Turnierauswahl der Basketball-EM:Zauberer mit Bomben

Juan Carlos Navarro feuert Bälle wie Bomben ab, Tony Parker sorgt für Schleudertraumata, Šarūnas Jasikevičius spielt die zauberhaftesten Pässe von allen. Und Dirk Nowitzki? Der trifft formidabel - und entschuldigt sich dennoch. Die besten Spieler der Basketball-EM. Mit Abstimmung.

Jonas Beckenkamp

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Turnierauswahl der Basketball-EM:Juan Carlos Navarro

Juan Carlos Navarro, Vlado Ilievski 

Quelle: AP

Juan Carlos Navarro feuert Bälle wie Bomben ab, Tony Parker sorgt für Schleudertraumata, Šarūnas Jasikevičius spielt die zauberhaftesten Pässe von allen. Und Dirk Nowitzki? Der trifft formidabel - und entschuldigt sich dennoch. Die besten Spieler der Basketball-EM. Mit Abstimmung.

Sie nennen Navarro "La Bomba" - weil er ein Basketballer ist, der aus allen Lagen feuert. Der wertvollste Spieler des Turniers zeigte in Litauen Würfe, mit denen er auch bei den Harlem Globetrotters mitspielen könnte: von einem Bein abgesprungene Dreier, blitzschnelle Würfe im Zurückfallen und seinen berühmten "Floater" - eine Art Korbleger aus der Distanz, der in hohem Bogen über sämtliche Centerarme hinwegsegelt und in den Korb plumpst. In den letzten vier Partien schaffte der Mann vom FC Barcelona im Schnitt fast 30 Punkte - und als er eine Minute vor Ende des Finals gegen Frankreich vom Platz ging, bekam er sogar von den französischen Zuschauern großen Applaus. Juan Carlos Navarro ist derzeit der wohl beste Spieler Europas. 

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Turnierauswahl der Basketball-EM:Tony Parker

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Quelle: AFP

Es ist nicht überliefert, ob ein Gegenspieler von Tony Parker beim Verteidigen gegen ihn bei dieser EM ein Schleudertrauma erlitten hat, aber zumindest ernsthafte Kreislaufprobleme würden nicht sonderlich überraschen. Der kleine Franzose beherrscht wie kein anderer die Kunst, seine Widersacher "auszuwackeln": ein Dribbling nach rechts, eine Körpertäuschung nach links, ein Tempowechsel - und schwupps umkurvt der zweifache NBA-Champion von den San Antonio Spurs selbst gestandene Defensiv-Kletten wie Slalomstangen. Gegen das DBB-Team gelangen ihm in der Vorrunde 32 Punkte und man musste sich fragen, ob irgendjemand auf diesem Planeten diesen gazellenschnellen Wirbelwind stoppen kann. Am Ende gewann der 29-Jährige mit seinen Franzosen die Silbermedaille - als Trost für das verlorene Finale kann sich Parker immerhin über die direkte Olympia-Qualifikation freuen. 

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Turnierauswahl der Basketball-EM:Nicolas Batum

France vs Greece

Quelle: dpa

Nicolas Batum ist ein Akteur, der scheinbar Sprungfedern in den Beinen hat. Der Flügelspieler von den Portland Trail Blazers segelt gerne durch die Lüfte und stopft den Ball per Dunking in den Korb. Doch das ist nicht die einzige Qualität des jungen Franzosen. Der 22-Jährige mit dem Unschuldsblick kann zudem zielgenau aus der Distanz werfen und verteidigen wie ein italienischer Vorstopper. Zu spüren bekamen das in der Vorrunde auch die deutschen Basketballer: Batum sorgte mit seiner aufmerksamen Abwehrarbeit dafür, dass sein Gegenspieler Robin Benzing nur ein einziges Mal auf den Korb werfen konnte. So erging es bei diesem Turnier einigen Spielern, die sich auf dem Feld dem athletischen 2,03-Meter-Mann gegenübersahen.

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Turnierauswahl der Basketball-EM:Luol Deng

Great Britain vs Poland

Quelle: dpa

Der Forward von den Chicago Bulls ist einer der vielseitigsten und korbgefährlichsten Spieler der Welt - das demonstrierte er auch bei dieser EM. Mit 24,6 Punkten pro Spiel war der NBA-Profi der beste Scorer des Turniers, das der im Sudan geborene Brite ziemlich früh verlassen musste. Nur fünf Spiele absolvierte er mit seiner Nationalmannschaft in Litauen, denn nach der Vorrunde war für Großbritannien Schluss. Trotzdem hinterließ Deng mit seiner Athletik, seinen ewig langen Armen und seinem feinen Wurfhändchen einen bleibenden Eindruck - "unstoppable" würden sie wohl in Chicago sagen, wo sie sich wegen Michael Jordan mit solchen Begrifflichkeiten auskennen. 

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Turnierauswahl der Basketball-EM:Pau Gasol

Spain vs FYROM

Quelle: dpa

Es fällt schwer, sich festzulegen, welcher der beiden Gasol-Brüder bei diesem Turnier der bessere war. Im spanischen Europameister-Team ragten beide lediglich wegen ihrer enormen Größe heraus - bei der erstaunlichen Ausgeglichenheit im Kader, der fast ausschließlich aus NBA-Spielern besteht, war es generell nicht möglich, sich nur auf einen Akteur zu konzentrieren. Während Marc Gasol (li.) nicht nur die deutsche Mannschaft mit faszinierendem Spielverständnis und Fingerspitzengefühl narrte, nutzte sein älterer Bruder Pau (re.) seine Erfahrung aus zwei Titelgewinnen mit den LA Lakers, um die europäische Centerkonkurrenz einmal mehr zu dominieren. Weil er in Litauen der effektivere Punktesammler und Rebounder war, besetzt Pau Gasol in der Turnierauswahl den Platz unter dem Korb.

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Turnierauswahl der Basketball-EM:Bo McCalebb

FYROM vs Lithuania

Quelle: dpa

Mazedoniens Basketballer waren die Überraschung dieser EM - zwischen all den großen Nationen schlichen sie sich völlig unbemerkt bis ins Halbfinale und keiner wusste so recht, warum. Dabei hatten die langen Männer vom Balkan bereits in der Vorbereitung in München gegen das deutsche Team gezeigt, dass sie sehr unangenehm zu spielen sind. Unter all den pfeilschnellen, treffsicheren Akteuren ragte bei diesem Turnier einer heraus: Aufbauspieler Lester "Bo" McCalebb. Der eingebürgerte US-Amerikaner glänzte als einer der besten Schützen des Wettbewerbs. Nur im Spiel im Platz drei gegen Russland überließ er den entscheidenden Wurf seinem Kollegen Damjan Stojanovski - und der scheiterte prompt mit einem einfachen Korbleger. 

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Turnierauswahl der Basketball-EM:Šarūnas Jasikevičius

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Quelle: AFP

Der litauische Basketball verfügt über viele große, alte Männer: Arvydas Sabonis etwa ist der lebende Beweis dafür, dass man auch als 2,20-Meter-Klotz das nötige Fingerspitzengefühl für Basketball haben kann. Oder der begnadete Schütze Šarūnas Marčiulionis, der Ende der achtziger Jahre als erster sowjetischer Spieler in die NBA wechselte. Wenn es jedoch um die Gegenwart im basketballverrückten Litauen geht, fällt zumeist der Name Šarūnas Jasikevičius. Mit 35 Jahren gab der schlaue Aufbaufuchs bei diesem Turnier nach längerer Pause sein Comeback im Nationalteam: Der 1,93 Meter große Volksheld kam von der Bank und dirigierte seine jungen Kollegen, als wäre er nie weg gewesen. Im Spiel gegen Deutschland war er es, der mit seinen Pässen vorführte, wie man auch in fortgeschrittenem Alter noch eine richtige Show abliefern kann. Dass es nicht zu noch mehr Spektakel reichte, lag daran, dass Litauen im Viertelfinale überraschend an Mazedonien scheiterte. 

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Turnierauswahl der Basketball-EM:Duško Savanović

Serbia v France - EuroBasket 2011

Quelle: Bongarts/Getty Images

Bis zum Viertelfinale sah Serbien wie ein echter Titelkandidat aus - und das lag nicht zuletzt an Flügelspieler Duško Savanović. Während Regisseur Miloš Teodosić mit seinem Schlafzimmerblick stets zwischen Genie und Wahnsinn wandelte, konzentrierte sich Savanovic ganz ohne Showeinlagen auf die fundamentalen Dinge des Spiels: offene Würfe treffen, geschickt zum Korb ziehen, im richtigen Moment abspielen. So ärgerte der 2,04-Meter-Mann von Efes Istanbul im Vorrundenspiel die Deutschen, die gegen seine cleveren Bewegungen oft ins Leere tapsten. Nur im Spiel gegen Frankreich zeigte Savanović, dass auch er nicht immer alles richtig macht: Wenige Sekunden vor Schluss hätte er völlig freistehend den Siegkorb erzielen können - und scheiterte.

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Turnierauswahl der Basketball-EM:Dirk Nowitzki

Litauen - Deutschland

Quelle: dapd

Dass er bei dieser EM nicht zu den fünf besten Spielern gehörte, wusste Dirk Nowitzki selbst. Beeindruckend selbstkritisch erklärte er nach dem Aus der DBB-Auswahl: "Es lag an mir. Ich war nicht in der Lage, so zu dominieren, wie sonst." Und so endete Nowitzkis Nationalmannschafts-Karriere vorläufig mit der Enttäuschung, sein Team nicht in Richtung Olympische Spiele in London gebracht zu haben. Doch eines sollte klar sein: Trotz mangelnder Fitness und deutlich weniger getroffener Würfe, agierte der NBA-Meister aus Dallas immer noch auf recht hohem Niveau, so dass er sich einen Platz als Bankspieler in der Turnier-Auswahl redlich verdient hat. Dazu noch eine Statistik: Von seinen insgesamt 45 Freiwürfen vergab der Würzburger nur drei - ein formidabler Wert. 

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Turnierauswahl der Basketball-EM:Jonas Valančiūnas

Litauen - Deutschland

Quelle: dapd

Die Zuspiele von Jasikevičius landeten oft maßgerecht in den riesigen Armen von Jonas Valančiūnas, dem zweiten litauischen Mitglied des Turnier-Dreamteams. Anders als der Aufbau-Altmeister steht der 19-jährige Center aber für eine neue Basketball-Generation im Gastgeberland. Gerade wurde er vom NBA-Klub Toronto Raptors verpflichtet und wer dem agilen 2,10-Meter-Riesen zuschaute, der erkannte, dass ihm eine große Karriere bevorstehen könnte: Für einen langen Kerl ist der U19-Europameister extrem beweglich und flink auf den Beinen. Wie es sich für Spieler aus Lietuva gehört, verfügt er zudem über eine gutgeschulte Hand, die so weich abknickt wie sonst nur bei ausgewiesenen Wurf-Ästheten. Das Aus der Gastgebermannschaft konnte aber auch Valančiūnas nicht verhindern - daher kommt er in dieser Auswahl von der Bank. 

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Turnierauswahl der Basketball-EM:Dušan Ivković

Serbia v Lithuania - EuroBasket 2011

Quelle: Bongarts/Getty Images

Die Turnierauswahl braucht selbstverständlich auch einen Coach. Wer käme dafür besser in Frage als der serbische Nationaltrainer Dušan Ivković? Ihm bei der Arbeit zuzusehen ist ein großes Spektakel, was vor allem daran liegt, wie der 67-Jährige an der Seitenlinie leidet, zetert und flucht. In bester jugoslawischer Basketball-Tradition gibt Ivković den launischen Feldmarschall, der aus lauter Wut auf seine Spieler auch gerne mal das Taktikbrett in zwei Teile schmettert. Ein besonderes Verhältnis scheint der grauhaarige Trainerfuchs zu seinem Spielmacher Miloš Teodosić zu haben: Mehr als einmal beorderte Ivkovic den 24-Jährigen tief grollend wegen dessen Eigenwilligkeit auf die Bank - nur um ihn dann wieder väterlich zu tätscheln. Großes Kino von einem großen Trainer. 

© sueddeutsche.de/jbe/jüsc
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