Union Berlin:Matchball im Abstiegskampf

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Spricht seiner Mannschaft ein Kompliment aus: Christian Gentner, Torschütze zum 2:0 gegen Köln. (Foto: Martin Meissner/dpa)

Durch den Sieg in Köln steht Union Berlin kurz vor dem Klassenerhalt. Vor dem Spiel gegen Paderborn am Dienstag soll nun ein Kurz-Trainingslager für den entscheidenden Fokus sorgen.

Die Glückshormone sprudelten bei den Profis von Union Berlin, der erste Sieg seit 110 Tagen hatte sie freigesetzt. Nach dem verdienten 2:1 (1:0) beim 1. FC Köln schien der Abstiegskampf für den Kultklub schon gewonnen zu sein - den Rest besorgte die Aussicht auf einen Matchball, der einfacher kaum wirken könnte. "Kein Spiel ist leicht", sagte Union-Stürmer Marcus Ingvartsen also pflichtschuldig, "aber jetzt spielen wir zu Hause. Gegen Paderborn. Da müssen wir es einfach zu Ende bringen."

Schon an diesem Dienstag (20.30 Uhr/Sky) empfängt Union den abgeschlagenen Tabellenletzten, der nur noch in den kühnsten Rechenspielen eine Chance auf den Klassenverbleib hat. Danach wollen die Berliner dann selbst Klarheit haben: Der ersten Bundesligasaison der Vereinsgeschichte soll definitiv eine weitere folgen. Schon jetzt sind es beruhigende sieben Punkte Vorsprung vor den Abstiegsplätzen, bei nur noch drei Spielen.

Dass der kleine Klub aus Köpenick überhaupt so entspannt durch die letzten Wochen der Saison kommt, gehört zu den Überraschungen dieser Spielzeit. Die Mannschaft habe sich daher ein "Riesenkompliment" verdient, sagt der erfahrene Mittelfeldspieler Christian Gentner, der mit seinem Tor zum 2:0 (67.) für die Vorentscheidung in Köln gesorgt hatte: "Es war nicht zu erwarten, dass wir nach 31 Spielen so dastehen." Besonders bemerkenswert ist das, weil die Corona-Krise den Berlinern im Endspurt ihren vermeintlich größten Trumpf geraubt hat: die Wucht der eigenen Fans, vor allem im engen Stadion An der Alten Försterei. Seit dem Neustart muss die Mannschaft von Urs Fischer zeigen, dass sie auch im Wettkampf Elf gegen Elf einen Platz in der Liga verdient hat, ohne äußere Einflüsse. Und das gelingt.

Denn das Duell in Köln war schwierig, für die Beine, aber auch für den Kopf. Nach sieben Ligaspielen ohne Sieg wuchs der Druck, in der Tabelle wurde es enger. Aber Fischers Mannschaft antwortete mit einer reifen Vorstellung. Union drückte den Kölnern selbstbewusst deren eigenes Spiel auf und lief am Ende neun Kilometer mehr als der FC. Dass Union die Spielidee des Schweizer Trainers Fischers im zweiten Jahr voll verstanden hat, sieht man. "Wir haben versucht, den Jungs in den schweren Phasen zu helfen", sagte Fischer, "aber in erster Linie muss der Spieler selbst den Kopf freibekommen. Ich habe die Mannschaft schon vor dem Spiel in Köln sehr fokussiert und ruhig erlebt."

Vieles spricht nun also dafür, dass sie in Berlin am späten Dienstagabend den Klassenverbleib feiern werden. Die finale Vorbereitung findet in einem Kurz-Trainingslager statt: Direkt nach dem Spiel gegen Köln reiste die Mannschaft an den Scharmützelsee nach Brandenburg, um sich einzustimmen auf den finalen Schritt, immer mit einem großen Ziel vor Augen: "Wir konnten den Fans keine ganze Saison schenken", sagt Gentner, "deshalb wollen wir nächste Saison wieder Erstligaspiele haben. Dann mit voller Hütte."

© SZ vom 15.06.2020 / sid, SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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