Sprüche von Uli Hoeneß:Tiraden vom Tegernsee

Uli Hoeneß polarisiert seit eh und je mit markigen Sätzen - ein Rückblick auf die prägendsten Stilblüten zu seinem 70. Geburtstag.

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Uli Hoeneß

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Uli Hoeneß ist mittlerweile Ehren-Präsident beim FC Bayern - er hat also im Tagesgeschäft seines Herzensklub nicht mehr viel zu sagen. Theoretisch. Denn, das hat er nach dem Ende seiner Ära gesagt, er wolle sich auch als Privatier natürlich zu Wort melden: "Immer wenn ich Unsachliches höre und sehe, werde ich den Verein wie eine Glucke bewachen", erklärte er. "Der eine oder andere Journalist wird sich jetzt schon gefallen lassen müssen, dass ich die Abteilung Attacke wieder ausfahre, jetzt wo ich dann keine offizielle Funktion mehr habe." Wobei man sagen muss, dass Hoeneß auch zuletzt mit offizieller Funktion nicht vollkommen still war. Es dürfte jedenfalls künftig noch mehr Sätze geben als jene markigen, häufig auch polarisierenden, die im Laufe der vergangenen Jahre zusammenkamen. Eine Auswahl.

PK FC Bayern München mit Hoeneß

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Uli Hoeneß über ... das DFB-Tor

2019 zum Beispiel nahm Hoeneß sich Manuel Neuers DFB-Konkurrenten Marc-André ter Stegen vor, der öffentlich von seiner Enttäuschung gesprochen hatte, weil er mal wieder nicht zum Einsatz gekommen war. "Ich finde es unmöglich, dass man so ein Thema in die Öffentlichkeit bringt. Er hat überhaupt keinen Anspruch dort zu spielen." Bei Torhütern müsse die Hierarchie klar sein: "Wenn Manuel Neuer die Form hat, gibt es gar keine Diskussion, dass nur er die Nummer eins sein kann."

Auch das Verhalten einiger Teile der Presse gefiel dem Patron des FC Bayern nicht. "Die westdeutsche Presse unterstützt den Marc ter Stegen extrem, wie wenn der schon 17 Weltmeisterschaften gewonnen hätte", echauffierte sich Hoeneß: "Und von der süddeutschen Presse kommt keine Unterstützung."

Vom DFB war Hoeneß auch enttäuscht. "Ich hätte mir vom DFB auch mehr Unterstützung erwartet. Wir kriegen ständig vom DFB Theater, zuerst die unmögliche Ausbootung der drei Spieler (Boateng, Müller und Hummels; Anm. d. Red.) und jetzt wieder mit Manuel Neuer", sagte Hoeneß. Am Tag danach schob er noch nach, er erwarte, "dass man den Herrn ter Stegen schon mal in die Ecke stellt und ihm klar sagt, dass es so nicht geht." Und: "Er beschädigt hier einen völlig untadeligen Sportsmann wie den Manuel Neuer." Im Gespräch mit der Sport Bild hatte Hoeneß auch gedroht, im Falle eines Torwartwechsels keine Bayern-Spieler mehr fürs DFB-Team abzustellen. Später ließ er aber wissen, dass er in der Torwartdebatte getätigte Äußerungen so nicht mehr machen würde.

Jahreshauptversammlung FC Bayern

Quelle: Matthias Balk/dpa

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Uli Hoeneß auf der ... Pressebeschimpfungskonferenz

Der Ausbruch von Uli Hoeneß zur Torhüter-Debatte erinnerte in manchen Aspekten an die Pressebeschimpfungskonferenz, die er mit Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge (li., Foto von der Jahreshauptversammlung 2017) und Sportdirektor Hasan Salihamidzic im Oktober 2018 abgehalten hatte.

Hoeneß forderte in dieser mehr Respekt gegenüber den Bayern-Spielern, bezeichnete aber den Sky-Reporter Uli Köhler aber abfällig als "Schlaumeier". Er attackierte auch den früheren Bayern-Profi Juan Bernat, der sich in seiner Münchner Zeit nie etwas zu Schulden hatte kommen lassen. Der Verteidiger habe "einen Scheißdreck" im Frühjahr in der Champions League gespielt und den FC Bayern beinahe das Weiterkommen gekostet.

Uli Hoeneß

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Uli Hoeneß über ... einige Bayern-Trainer

Seinem Freund Jupp Heynckes wollte Hoeneß nach der erfolgreichen Hinrunde 2011/12 danken. Hoeneß sagte: "Er bekommt ein Bussi von mir." Heynckes konterte: "Ich glaube, dass seine Frau Susi als Ersatz herhalten muss. Ich weiß nicht, wie Uli dazu gekommen ist. Vielleicht hatte er schon ein Glas Rotwein getrunken. Aber ich bereite mich nicht vor."

Am 31. Oktober 2010 nutzte Hoeneß einen Gesprächsrunde im Fernsehsender Sky, um seinen Missmut gegenüber dem damaligen Bayern-Trainer Louis van Gaal auszudrücken. "Es ist sehr schwierig, mit ihm zu reden. Aber ein Fußballverein darf keine One-Man-Show werden. Er akzeptiert andere Leute Meinungen nicht. Ich habe mit ihm nicht mehr viel zu besprechen." Ob der Niederländer seine Kritik annehmen werde? "Nein, die wird er nicht annehmen. Er wird sie aufnehmen, und wird damit leben müssen."

Auch das Verhältnis zu Jürgen Klinsmann war alles andere als harmonisch. Als der noch Bundestrainer war, galt Hoeneß als einer der schärfsten Kritiker, vor allem in der Wohnsitzdebatte. "Der soll hierherkommen und nicht ständig in Kalifornien rumtanzen und uns hier den Scheiß machen lassen", forderte Hoeneß. Klinsmanns Umgang mit der Torwartfrage kritisierte er als "Psychoterror". Zwei Jahre später wurde Klinsmann Bayern-Trainer - und von Hoeneß später wieder entlassen. "Jürgen ist ein unglaublich misstrauischer Mensch, der gern Leute um sich hat, die von ihm abhängig sind", lautete das Urteil.

Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge gegen Dortmund 2012

Quelle: imago sportfotodienst

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Uli Hoeneß über... Borussia Dortmund nach der Niederlage im April 2012:

"Die werden immer ein anderes Konzept haben als wir, solange sie kein Geld haben. Es ist immer so eine Geschichte, da die reichen Bayern, da die armen Dortmunder. Jetzt haben sie ja Vertragsverlängerungen gemacht, mit Götze, mit Reus, jetzt kommt Lewandowski, jetzt warten wir mal ab."

"Bei aller Liebe, was die Dortmunder im Moment haben, sie haben, glaube ich, etwas hungrigere Spieler, aber sie haben keine Weltklassespieler."

"Dortmund hat eine Supersaison gespielt, aber für mich kriegen sie erst dann den Ritterschlag, wenn sie eine Supersaison in der Bundesliga gespielt haben und im internationalen Wettbewerb spielen. Vor zwei Jahren sind sie in der Europa League sang- und klanglos gescheitert - und dieses Jahr, in einer ganz leichten Gruppe sind sie nicht Dritter, sondern Vierter geworden. Erst wenn sie diese zwei Dinge in Einklang bringen, wenn sie zeigen, dass sie international mitspielen können, dann sage ich: Chapeau!"

"Ich werde die BVB-Aktie demnächst verkaufen. Ich war als Aktionär enttäuscht: Nachdem sie uns geschlagen haben, ist die Aktie nicht gestiegen, sondern gefallen. Das ist als Aktionär für die Profis ein ganz schlechtes Zeichen."

Breno darf nach Katar

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Uli Hoeneß über... die Münchner Staatsanwaltschaft:

Als das Haus des Bayern-Verteidigers Breno im September 2011 in Brand geriet, schaffte Hoeneß ein Novum. Er polterte nicht gegen gegnerische Spieler oder Funktionäre, sondern gegen die Münchner Staatsanwaltschaft. Hoeneß sagte:

"Was die Münchner Staatsanwaltschaft macht, ist eine absolute Katastrophe. Einen Haftbefehl zu machen, bei einem jungen Mann, der völlig fertig ist - mit der albernen Begründung der Verdunklungsgefahr. Der kann gar kein Deutsch. Wen soll der beeinflussen? Und Fluchtgefahr? Der hat keinen Pass, der hat nichts mehr. Sowas Unglaubliches hab ich schon lange nicht mehr gehört. Gute Nacht, Deutschland"

Uli Hoeneß

Quelle: Teresa Tropf/dpa

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Uli Hoeneß über... Siegermentalität:

Gern erinnern sich die Fans vor allem an Hoeneß' Aussagen zur Siegermentalität der Bayern, die er selbst mit teilweise arrogantem Selbstbewusstsein vorlebte und damit stets die Konkurrenz zu verwirren wusste.

"Die sollen ruhig oben stehen bis Weihnachten", spottete er einst, als Werder Bremen den Bayern im Meisterschaftsrennen gefährlich nahe kam. "Aber der Nikolaus war noch nie ein Osterhase. Am Ende wird der FC Bayern wie immer oben stehen."

Michael Ballack, Uli Hoeneß

Quelle: Getty Images

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Uli Hoeneß über... Geld und Transfers:

Auf die Frage, ob die Bayern 2003 nach Roy Maakay noch einen weiteren Topspieler verpflichten wollten, motzte Hoeneß: "Meinen Sie denn, wir haben einen Geldscheißer?"

Und über Michael Ballacks (rechts im Bild) Wechsel zum FC Chelsea im Jahr 2006 sagte Hoeneß: "Es war immer klar, dass es Michael nicht darum ging, eine neue Sprache oder eine neue Kultur kennenzulernen, sondern eine neue Währung. Es ging eindeutig nur ums Geld."

Hannover 96 - Bayer Leverkusen

Quelle: dpa

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Uli Hoeneß über... Sergio Pinto:

Hoeneß konnte auch gegen ganz normale Spieler anderer Klubs wüten. Als sich der Hannoveraner Sergio Pinto im Spiel gegen den FC Bayern einen theatralischen Auftritt leistete und eine rote Karte gegen Bayern-Verteidiger Jérôme Boateng begünstigte, echauffierte sich Hoeneß:

"Pinto ist eine Schande, er hat das ganze Spiel mit seiner Schauspielerei durcheinander gebracht. Tut so, als ob er schwer verletzt ist, und dann rennt er wieder wie ein Wiesel. Das ist ein Schauspieler, der gehört nach Los Angeles zur Oscar-Verleihung. Das macht der schon seit Jahren, ich möchte wissen, wie der heute Nacht noch schlafen kann."

Bayern Munich - General Annual Meeting; Uli Hoeneß Jahreshauptversammlung 2007

Quelle: Bongarts/Getty Images

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Uli Hoeneß über .. die Bayern-Fans:

Kultstatus erreichte auch Hoeneß' Wutausbruch bei einer Jahresverhauptversammlung des FC Bayern Anfang 2007. "Das ist eine populistische Scheiße", echauffierte sich der Manager mit hochrotem Kopf. "Es kann doch nicht sein, dass wir kritisiert werden, die wir uns hier jahrelang den Arsch aufreißen", ärgerte er sich über kritische Aussagen eines Fanklubs und ergänzte zornig: "Was glaubt ihr, wer euch finanziert? Die Leute aus den Logen, denen wir das Geld aus der Tasche ziehen."

Seine Rede beendete er mit dem Hinweis: "Eure Scheißstimmung, da seid ihr doch dafür verantwortlich und nicht wir."

Franz Roth li und Kapitän Franz Beckenbauer beide FC Bayern München Blick zurück im Zorn; Franz Roth und Franz Beckenbauer FC Bayern

Quelle: imago/Frinke

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Uli Hoeneß über... seine Vergangenheit als Spieler:

Angst kann man Uli Hoeneß in seiner Arbeit als Manager und Präsident nicht bescheinigen. Als Spieler war das noch etwas anders: Großen Respekt hatte Hoeneß etwa vor Bayern-Verteidiger Franz Roth (links im Bild, neben Kapitän Beckenbauer, 1975).

"Ich habe mir früher im Training Schienbeinschützer angezogen, weil ich wusste: Wenn der 'Bulle' Roth sauer auf mich ist, dann fegt der mich auf die Aschenbahn. Das Training war für mich Überlebenskampf - und dabei habe ich mich wunderbar entwickelt."

Bayer Leverkusen v Bayern Munich - Bundesliga; Lukas Podolski und Uli Hoeneß FC Bayern

Quelle: Bongarts/Getty Images

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Uli Hoeneß über... Lukas Podolski:

Kritisch stand Hoeneß jungen Spielern gegenüber, die nach seinem Geschmack zu schnell zu hoch gelobt wurden. Selbst aus einfachen Verhältnissen kommend, erwartete Hoeneß stets hohen Einsatz von den Nachwuchssspielern als Gegenleistung für deren öffentliche Popularität.

Lukas Podolski (links im Bild) watschte er deswegen einmal mit dem Spruch ab: "Wenn einer zwei Tore gegen Liechtenstein schießt, dann hat das nichts zu heißen. Da würde auch unsere Drittliga-Mannschaft gut aussehen". Lange blieb Podolski übrigens nicht mehr in München.

Uli Hoeneß

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Uli Hoeneß über... das Wechseltheater von Franck Ribéry:

Hoeneß ist "lieber böse als Wicht" titelte die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung einmal, was ihn eindeutig als Freund markiger Worte identifiziert - auch wenn das nicht jedem passt. Zu spüren bekam das auch Real Madrid, als der spanische Klub Bayernprofi und Hoeneß-Liebling Franck Ribéry (links im Bild) abwerben wollte. Das versuchte der Bayern-Boss nach Kräften zu verhindern und ließ den Königlichen angesichts deren kolportierter Finanznöte ausrichten: "Nächstes Jahr kommt eher der Gerichtsvollzieher nach Madrid als Franck Ribery."

Auch auf lange Sicht sollte Ribéry nicht für den Luxusverein zu haben sein, wie Hoeneß bemerkte: "Ich habe den Berater von Real-Präsident Florentino Perez gefragt, ob er Monopoly kennt. Ich habe ihm erklärt: Das ist ein deutsches Spiel, das Kinder und Erwachsene gerne spielen - und bei dem der FC Bayern vor zwei Jahren die Schlossallee gekauft und darauf vier Hotels gebaut hat."

FUSSBALL: 1. BUNDESLIGA 00/01 Hamburg, 09.10.00; Uli Hoeneß und Christoph Daum

Quelle: Bongarts/Getty Images

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Uli Hoeneß über... Christoph Daum:

Eine besondere Fehde trug er mit dem ehemaligen Kölner Trainer Christoph Daum (links im Bild) aus, den er einmal wie folgt charakterisierte: "Er ist ein Selbstdarsteller mit außergewöhnlichem Hang zum Größenwahn." Bekannt für seine Provokationen, stichelte er im Aktuellen Sportstudio damals gegen Daum: "Der kann noch 100 Jahre spielen, der wird uns nie überholen."

Ein anderes Niveau erreichte der Streit im Zuge der Kokainaffäre um Daum. Hoeneß warf diesem vor, ihn wissentlich zerstören zu wollen und sagte später: "Wenn Daum nicht so bescheuert gewesen wäre, eine Haarprobe abzugeben, hätte ich das Spiel nie gewinnen können." Hoeneß' Äußerungen hatten den Drogenverdacht gegen Daum erst öffentlich gemacht.

Fussball: Opel Masters 1997; Uli Hoeneß und Lothar Matthäus

Quelle: Bongarts/Getty Images

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Uli Hoeneß über... Lothar Matthäus:

Klare Worte gab es auch zu Lothar Matthäus (re.) nach dessen endgültigem Abschied von den Bayern im Jahr 2000. "Solange Karl-Heinz Rummenigge und ich etwas beim FC Bayern zu sagen haben, wird der bei diesem Verein nicht mal Greenkeeper im neuen Stadion", sagte Hoeneß und machte damit sein Verhältnis zu Matthäus auch dem letzten Fußball-Laien verständlich.

© Süddeutsche.de/hum/ebc/tbr/chge
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