U21-Trainer Antonio Di Salvo:Das große Kind von damals

Antonio Di salvo wird Nachfolger von U-21 Trainer Stefan Kuntz.Archivfoto; Stefan KUNTZ,Trainer (GER) mit Co Trainer Ant; Fußball

Kritisch beäugt und für gut befunden: Antonio Di Salvo (rechts) folgt auf Stefan Kuntz als Trainer der U21.

(Foto: Frank Hoermann/Sven Simon/Imago)

Der bisherige Co-Trainer Antonio Di Salvo übernimmt als Chefcoach die deutsche U21. Unterstützt wird er unter anderem von Hermann Gerland, der früher mal sein Trainer war. Der DFB kombiniert damit zwei eigentlich konkurrierende Modelle.

Von Christof Kneer

Wenn man richtig mitgezählt hat, dann hat Hermann Gerland in seinem Leben als Fußballer und Trainer zwei bis drei Milliarden Fußballspiele verfolgt. Das ist relativ viel, hindert ihn aber keineswegs daran, sich noch an den 30. Juli 2001 zu erinnern. Als Trainer der zweiten Mannschaft des FC Bayern war er gerade nach München zurückgekehrt, sein erstes Spiel in der Regionalliga verlor er in Trier gleich 0:3. Nach dem Spiel war er ausreichend damit beschäftigt, den wie immer unverständigen Journalisten zu erklären, warum der 41-jährige Abwehrchef Hansi Pflügler eine gute Leistung gebracht habe.

Pflügler komme "schließlich nicht auf Krücken ins Spiel", brummte Gerland, "und wir haben halt noch einige Kinder in der Mannschaft, die von ihm geführt werden müssen". Was Gerland aber noch mehr störte: Dass Uli Hoeneß ihm dann auch noch eines der etwas größeren Kinder wegnahm. Nach diesem 0:3 verkaufte Hoeneß den 22-jährigen Antonio Di Salvo an den Erstligisten Hansa Rostock und ließ den Trainer mit einem Kader ohne Stürmer allein. Gerland, 67, merkt sich so was.

Antonio Di Salvo, gebürtig in Paderborn, hat keine große Spielerkarriere hinter sich, aber nun, mit 42, ist er plötzlich ein wichtiger Mann im deutschen Fußball. Er soll künftig die begabtesten der schon ziemlich großen Kinder des Landes anleiten. Di Salvo wird neuer Chefcoach der deutschen U21-Auswahl, der er bisher als Assistenztrainer unter Stefan Kuntz diente.

Debüt in seiner Geburtsstadt Paderborn

Seit Kuntz, 58, das Angebot des türkischen Verbandes als A-Nationaltrainer angenommen hat, haben sie beim DFB einige Szenarien geprüft und am Ende entschieden, genauso weiterzumachen wie bisher, nur halt ohne Kuntz. Kuntz war Frontmann und Rampensau, aber den größeren Einfluss auf die Matchpläne dürfte sein Funktionsteam gehabt haben, die Co-Trainer Di Salvo und Daniel Niedzkowski und der Spielanalyst Jannis Scheibe. Nach dem Titelgewinn bei der U21-EM im Sommer hat Kuntz über Di Salvo einen typischen Kuntz-Satz gesagt: "Toni hat zwar jedes Mal irgendwas einzuwenden, macht aber mit jedem seiner Kommentare unsere Entscheidungen besser."

Bis zuletzt hatten sie beim DFB zwei konkurrierende Modelle erwogen, und nun ist es dem verantwortlichen DFB-Direktor Oliver Bierhoff und dem laut Vertrag ebenfalls zuständigen Bundestrainer Hansi Flick gelungen, beide Modelle gleichzeitig zu realisieren. Einerseits signalisiert die Beförderung Di Salvos das Vertrauen ins hauseigene Personal, andererseits hat Flick doch wieder einen Haudegen dazubekommen - so wie Kuntz und vor ihm schon der knorrige Horst Hrubesch.

Hermann Gerland, von Flick zum DFB gelotst und an Knorrigkeit mindestens ebenbürtig, soll die U21 künftig unterstützen, als Co-Trainer, als Scout und auch als Mentor bei Turnieren. Noch Anfang der Woche hätte Gerland eine Assistenten-Tätigkeit ausgeschlossen, aber am Ende ging es dann fast schnell wie damals beim Verkauf des Stürmers Di Salvo. Sein Debüt als U21-Chefcoach feiert Di Salvo nun am 7. Oktober gegen Israel, in seiner Geburtsstadt Paderborn.

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