Umstrittene WM-Vergabe an Katar:Auch Beckenbauers Name fällt

Franz Beckenbauer im Zwielicht wegen der WM-Vergabe an Katar

Langjährige Weggefährten: Franz Beckenbauer, ehemaliges Mitglied im Exekutivkomitee der Fifa, und Sepp Blatter, Präsident des Fußball-Weltverbands

(Foto: Christof Koepsel/Getty Images)

Als die Fifa die Fußball-WM 2022 nach Katar vergab, war Franz Beckenbauer Mitglied des entscheidenden Gremiums. Nun taucht sein Name erstmals im Zuge der Korruptionsvorwürfe auf. Zwei Hauptsponsoren fordern endlich Klarheit.

Im Zuge der Korruptionsaffäre um die Vergabe der Fußball-WM 2022 an Katar kommen neue Details ans Licht, erstmals fällt in Medienberichten auch der Name von Franz Beckenbauer.

Laut der britischen Sunday Times und der BBC hat die Schlüsselfigur Mohamed Bin Hammam Beckenbauer zusammen mit Managern eines Hamburger Unternehmens nach Doha eingeladen - und zwar fünf Monate nach der Wahl des Wüstenstaats zum WM-Ausrichter.

Beckenbauer, bei der Entscheidung für Katar Mitglied im Exekutivkomitee des Weltverbandes Fifa, gab auf Anfrage der Sunday Times dazu keinen Kommentar ab. Die beteiligte Firma, die Beckenbauer zeitweise als Berater beschäftigte, erklärte, bei dem Treffen seien mögliche Investitionen Katars in die Seeschifffahrt diskutiert worden. Zu einem Vertragsabschluss sei es nicht gekommen.

Wie Spiegel Online berichtet, gibt es allerdings bei Beckenbauer "keine Belege für Geldtransfers oder sonstige Deals" im Zusammenhang mit Bin Hammam - anders als bei zahlreichen anderen Personen.

Bereits in der vergangenen Woche hatte die Sunday Times berichtet, der katarische Unternehmer und ehemalige Fifa-Vizepräsident Bin Hammam habe mehrere Offizielle des Weltverbandes mit insgesamt 3,7 Millionen Euro geschmiert, um die WM in sein Heimatland zu holen. Nun schreibt das Blatt, Bin Hammam habe weitere 1,25 Millionen Euro für Stimmen aus Asien ausgegeben.

Garcia kündigt Bericht an

Die doppelte Vergabe der Endrunden 2018 nach Russland und 2022 steht im Fokus der Ermittlungen der Fifa-Ethikkommission mit Chefermittler Michael Garcia, der seine Untersuchung am Montag abschließen will und sechs Wochen später einen Bericht vorlegen will.

Zwei Hauptsponsoren der Fifa übten am Wochenende Druck aus. "Der negative Tenor der öffentlichen Debatte ist weder gut für das Ansehen des Fußballs noch der Institution Fifa noch der Partner", erklärte der deutsche Sportartikelhersteller Adidas. Man sei aber "zuversichtlich, dass diese Untersuchung mit hoher Priorität behandelt wird". Der japanische Elektronikkonzern Sony erklärte, man erwarte eine "angemessene Ermittlung" angesichts der Vorwürfe.

Laut den neusten Medienberichten soll Bin Hammam neben den millionenschweren Überweisungen auch seine wirtschaftlichen und politischen Kontakte missbraucht haben. So sei es Ende Oktober 2010, kurz vor der Wahl Katars, zu einem Treffen mit Wladimir Putin, damals Premierminister Russlands, gekommen, um "bilaterale Beziehungen im Sport" zu diskutieren.

Auch ein Gas-Deal zwischen Thailand und Katar sei von Bin Hammam, der von der Fifa inzwischen lebenslang gesperrt ist, eingefädelt worden. Die BBC berichtet von Treffen der katarischen Königsfamilie mit neun Mitgliedern des Fifa-Exkos, darunter auch Fifa-Präsident Joseph Blatter. Das katarische WM-Organisationskomitee hatte die Vorwürfe bislang vehement bestritten. Bin Hammam habe weder eine offizielle noch eine inoffizielle Rolle im OK gespielt.

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