Türkgükü München:Zum Einstand gleich Enttäuschung und Wut

Türkgükü München: Skeptischer Blick beim Debüt: Andreas Heraf, neuer Trainer von Türkgücü Muenchen.

Skeptischer Blick beim Debüt: Andreas Heraf, neuer Trainer von Türkgücü Muenchen.

(Foto: G. Hubbs/Beautiful Sports/Imago)

Beim Debüt des neuen Trainers Andreas Heraf erlebt der abstiegsbedrohte Drittligist Türkgücü den nächsten Rückschlag: ein 2:4 in Freiburg.

Von Christoph Leischwitz

Der Abend im Breisgau endete mit einem heftigen Wortgefecht. Andreas Heraf, der neue Trainer von Türkgücü München, redete lautstark auf den Schiedsrichter ein, der den Platz gerade in Richtung Kabine verlassen wollte. Geschäftsführer Max Kothny und der sportliche Leiter Roman Plesche kamen hinzu und gestikulierten ebenfalls viel, dann tippte sich Kothny mit dem Zeigefinger mehrmals gegen die Stirn - eine Szene, die womöglich noch Folgen haben wird. Ebenso wie das Ergebnis: Das 2:4 (0:1) des abstiegsbedrohten Drittligisten beim SC Freiburg II im Dreisamstadion macht die Zukunft für Türkgücü noch ungewisser.

Dem Verein droht wegen eines fehlenden Nachweises der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit ein Punktabzug, Präsident und Investor Hasan Kivran spielt dem Vernehmen nach mit dem Gedanken, seine Anteile zu verkaufen. Zur Ungewissheit mischten sich dann auch noch "Enttäuschung und Wut", diese Worte kamen Interimskapitän Alexander Sorge über die Lippen.

Die ersten Spielminuten Türkgücüs in diesem Kalenderjahr wirkten bestenfalls verhalten. Der Debüt-Trainer Heraf hatte zwar angekündigt, ein eher lauter Trainer zu sein, was sich in den ersten 20 Minuten auch bewahrheitete. Jedoch gingen seine Spieler mit zunehmender Spieldauer immer seltener in die Zweikämpfe und liefen die meiste Zeit nur hinterher. "Der eine oder andere hat sich nicht an das gehalten, was wir geplant haben", sagte Heraf später bei Magentasport. Moritz Kuhn zeigte in der 23. Spielminute relativ wenig Gegenwehr, als sich Noah Weißhaupt im Zweikampf durchsetzte und zum 1:0 einschob. Ein fragwürdiges Tor, weil der Freiburger beim Umrunden von Kuhn den Ball mit dem Unterarm mitgenommen hatte. Ein Aufbäumen Türkgücüs blieb allerdings lange aus.

Womöglich dank der Halbzeitansprache wirkte Türkgücü nach dem Seitenwechsel plötzlich sehr viel agiler - und hatte mit den ersten beiden echten Torchancen prompt das Spiel gedreht. Albion Vrenezi legte nach einer Flanke für Alexander Sorge auf, der für den erkrankten Mergim Mavraj die Kapitänsbinde trug. Sorge ließ nach seinem Kopfball zum Ausgleich einen Urschrei los, fast so, als ob die Saison erst jetzt beginne (64.). Das 2:1 erzielte dann ein Spieler, den man nicht unbedingt auf dem Zettel haben musste: Sinan Karweina war bislang nur an den ersten beiden Spieltagen im Juli zu Kurzeinsätzen gekommen, in Freiburg wurde er zur zweiten Halbzeit eingewechselt - und stand zur rechten Zeit am rechten Ort, als er einen Flachschuss unhaltbar für den Freiburger Keeper Noah Atubolu ablenkte (70.).

In der 84. Minute zeigte der Schiedsrichter auf den Elfmeterpunkt

"In dieser Phase hat man das Gesicht der Mannschaft gesehen", schwärmte Sorge später. Nach acht Ligaspielen ohne Sieg war das Entsetzen umso größer, als der Schiedsrichter in der 84. Spielminute auf den Elfmeterpunkt vor dem Türkgücü-Tor zeigte: Sorge soll einen Torschuss mit dem Arm abgewehrt haben. Fast hätte Keeper René Vollath den Strafstoß gehalten, Enzo Leopold verwandelte allerdings mit Hilfe des Innenpfostens (85.). Am Ende blieb nicht einmal ein Punkt, weil der eingewechselte Vincent Vermeij das von 500 Zuschauern bejubelte 3:2 in der Nachspielzeit köpfelte (90.+1), Weißhaupt nutzte zwei Minuten später einen Konter zum 4:2-Endstand.

Nachdem er die vermeintlichen Fehlentscheidungen im TV-Interview noch einmal zu sehen bekam, kündigte Heraf an, den Schiedsrichter noch einmal in der Kabine besuchen zu wollen. Aber wohl nur aus Frustbewältigung. Auch dem Trainer war klar, dass "wir das akzeptieren und jetzt traurig nach Hause fahren müssen". Am Samstag empfängt Türkgücü den Tabellenletzten TSV Havelse.

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