Die Katze von Anfield sitzt bestimmt gerade bei ihrem Anwalt und tüftelt eine Klage zum Schutz ihrer Persönlichkeitsrechte aus. Denn so geht es ja nicht. Schon richtig, wird der Anwalt argumentieren, meine Mandantin hat sich ohne Eintrittskarte Zugang zum Montagsspiel des FC Liverpool gegen Tottenham Hotspur verschafft. Und dass sie sich dabei nicht mit einem Tribünenplatz begnügte, sondern gleich den Rasen stürmte, war sicher auch ein Fehler.
Aber erstens war das Spiel sowieso nicht so toll, es endete 0:0 und war derart dröge, dass der Guardian den Sprint der Katze zum "besten Moment der ersten Halbzeit" kürte. Zweitens ist das alles kein Grund, gleich drei (!) Twitter-Konten zu eröffnen, deren Betreiber im Namen der Katze ("AnfieldCat", "liverpoolfccat", "CatAnfield") Sparwitze wie diesen reißen: "Ich möchte KATZegorisch ausschließen, mich um das Amt des nächsten England-Kapitäns zu bewerben."
Menschen und Tiere passen einfach nicht zusammen, das müssen vor allem die Tiere feststellen, wenn sie mal falsch abgebogen sind und sich in irgendwelchen Arenen wiederfinden. Zum Glück enden solche Irrtümer nicht immer so tödlich wie der Fall jener Taube, die im März 2001 einen Tiefflug durchs Infield der Arizona Diamondbacks wagte und dabei von einem Baseball-Geschoss des Pitchers Randy Johnson erwischt wurde.
Aber dass sie nicht dazugehören in den großen Stadien, haben die Tiere immer zu spüren bekommen. Jene Ente, die sich einst ins Münchner Olympiastadion verwatschelte, wird einen Schreck fürs Leben davongetragen haben, als plötzlich die Katze von Anzing, auch Nationaltorwart Sepp Maier genannt, nach ihr hechtete. In der Qualifikation zur Fußball-EM beim Spiel Finnland - Belgien hatte mal ein Uhu einen Publikumserfolg, weil er es sich auf der Latte des finnischen Tores bequem machte. Natürlich konnte er da nicht bleiben, und später wird er seiner Frau atemlos berichtet haben: "Du ahnst nicht, wo ich heute war."
Der Sport sollte besser vorbereitet sein auf die Tiere, immer einen Napf in Reserve haben oder einen warmen Käfig. Man muss die Beziehung zum Tier ja nicht gleich so forcieren, wie es einst Klaus Toppmöller als Trainer von Eintracht Frankfurt tat, als er zur Motivation der Spieler das Wappentier, einen Steinadler, in die Kabine brachte. Das war eine schräge Idee, die damals nur gut war, weil Toppmöller nicht die Münchner Löwen coachte.