Luca Waldschmidt:Sie nennen ihn "il bomber"

Germany v Denmark: Group B - 2019 UEFA U-21 Championship

Luca Waldschmidt feiert sein Tor gegen Dänemark.

(Foto: Getty Images)
  • Luca Waldschmidt ist seit Jahren Junioren-Nationalspieler, doch irgendwann überholten ihn die anderen in ihrer Entwicklung.
  • Nach einer starken Saison in Freiburg ist er nun der Mittelstürmer der U21.
  • Und er wird hoch gehandelt.

Von Sebastian Fischer, Udine

Wer wissen will, wie viel den Italienern der Fußball bedeutet, der muss auch im Jahr 2019 immer noch bloß in ein Café gehen. Dort liegt auf einem der Tische mit großer Wahrscheinlichkeit die rosafarbene Gazzetta dello Sport, und mit Sicherheit stehen gerade im Sommer täglich zahlreiche Transfergerüchte drin, aus denen, ebenfalls mit Sicherheit, nicht immer Transfers werden. Auch in der Unterkunft der deutschen U21-Nationalmannschaft während der Europameisterschaft, einem Golfhotel in Fagagna bei Udine, lag sie am Dienstag auf dem Tisch. Luca Waldschmidt schaute nicht hinein, obwohl die Gazzetta über ihn berichtete. Er habe das Interesse von Lazio Rom auf sich gezogen, hieß es. In der Überschrift wurde er "il bomber" genannt, der Bomber der U21.

Der Stürmer vom SC Freiburg war nicht der auffälligste Spieler beim 3:1-Sieg der deutschen Mannschaft zum Turnierauftakt gegen Dänemark am Montag, aber er hat seinen Teil dazu beigetragen, dass sich die U21 vor dem zweiten Spiel gegen Serbien am Donnerstag in einer hervorragenden Ausgangsposition befindet, um das Halbfinale zu erreichen. Er war es ja zum Beispiel, der das dritte Tor für Deutschland erzielte, mit einem Chip über den dänischen Torhüter. Und damit setzte sich eine Geschichte dieser Saison fort, die für den deutschen Fußball eine hoffnungsvolle ist.

Dass Waldschmidt, 23, talentiert ist, das ist keine neue Erkenntnis. Dass er hochgehandelt wird, das schon eher. Seit der U16 ist er Junioren-Nationalspieler, damals lief er noch für die Jugend von Eintracht Frankfurt auf. Nationalspieler Timo Werner hat sich neulich in einem Gespräch mal daran erinnert, dass neben ihm in den Teams beim DFB oft dieser Waldschmidt stürmte, und das ziemlich gut. Aber irgendwann vermisste er ihn. Werner hatte ihn in der Entwicklung überholt.

Stefan Kuntz setzt auf Waldschmidt

"In der Jugend war es so, dass ich gesetzt war", sagt Waldschmidt: "Bei den Profis musst du deinen Platz erkämpfen. Es ist nicht so einfach, wenn du eine ganze Saison auf 110 Prozent läufst und es gefühlt niemand merkt. Da fällt's dir schwer, dich immer wieder hoch zu ziehen." 2016 wechselte er als 20-Jähriger von der Eintracht, für die er in zwei Jahren 15 Bundesligaspiele machte, zum Hamburger SV. "Wir haben immer gegen den Abstieg gespielt, was es nicht einfach gemacht hat", sagt er. Im vergangenen Sommer ging er dann zum SC Freiburg. Dort vertraute man ihm, auch wenn nicht immer alles funktionierte. Aber es funktionierte ziemlich viel. Er schoss neun Tore.

Beim EM-Sieg 2017 hatte die U21 in Davie Selke von Hertha BSC noch einen Mittelstürmer, der die Position mit physischer Stärke ausfüllte. 2019 fehlt ein klassischer Torjäger. Trainer Stefan Kuntz, der frühere Stürmer, gab das vor dem Turnier ganz offen zu. Den besten Torschützen der EM-Qualifikation, Schalkes Cedric Teuchert, schickte er nach der Vorbereitung wegen Formschwäche nach Hause. Deshalb ist der Neuner im 4-3-3-System, der 1,81 Meter große und eher schmächtige Waldschmidt, eher eine Nummer 10. So steht es auch auf seinem Rücken. Er probiere mal vorne zu bleiben, mal im Mittelfeld mitzuspielen, sagt er selbst über seine taktische Rolle. Doch es sieht es nun so aus, als könnte diese Variabilität statt einer Schwäche auch eine Stärke der Mannschaft werden.

Er habe gerade kein Interesse daran, sich mit anderen Themen zu beschäftigen, sagt Waldschmidt übrigens zu den Transfergerüchten. Er sollte die Gazzetta dello Sport bis zum Ende der U21-EM also besser nicht aufschlagen. Es könnte gut sein, dass er dort noch mal das Thema ist.

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