Uefa-Pokal:Manipulationsverdacht bei Bayern-Spiel

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Die spanische Justiz ermittelt wegen des Verdachts, dass beim Halbfinal-Aus der Bayern gegen Zenit St. Petersburg Bestechung im Spiel gewesen sein könnte.

Die spanische Justiz hat wegen des Verdachts auf eine mögliche Bestechung beim Halbfinal-Aus des FC Bayern München im Uefa-Pokal-Halbfinale gegen den späteren Champion Zenit St. Petersburg Ermittlungen aufgenommen. Eine Sprecherin des Nationalen Gerichtshofs bestätigte am Mittwoch die Einleitung des Ermittlungsverfahrens. Der deutsche Fußball-Meister reagierte in einer schriftlichen Stellungnahme abwartend. "Dem FC Bayern München ist dieser Verdacht ebenso wenig bekannt wie der Münchner Staatsanwaltschaft. Wir werden versuchen, jegliche etwaige Information zu diesem Vorgang zu erhalten", übermittelte der Klub. Die St. Petersburger bezeichneten den Bestechungsverdacht als Beleidigung und prüfen rechtliche Schritte. "Wer die Spiele sah, weiß, dass es eine ehrliche und kompromisslose Auseinandersetzung war", sagte ein Vereinssprecher nach Medienangaben in Moskau. Der Vorwurf sei respektlos gegenüber beiden Clubs. "Zur Zeit prüfen Juristen die Artikel der spanischen Presse. Danach werden wir über eine Klage zum Schutz unseres guten Rufes entscheiden."

Ein fassungsloser Luca Toni (rechts) nach dem Halbfinal-Aus gegen Zenit St. Petersburg im Mai 2008. (Foto: Foto: dpa)

"50 Millionen" für den Erfolg

Die Gerichtssprecherin bestätigte mit ihrer Aussage entsprechende Angaben der Madrider Zeitungen El País und ABC. Während das Gericht zu laufenden Ermittlungen keine Einzelheiten bekanntgeben durfte, schrieben die Blätter, dass sich der Verdacht der spanischen Justiz auf abgehörte Telefongespräche von russischen Mafia-Bossen in Spanien stützt. Der in Spanien festgenommene Gennadi Petrow, der als der Chef einer der einflussreichsten Mafia-Clans in Russland gilt, soll nach Madrider Presseberichten in einem abgehörten Telefongespräch damit geprahlt haben, für das Weiterkommen der Zenit-Fußballer gesorgt zu haben. Im Mai war der FC Bayern gegen den russischen Spitzenclub durch ein 1:1 im Hin- und ein 0:4 im Rückspiel, der höchsten Münchner Niederlage im Europapokal seit 31Jahren, ausgeschieden.

Er habe für den Erfolg des Außenseiters Zenit "50 Millionen" ausgegeben, sagte Petrow nach Angaben der Zeitungen. Die Währung habe er nicht genannt. Die spanische Justiz nahm diese Äußerungen ernst genug, um ein Ermittlungsverfahren einzuleiten. Der im Frühjahr auf Mallorca festgenommene Petrow steht im Verdacht, der Chef des mächtigen russischen Mafia-Clans "Tambowskaja" in St. Petersburg zu sein.

Nach den Zeitungsberichten sollen Petrow und seine Gehilfen in drei abgehörten Telefonaten davon gesprochen haben, das Halbfinale manipuliert zu haben. Der ebenfalls inhaftierte Leonid Christoforow, der als die "rechte Hand" Petrows gilt, soll sogar getönt haben, das Resultat des Rückspiels (4:0 für Zenit) im Voraus gekannt zu haben.

Auf dünnem Eis

Der spanische Untersuchungsrichter Baltasar Garzón, der die Ermittlungen gegen die russischen Mafia-Größen leitet, unterrichtete laut El País die deutsche Staatsanwaltschaft von seinen Untersuchungen. Bei der Münchner Staatsanwaltschaft war davon nichts bekannt.

Die Ermittler bewegen sich jedoch offenbar auf dünnem Eis. "Es ist nicht einmal klar, ob der 'Kauf' eines Fußballspiels im Ausland nach spanischem Recht einen Straftatbestand darstellt", betonte die Zeitung ABC. Zenit war damals als Außenseiter in das Halbfinale gegen den hohen Favoriten FC Bayern gegangen und hatte dann im Endspiel auch die Glasgow Rangers 2:0 besiegt.

Bisher hatte es keine Anhaltspunkte dafür gegeben, dass beim Erfolg der Russen gegen den deutschen Rekordmeister irgendwelche Manipulationen im Spiel gewesen sein könnten. Die Europäische Fußball-Union (Uefa) betrachtet den Ausgang von rund 25 Spielen des Uefa-Pokals als verdächtig und begann eigene Ermittlungen. Das Halbfinale zwischen dem FC Bayern und Zenit gehöre laut El País nicht zu den überprüften Begegnungen.

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