Süddeutsche Zeitung

Umsätze von Fußballvereinen:Reicher, immer reicher

  • Der FC Bayern hat europaweit das viertmeiste Geld unter allen Fußballklubs.
  • In einer Kategorie ist der deutsche Meister sogar führend.
  • Doch das ganz große Geld wird anderswo gemacht.

Von Martin Schneider

Der Hamburger SV und der VfB Stuttgart sind nicht mehr dabei. Vor ein paar Jahren tauchten die beiden Vereine noch auf den hinteren Plätzen der umsatzstärksten Klubs Europas auf, aber beim VfB hatte sich das mit dem Abstieg und beim HSV mit diversen Fast-Abstiegen erledigt. Stuttgart und Hamburg werden sich so schnell nicht wieder in der erlesenen Liste des europäischen Fußball-Geldadels wiederfinden - aber auch insgesamt sieht es für Deutschland nur mittelgut aus. Mit einer Ausnahme natürlich.

Zum 21. Mal haben die Wirtschaftsprüfer von Deloitte die Umsätze der großen europäischen Klubs gesammelt und ein Ranking erstellt (Grafik am Ende des Artikels). Sie greifen dabei auf die Geschäftsberichte der Klubs zurück und rechnen die Transfererlöse heraus - laut Deloitte handelt es sich auch um Angaben ohne Steuern.

An der Spitze bewegt sich kaum etwas: Manchester United bleibt trotz leichter Rückgänge von 689 Millionen Euro auf 676,3 Millionen weiter knapp vor Real (674,6) und Barca (648,3). Der FC Bayern wird mit 587,8 Millionen Umsatz in der Saison 2016/17 geführt und liegt damit auf Platz vier. Bei der Analyse unterteilten die Wirtschaftsprüfer den Umsatz in "Einnahmen durch Tickets", "Einnahmen durch Fernsehverträge" und "Kommerzielle Einnahmen". In der dritten Kategorie ist der FC Bayern weltweit führend. Kein anderer Klub nimmt so viel durch Sponsoren, Fan-Artikel und weitere Aktivitäten ein, wie die Münchner.

Das ist auch der Grund, warum der deutsche Klub erneut so weit oben im Ranking liegt und sich gegen die Konkurrenz aus England behaupten kann. Alle Vereine der Premier League haben einen Vorteil, weil sie durch den britischen Fernsehvertrag sehr viel mehr Erlöse bekommen, als die europäische Konkurrenz durch deren TV-Verträge. In den Top 30 landen alleine 14 Vereine aus der höchsten englischen Spielklasse. Aus Spanien schaffen es zum Beispiel nur drei Teams (Barcelona, Real und Atlético Madrid).

Die beiden weiteren deutschen Vereine in den Top 20, Borussia Dortmund auf Platz zwölf und Schalke auf Platz 16, rutschen im europäischen Vergleich ab - obwohl sie beide an Umsatz zugelegt haben. Die Analysten prognostizieren den Bundesligaklubs einen leichten Aufschwung, weil in diesem Jahr der neue TV-Vertrag (unter anderem mit Montagsspielen und dem Freitagsspiel auf Eurosport) in Kraft getreten ist - der allerdings erst beim nächsten Ranking berücksichtigt wird.

Trotzdem kommt der Bericht zu dem Ergebnis, dass es unter den gegebenen Rahmenbedingungen etwa für Bayern München kaum möglich ist, weiter im Ranking zu klettern. Die Attraktivität der Bundesliga müsste sich steigern, damit der FC Bayern auch eine Chance hätte, um an Barcelona, Madrid und Manchester vorbeizuziehen.

Langfristig ist der Schluss zulässig, dass sich an der Spitze eigentlich nichts ändert. Die einzigen beiden Klubs, die in den vergangenen Jahren dauerhaft aus den Top 10 herausfielen, sind die beiden Mailänder Vereine Inter und AC. Sie wurden ersetzt durch Paris Saint-Germain (mit Geld aus Katar) und Manchester City (mit Geld aus Abu Dhabi).

Und: Alle bekommen mehr, der Spitzen-Fußball wächst. Mit zusammen 7,9 Milliarden Euro haben alle Klubs der Top 20 ihre Gesamtumsätze gegenüber der Vorsaison um rund sechs Prozent gesteigert. Und um den letzten - also den 20. Platz des Rankings zu belegen, brauchte man in der Saison 2008/09 noch einen Umsatz von 101 Millionen Euro. Jetzt schafft es der FC Everton mit 199 Millionen Euro gerade so in den Klub der Reichen.

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