Uli Hoeneß und der FC Bayern:Nichts geht ohne ihn

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Nach dem Triple will FC-Bayern-Präsident Uli Hoeneß nicht mehr abtreten. (Foto: dpa)

Nach seiner Steuer-Affäre hatte Uli Hoeneß Konsequenzen angekündigt - davon ist nach dem Gewinn des Triples aber keine Rede mehr. Der Bayern-Präsident weiß, dass der Verein neue Gesichter braucht. Doch weil Hoeneß sein Erbe noch nicht geregelt sieht, kann er nicht abtreten.

Von Klaus Hoeltzenbein

Kurz vor Weihnachten hat Uli Hoeneß noch einen Job erledigt, der streng genommen gar nicht zur eher repräsentativen Rolle eines Präsidenten passt. Er unternahm eine Dienstreise nach New York. Pep Guardiola, der künftige Trainer des FC Bayern, hatte ihn kennenlernen wollen, und da Hoeneß stets ein Mann der Tat war, packte er gleich den unterschriftsreifen Vertrag mit ein.

Das Gespräch fand in einem Apartment am Central Park statt, in dem Guardiola sein Sabbatical vom Trainerjob verlebte. "Ich habe mich zwei, drei Stunden mit ihm unterhalten", erzählte Hoeneß unlängst, "ehe er fragte: ,Soll ich jetzt unterschreiben?' Ich habe gesagt: ,Yes!'"

Am 26. Juli wird Guardiola seine Arbeit beim derzeit erfolgreichsten Fußballklub des Planeten als Nachfolger von Jupp Heynckes offiziell aufnehmen. Alles deutet darauf hin, dass er Hoeneß in jenen Rollen antreffen wird, in denen er ihn im Dezember in New York kennenlernte: als Präsident des Muttervereins FC Bayern e.V. sowie als Chef des Aufsichtsrats der FC Bayern AG. Beide Ämter sind eng verzahnt. Anfangs hatte Hoeneß nach Bekanntwerden seiner Selbstanzeige wegen unversteuerter Spekulationsgewinne angedeutet, er werde nach Saisonende über Konsequenzen nachdenken, sich womöglich gar für einen Rücktritt entscheiden.

Doch davon ist nach dem Gewinn des Triple - Meisterschaft, Champions League und DFB-Pokal - nun nicht mehr die Rede. Hoeneß war erst im November 2012 für drei Jahre von den Bayern-Mitgliedern als Präsident wiedergewählt worden. Damit sitzt er automatisch im Aufsichtsrat, der ihn am 6. Mai mit 8:0-Stimmen im Vorsitz des Gremiums bestätigte.

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Erst war Uli Hoeneß ein begnadeter Fußballer, später wurde er zum Gesicht des FC Bayern. Er war im Gefängnis, kam wieder - und hört nun als Präsident auf. Seine Karriere in Bildern.

Sammer fehlt der Stallgeruch

Für so viel Beharrungsvermögen gibt es in erster Linie ein Motiv: Er sieht sein Erbe nicht hinreichend geregelt. Den FC Bayern gibt es seit 1900, die Uli-Hoeneß-Bayern aber auch schon seit 1979, als Hoeneß wegen einer Verletzung vom Profi zum Manager umschulte. Doch auch nach dem Wechsel 2009 vom Manager- ins Präsidentenamt lief nahezu nichts ohne ihn: Als er der Meinung war, die Bayern bräuchten zur Erweiterung ihres Profils eine erstklassige Basketball-Mannschaft, setzte Hoeneß dies gegen das Desinteresse vieler Fußballer durch.

Als der Transfer des Stürmers Mario Mandzukic an der Höhe der Ablösesumme zu scheitern drohte, regelte er das mit dem VW-Klub Wolfsburg - auf dem kleinen Dienstweg, denn Volkswagen-Chef Martin Winterkorn sitzt mit Hoeneß im Bayern-Aufsichtsrat. Und als nach dem Drama im Champions-League-Finale 2012 gegen Chelsea harte Konsequenzen zu ziehen waren, hievte er den einstigen Nationalspieler Matthias Sammer von außen in den Klub und in den Vorstand. Auch der Chef des Vorstands, Karl-Heinz Rummenigge, mit dem Hoeneß meist in einem dualen System die Dinge lenkt, wurde erst verspätet über die Personalie informiert.

Sammer, 45, soll nun den schwierigen Übergang von Heynckes zu Guardiola moderieren. Hinter Hoeneß, 61, und Rummenigge, 57, könnte er zur neuen Kraft im Klub aufsteigen. Allerdings gilt er nicht gerade als Musterdiplomat, zudem fehlt ihm der Stallgeruch, da er nie für die Münchner spielte. Hoeneß weiß längst, dass der Klub auf Dauer neue Gesichter braucht. Aber er glaubt nicht, dass dieser Klub schon ohne ihn funktionieren kann. Das hat eh kaum jemand je erlebt.

© SZ vom 06.06.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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