatte Arbeit gefordert. Die Hölle bereiteten dann aber die Leipziger ihren Gastgebern - mit einem Fußball, der unter Trainer Julian Nagelsmann weniger Umschalt- und mehr Ballbesitzspiel zeigt als noch unter Ralf Rangnick.

Einem schüchternen Beginn hatte Union ein paar gelungene Offensivaktionen folgen lassen, unter anderem durch Stürmer Sebastian Andersson. Just, als der Fanprotest beendet wurde, traf Linksverteidiger Marcel Halstenberg zu der insgesamt verdienten Führung. Marcel Sabitzer hatte den Ball quer auf die linke Seite gespielt; weil Suleiman Abdullahi vergessen hatte, den Rückwärtsgang einzuschalten, stand Halstenberg dort völlig frei und konnte den Ball ins rechte Eck schlenzen (16.).

Unions Mangel an Kreativität ist nicht zu kaschieren

Nach einem Fehler von Union-Kapitän Grischa Prömel, der den Ball in der eigenen Hälfte nach einem schlechten Abwurf von Torwart Rafal Gikiewicz an Halstenberg verlor, erhöhte Marcel Sabitzer zum 2:0 (28.). Danach war die Defensive Unions völlig von der Rolle. Einem Schnitzer von Innenverteidiger Robert Andrich folgte ein Lupfer von Yussuf Poulsen an die Querlatte; es blieb daher seinem Sturmpartner Timo Werner vorbehalten, das 3:0 zu erzielen - ebenfalls nach Indisponiertheiten in der Union-Abwehr (42.).

Nach der Pause wechselte Unions Trainer Urs Fischer den Stürmer Anthony Ujah für den enttäuschenden Zugang Christian Gentner ein. Es war das Signal an sein Team, dass es ihm wichtiger ist, aufrecht zu sterben als auf Knien zu leben. Die Leipziger ließen freilich nicht erkennen, dass sie gewillt waren, Gnade walten zu lassen. Einer guten Gelegenheit von Werner folgte eine Doppelchance durch Marcel Sabitzer und Diego Demme, die Unions Torwart Gikiewicz vereitelte. Erst danach versuchte Union, das Spielgeschehen in die gegnerische Hälfte zu verlagern, doch ihr Mangel an Kreativität im Spielaufbau war nicht zu kaschieren.

In der 69. Minute nutzte Leipzigs eingewechselter PSG-Einkauf Christopher Nkunku den komatösen Zustand der Berliner Abwehr zum 4:0. Es war ein Tor von der Stange - zumindest im Vergleich zum Spektakel, das die 22 467 Zuschauer lieferten. Sie feierten bis zum Schlusspfiff jede halbwegs gelungene Aktion, jedes Zeichen von Mut wie einen Triumph. Sie wissen aus anderen Schlachten, dass Kämpfe gegen das Establishment schwierig sind.

© SZ vom 19.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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