Youssoufa Moukoko stand regungslos auf dem Rasen, Trainer Antonio Di Salvo stapfte pitschnass in Richtung Kabine: Trotz langer Überzahl ist die deutsche U21 zu Beginn ihrer Mission Titelverteidigung nicht über ein mageres 1:1 (1:1) gegen Israel hinausgekommen. Sowohl Jungstar Moukoko als auch Jessic Ngankam vergaben im Starkregen von Kutaissi einen Foulelfmeter.
"Vor allem mit den zwei Elfmetern war das eine vergebene Chance auf den Sieg. Heute sind wir sauer, morgen geht es weiter. Wir müssen jetzt gegen Tschechien gewinnen", sagte Di Salvo nach seinem EM-Debüt als Cheftrainer bei Sat.1 und fügte an: "Wir hatten die Kontrolle, aber in Überzahl hat mir die Präzision gefehlt. Es sollte heute nicht sein."
Moukoko und Ngankam wurden wegen ihrer Fehlschüsse im Internet später massiv rassistisch beleidigt. "Solche Dinge gehören einfach nicht in den Fußball, wir verschießen nicht extra. Wenn du solche Nachrichten bekommst, das ist ekelhaft", sagte der 18 Jahre alte Moukoko nach dem Schlusspfiff enttäuscht. Auch Di Salvo verurteilte die Kommentare aufs Schärfte. "Jede Art von Rassismus und Diskriminierung, das ist unterste Schublade, das geht überhaupt nicht", sagte der 44-Jährige. Schon am Dienstag war Innenverteidiger Yann-Aurel Bisseck (Aarhus GF) nach seiner Berufung zum Kapitän auf Facebook massiv beleidigt worden.
Kapitän Yann Aurel Bisseck (26.) von Aarhus GF traf zumindest zum Ausgleich, danach blieb das DFB-Team vor allem offensiv viel zu harmlos. Dor Turgeman hatte den klaren Außenseiter, der nach einer umstrittenen gelb-roten-Karte gegen Eden Karzev (45.) lange in Unterzahl agieren musste, in Führung gebracht (20.). Die DFB-Auswahl, die wegen einiger Absagen und Ausfällen nicht zu den engen Titelfavoriten gehört, steht damit bereits am Sonntag gegen Tschechien unter Druck. Am letzten Vorrundenspieltag geht es am 28. Juni gegen Mitfavorit England, der zum Auftakt die Tschechen 2:0 besiegte.
Die deutsche Auswahl antwortet schnell - und rennt danach erfolglos an
In der Innenverteidigung durfte überraschend Schalkes Henning Matriciani neben Bisseck beginnen, im Zentrum bekam der Kölner Denis Huseinbasic das Vertrauen. Gegen die Israelis, die Deutschland in der EM-Qualifikation zweimal nur hauchdünn bezwungen hatte, begann die der dreimalige Europameister druckvoll. Mit der ersten Aktion im gegnerischen Sechzehner wurde Kevin Schade von den Beinen geholt, Sturmhoffnung Moukoko - der mit seinen geschätzten 30 Millionen Euro Marktwert teurer ist als die gesamte israelische Mannschaft (20 Mio.) - scheiterte an Keeper Daniel Peretz.
Auf der Gegenseite traf Turgeman mit dem ersten gefährlichen Konter zur Führung. Wenige hundert DFB-Anhänger trotzten dem georgischen Dauerregen im offenen Ramaz Shengelia Stadium - und sahen eine prompte Antwort ihres Teams. Nach einer maßgenauen Freistoß aus dem Halbfeld von Spielmacher Angelo Stiller nickte Abwehrhüne Bisseck zum verdienten Ausgleich ein. Und Deutschland blieb dran. Vagnomans strammer Abschluss landete zwar im Tor, Moukoko stand jedoch im Abseits (37.). Yannik Keitel scheiterte mit einem Schlenzer am israelischen Keeper (41.).
Kurz vor dem Pausenpfiff kam es dann bitter für den Außenseiter. Karzev und Linksverteidiger Luca Netz grätschten beide zum Ball, der französische Schiedsrichter Willy Delajod stellte den Israeli vom Platz (45.). Das verschaffte Di Salvos Auswahl Räume, erneut BVB-Juwel Moukoko und Keitel (55.) vergaben jedoch Großchancen im zweiten Durchgang. Deutschland rannte schließlich an - ohne Erfolg. Auch Ngankam fand vom Punkt seinen Meister im israelischen Schlussmann.