Süddeutsche Zeitung

U21-Nationalmannschaft:"Mit offenen Babyaugen lernen"

Neuanfang der U21-Nationalmannschaft: Die EM wurde verpasst, das letzte Spiel 3:0 gewonnen. Lewis Holtby und die anderen Talente sind nun abhängig von der Bundesliga.

David Binnig

Als es um die Qualifikation zur Europameisterschaft 2011 ging, da versagte die deutsche U21-Nationalelf: Mit 1:4 gingen die deutschen Talente im entscheidenden Spiel unter. Gegen Island. Danach wurde intensiv über die Ablösung von Trainer Rainer Adrion spekuliert - es kam zu einem Kompetenzgerangel zwischen DFB-Sportdirektor Matthias Sammer und Bundestrainer Joachim Löw. Adrion ist noch im Amt, er arbeitet bis zum kommenden Sommer auf Bewährung, sein im Juni 2011 auslaufender Vertrag wurde noch nicht verlängert.

Adrion muss nun, obwohl seine eigene Zukunft ungewiss ist, eine Mannschaft formen, die in der Zukunft bestehen kann. "Das ist kein toter Haufen", sagt der neue Kapitän Lewis Holtby über die stark verjüngte Mannschaft, "man hat gesehen, dass wir einfach Bock haben auf Erfolg". Der 19-Jährige trägt die Kapitäns-Binde um den Arm. Beim letzten EM-Qualifikationsspiel gegen Nordirland war er der prägende Spieler auf dem Platz. Der offensive Mittelfeldspieler von Mainz 05 schoss zwei Tore, die neue deutsche Mannschaft siegte mit 3:0. Die EM 2011 in Dänemark wird trotzdem ohne den Titelverteidiger Deutschland stattfinden. Es reichte nur zu Rang drei der Qualifikationsgruppe - hinter Tschechien und Island.

Mission 2013

"Die Spieler sind willig, hungrig und aufnahmebereit. Das sind sehr gute Voraussetzungen", sagt Adrion über die Spieler der Jahrgänge 1990 und 1991. Er verzichtete auf ältere Aktuere wie Mats Hummels und Marcel Schmelzer von Borussia Dortmund und setzt auf noch jüngere Talente. Das nächste Ziel der deutschen U21 liegt auch noch weit entfernt: Die EM 2013.

Adrion berief viele Spieler in seinen Kader, die auch schon in der Bundesliga auf sich aufmerksam gemacht haben. Christoph Moritz, Konstantin Rausch oder Mehmet Ekici etwa. Ein weiterer Rohdiamant ist Patrick Hermann von Borussia Mönchengladbach. Gegen Nordirland erzielte der 19-Jährige ein Tor, beim spektakulären 6:3-Sieg Mönchengladbachs über Bayer Leverkusen zwei.

Rainer Adrions neuer, junger Kader ist erfahrener als viele zuvor: Die Nachwuchsspieler haben insgesamt 243 Bundesliga-Spiele auf dem Buckel. Mario Götze etwa, 18 Jahre alt, bringt es auf sieben Bundesliga-Einsätze. Gegen Nordirland war er neben Lewis Holtby der auffälligste Spieler. Der Dortmunder wird schon jetzt als kommender A-Nationalspieler gehandelt. "Natürlich sind da einige Talente dabei, die auch für die A-Nationalmannschaft interessant sein können", sagt Rainer Adrion, "aber ich glaube nicht, dass wie zuletzt fünf oder sechs U-21-Spieler in der A-Mannschaft auftauchen".

Mit dem 1:1 gegen Tschechien am vergangenen Freitag begann der Aufbau der neuen Mannschaft, der Erfolg gegen die überforderten Nordiren zeigt, dass sie auf einem guten Weg ist. Doch sie hat auch ein Problem: Ungewissheit. Bis 2013 steht kein großes Turnier mehr an, bis zum September 2011 kein Pflichtspiel.

Die jungen Nationalspieler müssen sich in ihren Vereinen weiterentwickeln, Kapitän Holtby sieht darin kein Problem: "Wir haben viel Bundesliga-Erfahrung und junge Spieler, die mit offenen Babyaugen lernen wollen."

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