Es war wie ein Stein, der in Wasser geworfen wird und immer größere Wellen auslöst. Kurz vor Weihnachten erklärte eine 17-jährige Turnerin, die WM-Teilnehmerin Meolie Jauch, das Ende ihrer Spitzensportkarriere: „Nicht weil ich nicht mehr kämpfen will“, schrieb sie auf Instagram, „nicht, weil mein Körper nicht mehr kann – sondern weil es mental nicht mehr geht.“ In den Tagen danach haben sich viele ehemalige und aktive Turnerinnen geäußert, ihre Solidarität erklärt und in den sozialen Medien von teils erschütternden Erfahrungen berichtet. Eine von ihnen ist Michelle Timm, 27, die 2013 erstmals für die Nationalmannschaft turnte und viele Jahre im Kader war. „Niemand, der das Erzählte nicht erlebt hat, kann nachvollziehen, was das mit einem macht“, sagt sie. Michelle Timm, die nach ihrem Karriereende einige Semester Grundschulpädagogik studierte und heute nebenberuflich als Trainerin in Stuttgart arbeitet, sieht die Fehler im System – und erklärt, wo Reformen ansetzen sollten.
Michelle Timm über Missstände im Turnen:„Wir müssen Kinder fördern, ohne sie als Mensch kleinzuhalten“
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Demütigungen, Schmerzen, bittere Tränen: Die frühere Spitzenturnerin Michelle Timm hat das als Kind alles erlebt. Im Interview spricht sie über Missstände in ihrem Sport, die jüngste Welle an Vorwürfen – und notwendige Änderungen.
Interview von Barbara Klimke

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