Union Berlin:Für die Schatzkiste

Neven Subotic 1:0 / Freude / Emotion / jubelnd / Jubel nach 1:0 / / Fußball Fussball / DFL Bundesliga Herren / Saison 2

Wie man sich bettet, so liegt man: Neven Subotic freut sich über das 1:0 gegen Augsburg, sein erstes Tor für Union Berlin.

(Foto: O.Behrendt/imago)

Durch das 2:0 im direkten Duell zieht das Team in der Tabelle an Augsburg vorbei - Neven Subotic trifft in der Bundesliga erstmals seit fünf Jahren.

Die deutsche Fußballwelt ist eine bundesligafixierte Fußballwelt, und so hatte es einen gewissen Charme, dass Neven Subotic sich gegen die Interpretation verwahrte, er habe am Samstag sein erstes Tor seit fünf Jahren erzielt. Sein letztes Tor, sagte Subotic, habe er in Frankreich erzielt, als er zwischen Januar 2018 und Sommer 2019 bei AS Saint-Etienne spielte. Gleich drei Mal durfte er dort jubeln. Andererseits stimmte die Rechnung mit dem Jahrfünft, die ihm nach dem 2:0-Sieg des 1. FC Union unter die Nase gerieben wurde. Mehr oder weniger jedenfalls. Subotics Tor war tatsächlich sein erster Bundesligatreffer seit Mai 2015, damals traf er noch für Borussia Dortmund. Das Tor gegen die Augsburger komme daher in "die Schatzkiste der Erinnerungen", erklärte Subotic. Das Spiel Unions eher nicht so.

Oder vielleicht doch? Erinnerungen speisen sich ja nicht nur aus behaglichen Augenblicken der Wonne und harmonischen Bewegungen, sondern auch aus Tagen der Überwindung. Nachdem er bekannt hatte, dass es "auf der B-Note für Style" nicht gut weggekommen wäre, sprach Subotic gar von einem "superekligen Spiel" und auch davon, dass es Momente gegeben habe, in denen man gedacht habe: "Das ist ja kein Fußball mehr!" Auch die konziliantesten unter den Union-Fans wussten das. Der Sieg ließ sie aber über Unzulänglichkeiten hinwegsehen. Zumal er ein kleines Überholmanöver bedeutete. Denn die Augsburger stehen in der Tabelle wegen des um drei Treffer schlechteren Torverhältnisses hinter dem Bundesliganeuling. Sie haben nun in den vergangenen drei Spielen drei Mal verloren. Augsburgs Trainer Martin Schmidt beliebte dennoch zu scherzen. "Ich habe daheim doch einen Punkt gegeben, da dachte ich schon, dass das zurückkommt", sagte er in Erinnerung an das 1:1 der Hinrunde, damals der erste Punkt der Bundesligageschichte Unions - und in Anspielung auf die landsmannschaftlichen Bande zu Unions Trainer Urs Fischer, der wie Schmidt aus der Schweiz stammt.

Fischer wiederum war voll des Lobes für Subotic, der allein schon deshalb als der etwas andere Profi gilt, weil er mit der S-Bahn zur Arbeit nach Köpenick fährt und eine Stiftung unterhält, die armen Menschen in Äthiopien hilft. "Ich mag es ihm wirklich gönnen", sagte Fischer, "er zählt zu den Führungsspielern und tut unserer unerfahrenen Mannschaft gut." Das kann man auch in Zahlen ausdrücken. Subotic ist einer von nur fünf Spielern im Union-Kader, die eine dreistellige Zahl an Bundesliga-Einsätzen aufweisen. Lediglich der frühere Wolfsburger und Stuttgarter Christian Gentner (395) hat unter den Köpenickern mehr Erstliga-Partien vorzuweisen als Subotic (222).

Die mit Abstand meisten Partien davon hat der Serbe für Dortmund bestritten, am Samstag Unions nächster Gegner. An Dortmund hat Subotic ausnehmend gute Erinnerungen in der Schatzkiste, als er dort mal mit dem 1. FC Köln vorbeischaute (und ein 0:0 errang), wurde er von den Dortmunder Fans vor der Tribüne gefeiert, daran denkt er mit großer Rührung zurück. Die alte Verbundenheit wird ihn aber nicht davon abhalten, zumindest den Versuch zu unternehmen, das 17. Bundesligator seiner Karriere zu erzielen. "Vielleicht habe ich noch eins in mir, ich weiß es nicht", sagte Subotic, "ich hoffe es auf jeden Fall." Wichtiger ist ihm freilich, das Spiel ohne Gegentor zu beenden. Denn Verteidiger ist und bleibt er, durch und durch.

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