Als Timo Horn am Dienstag mit der deutschen U21-Auswahl in Tel Aviv landete, war Kevin Trapp schon wieder zurück in Frankfurt. Das muss man wohl so gegeneinander schneiden, obwohl das eine nicht direkt mit dem anderen zu tun hat. Andererseits haben Torhüter natürlich immer irgendwie miteinander zu tun im Torwartland Deutschland, es gab ja immer Torhüter, die nur im Paket zu begreifen waren. Am bekanntesten waren die Paare Schumacher/Stein und Kahn/Lehmann, aber die feindlichen Duos hatten immer eine gemeinsame Deutungsebene. Es ging immer darum, wer der Beste ist - und natürlich, warum der eine dem anderen den Platz in der Nationalelf nicht gönnt.
Timo Horn, Torhüter beim Zweitligisten 1. FC Köln, und Kevin Trapp, Schlussmann bei Eintracht Frankfurt, sind das neueste und bestimmt kurioseste Torwartpaar im deutschen Fußball. Sie messen sich nicht aneinander, sie haben auch nichts gegeneinander. Das Schicksal hat sie für einen Tag zusammenkomponiert und zwar auf eine Art, die den einen glücklich macht und den anderen schmerzt.
Timo Horn hat gerade ein Upgrade erfahren, der bisherige U20-Keeper des DFB darf bei der U21 jenen Torwartplatz einnehmen, den der angeschlagene Freiburger Oliver Baumann räumen musste. Kevin Trapp dagegen hat sich aus dem Kader der U21 erst mal verabschiedet - weil er sich bei einem Werbedreh der U21 einen Mittelhandbruch zugezogen hat. Einen Mittelhandbruch. Bei einem Werbedreh.
Die Delegation der deutschen U21 ist seit Dienstag in Israel, am Sonntag steht dort ein Länderspiel an, aber vor allem wollen die Deutschen die Bedingungen in jenem Land kennenlernen, in dem sie im Juni die EM spielen. Offiziell äußern sie sich beim DFB nicht zum Fall Trapp, inoffiziell heißt es, der Spieler sei bei Werbeaufnahmen ohne Fremdeinwirkung "ausgerutscht". Hinter den Kulissen ist auf allen Hierarchie-Ebenen die stille Diplomatie angelaufen, U21-Trainer Rainer Adrion hat mit Frankfurts Trainer Armin Veh Kontakt aufgenommen, DFB-Sportdirektor Robin Dutt telefonierte mit Frankfurts Manager Bruno Hübner.
Die Frankfurter dürfte es ziemlich erschüttern, dass ihnen im Saisonfinale der Stammtorwart fehlt; die finanzielle Entschädigung, die sie für diesen Unfall außerhalb des Vereinsbetriebs zu erwarten haben, wird sie nur mäßig besänftigen. Immerhin geht es für die Eintracht noch um Tabellenplatz vier - jenen Rang, der zur Qualifikation für die lukrative Champions League berechtigt.
Während der Eintracht als Ersatz nur der gute, alte Oka Nikolov, 38, bleibt, besitzt die U21 auch ohne Trapp und Baumann mehr Torhüter, als sie einsetzen darf. Adrion kann sich sogar den Luxus leisten, auf Gladbachs Marc-André ter Stegen zu verzichten, der zuletzt eher zur A-Elf gehörte - und auch auf Düsseldorfs Fabian Giefer, an dem der 19-jährige Horn einfach vorbeibefördert wurde. So bildet Horn nun bei der U21 mit dem gesetzten Leverkusener Bernd Leno ein schönes deutsches Torwartpaar, das aufgrund einer ähnlich reifen Spielweise auch irgendwie zusammengehört. Und am Ende könnten auch die Schicksale von Horn und Trapp noch direkt zusammenhängen. Wird Trapp nicht fit, darf Timo Horn wohl als dritter Torwart mit zur U21-EM.