Gladbachs Unentschieden gegen Wolfsburg:Dritter mit gedämpfter Laune

Gladbachs Unentschieden gegen Wolfsburg: Wolfsburgs Diego (links) und Gladbachs Granit Xhaka rangeln um den Ball - am Ende steht es 2:2.

Wolfsburgs Diego (links) und Gladbachs Granit Xhaka rangeln um den Ball - am Ende steht es 2:2.

(Foto: AFP)

Es geht hin und her - am Ende trennen sich Borussia Mönchengladbach und der VfL Wolfsburg 2:2: Gladbach kann zum ersten Mal in der Saison ein Heimspiel nicht gewinnen, doch das Unentschieden reicht, um an Dortmund vorbeizuziehen und auf dem dritten Tabellenplatz zu überwintern.

Von Ulrich Hartmann, Mönchengladbach

"Merde", schimpfte in französischer Muttersprache der Schweizer Lucien Favre, als er grantig in die Kabine zurückeilte. Der Trainer von Borussia Mönchengladbach hätte gerne auch das neunte Heimspiel der Saison gewonnen, doch dieser Wunsch wurde ihm im finalen Hinrundenspiel gegen den VfL Wolfsburg durch ein spätes Gegentor aus leichter Abseitsstellung verdorben. Das ärgerte den Perfektionisten Favre, der dennoch selig sein darf nach dieser Hinrunde.

Das 2:2 (0:0) gegen Wolfsburg sichert Gladbach einen süßen Winterschlaf auf dem dritten Tabellenplatz, weil man sich an Dortmund vorbeischleichen konnte. Wolfsburg bleibt in Lauerstellung auf Platz fünf. "Wenn du nach so einem 2:2 enttäuscht bist, ist das ein gutes Signal", sagte Favre nach seiner Beruhigungsphase. Auch Wolfsburgs Trainer Dieter Hecking fand das Remis angemessen. Die Erwartungen bleiben hoch.

An diesem vierten Advent hatte sich Gladbach eine historische Gelegenheit geboten. Tabellendritter nach der Hinrunde war der Verein zuletzt vor 19 Jahren gewesen. Nach acht Heimsiegen in Serie mussten die Gladbacher und ihre verwöhnten Fans allerdings vier Minuten vor Schluss das 2:2 durch Bas Dost hinnehmen. Zuvor hatten sie Mitte der zweiten Halbzeit binnen fünf Minuten einen 0:1-Rückstand gedreht und waren durch spektakuläre Treffer von Raffael und Juan Arango selbst mit 2:1 in Führung gegangen. Enttäuscht ging allerdings niemand heim. Das Publikum war auf seine Kosten gekommen.

Beim letzten Mal, als Gladbach nach der Hinrunde Dritter war, gab es noch keine Drei-Punkte-Regel, der Trainer war Bernd Krauss, der Torwart Uwe Kamps, der Spielmacher Stefan Effenberg, der Torjäger Heiko Herrlich. Das ist 19 Jahre her. Jetzt ist Gladbach wieder Dritter im Halbjahr - und hat 33 Punkte. Noch besser war die Borussia nur vor 37 Jahren: 1976 war Gladbach nach der Hinrunde Erster - und wurde später Meister. Der Trainer war Udo Lattek, der Torwart Wolfgang Kneib, der Abwehrchef Rainer Bonhof, der Torjäger Jupp Heynckes. Diese Borussia-Legenden gewannen die bislang letzte Meisterschaft.

Es spielt sich mithin Bedeutsames ab dieser Tage. Der Trainer heißt Favre, der Torwart Marc-André ter Stegen, der Spielgestalter Raffael, der Torjäger Max Kruse. Diese Namen haben noch nicht den Klang der historischen Helden, doch die Mannschaft ist auf einem guten Weg, sich in der Klubgeschichte zu verewigen. Favre macht sich aber keine größeren Illusionen: "Dortmund wird in der Rückrunde zurückkommen", sagte er mit fester Stimme. "Bayern Erster, Dortmund Zweiter. Punkt."

Auch im letzten Spiel 2013 boten die Gladbacher dem Publikum noch mal Spektakel. Nach vielen vergebenen Großchancen auf beiden Seiten ließen sie kurz nach der Pause zunächst Wolfsburg den Vortritt und gewährten Diego viel Raum, sodass jener in der 53. Minute den Ball zum 1:0 ins Tor spitzelte. Danach ließen sie sich aber nur sechs Minuten Zeit, um den Rückstand aufsehenerregend umzubiegen.

Zunächst schloss Raffael ein sehenswertes Solo mit einem noch sehenswerteren Schuss zum 1:1 ab (59.), kurz darauf setzte Arango dem Geschehen die Krone auf, als er einen Freistoß aus 27 Metern mit seinem Lieblingsfuß (links!) in den rechten Winkel des Wolfsburger Tors drosch. Anlass zu Gladbacher Ärger boten in der Folgezeit leichtfertig vergebene Großchancen. Dennoch war das 2:2 ein angemessenes Ende.

Beide Teams setzten imposante Serien fort. Wolfsburg ist seit neun Spielen (sechs Siege, drei Unentschieden) unbesiegt, Gladbach seit acht (sechs Siege, zwei Unentschieden). Beide sind damit hinter Bayern (zuletzt acht Siege) die trendstärksten Bundesligisten, was bei den Fans am Niederrhein bereits Vorfreude auf den 24. Januar schürt. Dann eröffnen die Gladbacher daheim gegen die Bayern die Rückrunde. Der umworbene Torwart ter Stegen (Barcelona) wird dann noch dabei sein - seine langfristige Zukunft könnte sich indes bald klären. "Wir müssen realistisch sein - aber alle hoffen", sagte Favre am Sonntagabend. Das klang nicht euphorisch.

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