Nick Woltemade bei der U21-EMMehr Führungsspieler geht nicht

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„Dieser Rhythmus wird schwer zu halten sein“, sagt Nick Woltemade zu seiner U21-Torquote.
„Dieser Rhythmus wird schwer zu halten sein“, sagt Nick Woltemade zu seiner U21-Torquote. (Foto: Luká Grinaj/TASR/dpa)

Pokalsieger, A-Nationalspieler und bald U21-Europameister? Nick Woltemade prägt den EM-Auftakt mit drei Toren – und setzt um, was ihm bei Bundestrainer Nagelsmann noch nicht gelungen ist.

Von Ulrich Hartmann

Seine ersten 105 Minuten im Trikot der deutschen Fußball-Nationalmannschaft vergangene Woche waren noch von Demut geprägt gewesen. „Da habe ich mich ein bisschen hinten angestellt“, berichtete Nick Woltemade über seine Rolle im Team von Julian Nagelsmann, als er am Mittwoch bei der U21 in der Slowakei eintraf. Hinten angestellt – das hatte auch für seine Chancenverwertung im A-Team gegolten: vier Torschüsse, kein Tor.

In der U21 spielt Woltemade schon seit fast zwei Jahren. „Hier habe ich mehr zu sagen“, betont er, „hier bin ich Führungsspieler.“ Und genau das bewies er zum Auftakt der Europameisterschaft gegen Slowenien am Donnerstagabend: Woltemade erzielte die 1:0-Führung (19. Minute), die 2:0-Führung (42.) und per Foulelfmeter auch noch den 3:0-Endstand (82.). Mehr Führungsspieler geht nicht. Dass es so gut läuft, hat einen Grund, sagt der Hattrick-Mann: „Die U21 ist meine Wohlfühloase.“

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Woltemade hat allerdings drei bewegte Jahre hinter sich, in denen nicht immer alles Wohlgefühl war: In der Saison 2022/23 wurde er verliehen zum damaligen Drittligisten SV Elversberg, 23/24 holte ihn Werder Bremen zurück und 24/25 wechselte er zum VfB Stuttgart, bei dem der 23-Jährige zu Saisonbeginn nicht mal für den Champions-League-Kader nominiert worden war. Am Saisonende dann war Woltemade gefeierter DFB-Pokalsieger und A-Nationalspieler. Und in all den Wirrungen seines Fußballerlebens gibt es seit dem Herbst 2023 die DFB-Junioren als klare Konstante. „Antonio Di Salvo hat mich immer spielen lassen“, sagt Woltemade über seinen U21-Trainer. Auch gegen Slowenien ließ Di Salvo ihn ran – und er hat es ihm mit drei Treffern gedankt.

Seit nunmehr 16 Spielen ist die U21 ungeschlagen: „Eine fast schon unheimliche Serie!“, sagt Trainer Di Salvo

Di Salvo ist seit drei Jahren und neun Monaten im Amt, und genauso lange hat es gedauert, bis der 46-Jährige gebürtige Paderborner jetzt im slowakischen Städtchen Nitra sein erstes EM-Spiel gewinnen durte. Zwar war dieses 3:0 erst sein erst viertes EM-Spiel als Cheftrainer der U21, aber nach einem Remis und zwei Niederlagen und einem entsprechend frühen EM-Aus vor zwei Jahren in Georgien war dieser Erfolg umso bedeutender. Er eröffnet der ältesten Nachwuchsmannschaft des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) die Chance, bereits am Sonntagabend mit einem weiteren Sieg gegen Tschechien ins Viertelfinale einzuziehen. Das wäre der nächste Schritt zum Minimalziel Halbfinale. Nach der verpatzen EM 2023 wäre dies für Di Salvo eine Art Rehabilitation.

„Ich habe Antonio Di Salvo viel zu verdanken“, hatte Woltemade zuletzt über das Vertrauen des U21-Trainers gesagt. Di Salvo und Woltemade haben sich gewissermaßen gegenseitig geholfen. Schon beim 3:1 gegen Spanien bei der EM-Generalprobe Ende März hatte Woltemade alle drei Treffer erzielt. Jetzt wieder. Und am Sonntag gegen Tschechien? Wieder drei Tore? „Dieser Rhythmus wird schwer zu halten sein“, sagt Woltemade mit einem Schmunzeln.

„Ich habe Antonio Di Salvo viel zu verdanken“, sagt Nick Woltemade über seinen U21-Trainer. Di Salvo und Woltemade haben sich gewissermaßen gegenseitig geholfen.
„Ich habe Antonio Di Salvo viel zu verdanken“, sagt Nick Woltemade über seinen U21-Trainer. Di Salvo und Woltemade haben sich gewissermaßen gegenseitig geholfen. (Foto: Christian Hofer/Getty Images)

Seit der 0:2-Niederlage gegen England bei der EM 2023, dem unrühmlichen Tief- und Endpunkt des damaligen Turniers, hat die U21 nicht mehr verloren, seit nunmehr 16 Spielen ist sie ungeschlagen. „Eine fast schon unheimliche Serie!“, sagt Di  Salvo. Spiel Nummer 17 in dieser Serie soll am Sonntag folgen, Nummer 18 am Mittwoch gegen England - und so weiter bis zu Spiel Nummer 21: das erhoffte Finale am 28. Juni in Bratislava. Dann wäre Deutschland Europameister.

Auf zehn Tore und sieben Vorlagen kommt Woltemade in seinen bislang 14 Spielen für die U21. Vor der Slowenien-Partie hatte er gesagt: „Ich will die Chancen, die ich in der Nationalmannschaft hatte, bei der U21 verwandeln.“ Genauso hat der gebürtige Bremer es dann auch gemacht. Nach vier Torschüssen ohne Treffer in der A-Elf gelangen ihm am Donnerstag bei vier Torschüssen drei Treffer.

Pokalsieger, A-Nationalspieler und in zwei Wochen gar noch U21-Europameister? „Abends im Bett“, wenn alles still wird, verrät Woltemade, da denke er oft über all das nach, was in den vergangenen Monaten passiert ist. Und was da noch alles kommen könnte. Er hat beim VfB Stuttgart einen Vertrag bis 2028, aber wenn er bei der EM so weiterspielt, dann werden attraktive europäische Klubs ihn noch spannender finden als ohnehin schon. Die Referenzseite transfermarkt.de taxiert seinen Marktwert schon jetzt auf 30 Millionen Euro. Mit jedem Treffer bei der U21-EM wird sich diese Schätzung erhöhen. Das nennt man dann wohl: Wertschöpfung in der Wohlfühloase.

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