TV-Gelder in der Bundesliga:Milliarden in den großen Graben

Neue TV-Geld-Verteilung spaltet die Clubs

Streit um Milliarden: Ein Plakat in Stuttgart, das schon im November für Umverteilung warb.

(Foto: Sebastian Gollnow/dpa)

Die DFL-Spitze entscheidet über die künftige Verteilung der TV-Gelder unter den 36 Profiklubs. Es ist schwer vorstellbar, dass sie es schafft, den heftigen Konflikt zu befrieden.

Von Johannes Aumüller, Frankfurt

In Bielefeld und in Braunschweig haben am Wochenende noch einmal große Plakate in der leeren Fankurve gehangen. "Faire TV-Geldverteilung für einen spannenden Wettbewerb!", stand auf dem einen Banner, und auf dem anderen: "Für eine faire Verteilung der TV-Gelder." Der Umgang mit den Milliardeneinnahmen aus den Fernsehverträgen ist seit Wochen das große Thema des deutschen Profifußballs, und an diesem Montag wird nach einer Mitgliederversammlung der Deutschen Fußball-Liga (DFL) endlich Klarheit herrschen. Daher hingen die Banner zwar zu einem sehr passenden Zeitpunkt in den Stadien, aber auf die Entscheidungsfindung haben sie keinen Einfluss mehr.

Denn wenn sich am Montag um 11.30 Uhr die 36 Profiklubs der ersten und zweiten Liga zu einer virtuellen Mitgliederversammlung zusammenschalten, können sie dort nicht mehr abstimmen über die Verteilung der Fernsehgelder, sondern nur einen Beschluss zur Kenntnis nehmen. Für die Entscheidung über die TV-Einnahmen ist laut Statuten das neunköpfige Präsidium um Liga-Geschäftsführer Christian Seifert zuständig, das in den vergangenen Wochen etliche Male zu dem Thema getagt hat.

Dabei ist es unabhängig vom konkreten Ergebnis schwer vorstellbar, dass es das Gremium schafft, den großen Graben zu schließen, der im deutschen Profifußball in den vergangenen Monaten entstanden ist. Zu heftig war der Streit, und zu unterschiedlich sind die Vorstellungen der Klubs. Der Kern ist, dass die Aufteilung der TV-Gelder zwischen den Klubs so immens auseinandergeht: Im laufenden Vierjahreszyklus erhielt Dauermeister FC Bayern in den einzelnen Jahren bis zu 3,8 Mal so viel wie das jeweilige Bundesliga-Schlusslicht. In der aktuellen Saison sind aufgrund diverser Corona-Folgen für die Erstligisten laut Magazin Kicker Zuwendungen zwischen 105,4 Millionen Euro für den FC Bayern und 34,3 Millionen Euro für Arminia Bielefeld geplant. In der Premier League etwa ist die Spreizung viel geringer, dort darf der Unterschied zwischen dem Ersten und dem Letzten maximal 1,8:1 betragen.

Vor diesem Hintergrund lief in den vergangenen Monaten die Debatte. Einzelne Funktionäre forderten, dass jeder Klub innerhalb einer Liga exakt gleich viel bekommen sollte - so wie es bis zur Jahrtausendwende üblich war. Zehn Zweit- und vier Erstligisten schlossen sich zusammen, um für eine andere, deutlich gleichmäßigere Verteilung zu werben. Doch die großen Klubs um den FC Bayern blockierten eine grundlegende Reform, und der Münchner Vereinsboss Karl-Heinz Rummenigge rief 14 Erstligisten und den Hamburger SV zu einer Machtdemonstration zusammen. Dafür brachte Freiburgs Finanzvorstand Oliver Leki, der zugleich im DFL-Präsidium sitzt, eine Art Effizienzquote ins Spiel, die den sportlichen Erfolg im Verhältnis zum finanziellem Einsatz honorieren sollte. Dagegen sprachen sich andere Funktionäre aus, weil sich aus ihrer Sicht die Ausgabenseite zu leicht manipulieren lasse.

Die Fernsehgelder setzen sich generell zusammen aus nationalen und internationalen Erlösen - mitentscheidend für die Schärfe der Debatte war, dass sie insgesamt zurückgehen. Aus dem nationalen Bereich werden aktuell zirka 1,25 Milliarden Euro verteilt. In den vier Spielzeiten zwischen 2021/22 bis 2024/25 werden es durchschnittlich 1,1 Milliarden Euro sein, allerdings gestaffelt steigend. In der nächsten Saison sind es zirka 1,05 Milliarden Euro. Bei den internationalen Einnahmen waren in den vergangenen Jahren 250 Millionen Euro die Planmarke, wegen Corona sind aktuell nur noch zirka 180 Millionen Euro vorgesehen, und es ist fraglich, wie sich dieser Bereich weiterentwickelt.

Als im Herbst 2019 die Profiklubs das DFL-Präsidium neu wählten, sah es so aus, als könnten die kleineren und mittleren Klubs auf eine größere Umgestaltung in ihrem Sinne hoffen. Erstmals hatten sie in dem Gremium die Mehrheit. Neben Seifert und Leki sitzen darin der frühere Schalker Finanzvorstand Peter Peters, DFL-Direktor Ansgar Schwenken sowie als weitere Vereinsvertreter Jan-Christian Dreesen (Bayern München), Alexander Wehrle (1. FC Köln), Steffen Schneekloth (Holstein Kiel), Rüdiger Fritsch (Darmstadt 98) und Oke Göttlich (FC St. Pauli). Doch wenn der Anschein nicht trügt, wird es keine Revolution geben, sondern lediglich Modifizierungen. Und es könnte gut sein, dass in den kommenden Wochen an vielen Standorten Plakate hängen.

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