Überraschung in Wimbledon:Nadal verliert in Runde zwei

Das Grand-Slam-Turnier in London hat seine erste große Überraschung: Der Weltranglisten-Zweite Rafael Nadal ist in der zweiten Runde gegen den Tschechen Lukas Rosol ausgeschieden. Dagegen stehen fünf DTB-Vertreter in Wimbledon in der dritten Runde. Besonders Angelique Kerber und Philipp Kohlschreiber überzeugen.

Rafael Nadal hat beim Tennisturnier in Wimbledon für eine Überraschung gesorgt. Der zweimalige Turniersieger verlor in der zweiten Runde gegen den Tschechen Lukas Rosol. So früh hatte der Spanier zuletzt vor sieben Jahren bei einem Grand-Slam-Turnier verloren, damals ebenfalls in Wimbledon.

Philipp Kohlschreiber

Erfolgreich in London: Philipp Kohlschreiber.

(Foto: dpa)

Nadal war völlig ratlos, was er mit dem Spiel des Weltranglisten-100. anfangen sollte und verlor nach 3:18 Stunden 7:6 (9), 4:6, 4:6, 6:2, 6:4. Die Zuschauer auf dem Center Court trauten ihren Augen kaum. Der Vorjahresfinalist, der insgesamt sogar fünfmal im Endspiel des wichtigsten Tennisturniers der Welt stand, wurde teilweise vorgeführt und haderte mit sich, dem Schiedsrichter und auch dem Gegner.

Bei einem Seitenwechsel im dritten Satz rempelte Nadal den 1,96 Meter großen Rosol im Vorbeigehen an. Nadal wirkte fahrig, ungeduldig und unwirsch, kein Vergleich zu seinem Auftreten in Paris, wo er vor drei Wochen zum siebten Mal die French Open gewonnen hatte. Allerdings zeigte Rosol auch keinen Anflug von Nervosität.

In der dritten Runde trifft Rosol auf Philipp Kohlschreiber. "Wenn Rosol irgendwie weiterkommt, dann steigen natürlich meine Chancen. Aber daran glaube ich nicht", hatte Kohlschreiber nach seinem 6:1, 7:6 (2), 6:1-Sieg gegen den Tunesier Malek Jaziri noch gesagt. Auch Nadal hatte anscheinend nicht damit gerechnet, dass ihn ein Spieler, der bislang erst drei Matches bei Grand-Slam-Turnieren gewonnen hatte und zuvor fünfmal in der ersten Runde der Qualifikation von Wimbledon gescheitert war, überhaupt in Bedrängnis bringen kann.

Im ersten Satz biss sich der 26-Jährige im Tiebreak noch durch und wehrte drei Satzbälle ab. So weit, so gewöhnlich. Nadal hatte zu Beginn der ersten Runden auf dem Rasen in Wimbledon oft Probleme. Doch als der Mallorquiner im zweiten Satz nur eine Breakchance und im dritten Durchgang sogar gar keine Möglichkeit bei Rosols Aufschlag bekam, wurde der Linkshänder ungeduldig. Im vierten Satz nutzte Nadal die erste - und einzige - Schwächephase seines Kontrahenten und glich aus.

Eine halbe Stunde Pause verordnete der Schiedsrichter den beiden Kontrahenten vor dem entscheidenden Durchgang. Das Dach musste geschlossen werden, das Licht ging an. Nadal zog sich zur Beratung mit seinem Coach und Onkel Toni zurück, sprintete zurück auf den Platz - und verlor prompt seinen Aufschlag. Wenige Minuten später war die Überraschung perfekt und der Weltranglisten-Zweite ausgeschieden

Kerber und Kohlschreiber erreichen dritte Runde

Dagegen kämpft ein deutsches Quintett um Philipp Kohlschreiber und Angelique Kerber in Wimbledon noch um den Achtelfinaleinzug. Kohlschreiber kam am Donnerstag mit einem lockeren 6:1, 7:6 (7:2), 6:1-Sieg gegen den Tunesier Malek Jaziri im Schnelldurchgang vor dem EM-Halbfinale der deutschen Nationalelf weiter. "Das wäre natürlich unglücklich gewesen, wenn man noch auf dem Platz gestanden und Fußball verpasst hätte", sagte die Nummer 30 der Tenniswelt.

Kohlschreiber verfolgte mit Kumpel Florian Mayer, Tobias Kamke und den Coaches im Hotel die Partie gegen Italien und hatte trotz der deutschen Niederlage Grund zur Freude. Denn nach der Niederlage des Nadals bleibt Kohlschreiber das Duell gegen den Topfavorit damit erspart.

Die Weltranglisten-Achte Kerber und Fed-Cup-Kollegin Julia Görges nahmen ihre Zweitrundenhürden nach Anlaufschwierigkeiten am Ende souverän. Die Kielerin Kerber gegen die Russin Jekaterina Makarowa mit 7:5, 6:3, die Bad Oldesloerin Görges mit 7:6 (7:3), 6:2 gegen die Weißrussin Anastasia Jakimowa. Am Vortag waren schon Mayer und Vorjahreshalbfinalistin Sabine Lisicki erfolgreich. Bundestrainerin Barbara Rittner war stolz und fand es "sehr gut", dass von ihren fünf gestarteten Mädels"noch drei die Chance auf die zweite Turnierwoche haben.

Besonders angetan war sie von Kerbers Auftritt: "Geiles Match! Das hätte ein Viertelfinale sein können." Die 24 Jahre alte Kerber selbst meinte erleichtert: "Das war ein unglaubliches Niveau und hätte ein, zwei Runden später sein können. Umso glücklicher bin ich, dass ich durch bin." Makarowa hatte beim Rasen-Vorbereitungsturnier in Eastbourne die tschechische Wimbledon-Siegerin Petra Kvitova geschlagen.

Die an Nummer 22 gesetzte Julia Görges steht nun vor einer reizvollen Aufgabe: Im Aufeinandertreffen zweier Tennis-Beautys bekommt sie es mit der wiedererstarkten Ex-Weltranglisten-Ersten Ana Ivanovic aus Serbien zu tun.

Kerber geht auch ins nächste Match als klare Favoritin: Die Deutsche mit dem höchsten WTA-Ranking seit dem Rücktritt von Steffi Graf 1999 trifft am Freitag auf US-Youngster Christina McHale. Den bisher einzigen Vergleich mit der 20 Jahre alten Nummer 28 der Setzliste hat die Norddeutsche jedoch im Vorjahr im kalifornischen Indian Wells auf Hartplatz in drei Sätzen verloren. Lisicki - auf dem Weg aus dem Formtief zurück zu alter Stärke - spielt ebenfalls gegen eine US-Newcomerin: die 20-jährige Sloane Stephens.

"Bine kann sich noch sehr steigern", meinte Rittner. Ausgeschieden sind dagegen die DTB-Profis Benjamin Becker und Björn Phau. Der Mettlacher Becker verlor seine Hängepartie vom Vortag gegen den Tschechen Radek Stepanek mit 2:6, 6:7 (4:7), 3:6. Phau aus Weilerswist, überhaupt erstmals seit sechs Jahren wieder in der zweiten Runde bei einem Grand-Slam-Turnier, unterlag dem dreimaligen Wimbledon-Finalisten Andy Roddick 3:6, 6:7 (1:7), 3:6.

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