U21-Nationalmannschaft:Die "1A-Lösung" behält der DFB

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Stefan Kuntz (links) hätte gern weiter mit dem neuen U21-Cheftrainer Antonio di Salvo zusammengearbeitet. (Foto: dpa)

Stefan Kuntz hätte den neuen U21-Cheftrainer gerne mit in die Türkei genommen, doch der Verband setzt auf Antonio di Salvo - und nicht auf Wörns, Klose oder Wolf.

Von Ulrich Hartmann, Frankfurt/München

Der U21-Bundestrainer Stefan Kuntz ist weg, er ist jetzt Nationaltrainer in der Türkei. Hätte man beim Deutschen Fußball-Bund nicht aufgepasst, dann wäre aber nicht nur der Erfolgscoach Kuntz fortgegangen, sondern es wären jetzt womöglich auch seine bisherigen Assistenten Antonio di Salvo und Daniel Niedzkowski sowie Torwarttrainer Klaus Thomforde und der Spielanalyst Jannis Scheibe in der Türkei. Kuntz wollte sie alle mitnehmen, die ganze Trainer-Combo. Das bestätigt Joti Chatzialexiou, der "Sportliche Leiter Nationalmannschaften" im DFB: "Es gab für sie alle Anfragen aus der Türkei - aber das ist legitim. Das ist normal im Fußball."

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Der bisherige Co-Trainer Antonio Di Salvo übernimmt als Chefcoach die deutsche U21. Unterstützt wird er unter anderem von Hermann Gerland, der früher mal sein Trainer war. Der DFB kombiniert damit zwei eigentlich konkurrierende Modelle.

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Kuntz zu verlieren, war die eine Sache. Alle anderen aber auch noch herzugeben, war indiskutabel für das Entscheidungsteam des DFB, das aus Chatzialexiou, Bundestrainer Hansi Flick, dem Nationalmannschaftsdirektor Oliver Bierhoff und dem Cheftrainer der deutschen U-Nationalmannschaften, Meikel Schönweitz, besteht. "Wir sind froh, dass wir das Team halten konnten", betont Chatzialexiou. Antonio Di Salvo ist also der neue Cheftrainer der U21, Niedzkowski sein Assistent - und: Hermann Gerland kommt als Assistent hinzu. Thomforde und Scheibe bleiben in bewährten Funktionen.

Klose? Wolf? Wörns? Nein, Di Salvo sei die "1A-Lösung" gewesen.

"Es gibt gar keinen Grund, etwas zu verändern", sagt Di Salvo zu seinem Mitarbeiterstab. Es passt, dass er jetzt der neue Chef ist, Niedzkowski hat als Leiter des Fußballlehrer-Lehrgangs beim DFB bereits anderweitige zusätzliche Verpflichtungen. Di Salvo, 42, war mal Co-Trainer der U17 des FC Bayern, Co-Trainer in der U19 des DFB - und zuletzt fünf Jahre Assistent von Stefan Kuntz. "Für mich war es ein logischer Schritt, jetzt auch mal eine Mannschaft selbst zu übernehmen", sagt er: "Ich habe mich lange darauf vorbereitet und bin bereit."

Chatzialexiou nennt Di Salvo ausdrücklich "unsere 1A-Lösung". Demzufolge gab es beim DFB keinen Gedanken daran, den U20-Trainer Christian Wörns oder den Bundesliga-erfahrenen U19-Trainer Hannes Wolf zu befördern - oder ein prominentes Gesicht von außen, wie zum Beispiel den WM-Rekordtorschützen Miroslav Klose, zu verpflichten.

Druck als neuer U21-Chef spürt der Antonio di Salvo durchaus, zumal Vorgänger Kuntz bekanntlich zwei Mal Europameister geworden ist. "Auch ich werde an Ergebnissen gemessen", weiß Di Salvo. Riesig sei der Druck aber insofern nicht, als er zuvor selbst schon Teil des Erfolgstrainerteams gewesen sei. Zusammen mit Kuntz hatte Di Salvo - beide waren im früheren Fußballerleben Mittelstürmer - beim DFB auch das "Stürmerprogramm" betrieben. Zuletzt hat Di Salvo dieses Projekt in Berlin den U-Trainern der Bundesliga-Nachwuchsleistungszentren vorgestellt: "Es geht um mehr individuelle Förderung aller Positionsgruppen, auch der Stürmer, sowie um eigene Spielformen, damit wir mehr gute Spieler entwickeln", erklärte er nun.

Sein erstes U21-Spiel als Cheftrainer findet in der EM-Qualifikation am 7. Oktober gegen Israel statt - in seiner Heimatstadt Paderborn. "Ausgerechnet!", sagt i Salvo lächelnd, "eine Geschichte, wie sie nur der Fußball schreibt." Auch relevante Aphorismen beherrscht er also bereits.

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