Die Hauptsache, das hatte Vorstand Serdar Yilmaz vor einer Woche gesagt, sei doch, „dass es für den Verein weitergeht“. Zu diesem Zeitpunkt waren sämtliche Spieler von Türkgücü München vom Bayerischen Landes-Sportverband (BLSV) vom Spielbetrieb ausgeschlossen worden – wenn nämlich der Mitgliedsbeitrag nicht geleistet wird, sind die Spieler nicht unfallversichert. Die um einen Tag verpasste Frist kostete Türkgücü ein Wochenende Spielbetrieb. Nun aber droht die nächste Frist abzulaufen, und wenn sie diesmal nicht eingehalten wird, stellt sich die Frage, ob es tatsächlich noch weitergehen kann mit dem Verein – oder ob nun das endgültige Aus droht.
Auf SZ-Nachfrage bestätigte das Landgericht München I, dass die Stadt München eine Klage gegen Türkgücü eingereicht hat, mithilfe derer sie schon sehr lange offene Positionen geltend macht. Und diesmal handelt es sich um einen Betrag, der den mittlerweile wieder kleinen Verein in die Bredouille bringen dürfte: Gefordert wurden von der Stadt genau 104 232,10 Euro, zuzüglich Gebühren und Zinsen beläuft sich der Betrag nunmehr schon auf rund 112 000 Euro. Der größte Teil stammt von nicht gezahlter Stadionmiete aus der Regionalliga-Saison 2022/23.
Nachdem die Stadt damals das Geld nie erhalten hatte, hatte sie für Türkgücü eine Vorkassen-Regelung eingeführt. Seitdem wurde die Miete auch gezahlt, allerdings fehlt aus der Saison 2023/24 auch noch die Pauschale für die Inanspruchnahme der Flutlichtanlage im Grünwalder Stadion, die offenbar nicht Teil der Abmachung gewesen war. Mehrmals war Türkgücü auf ein Mahnverfahren aufmerksam gemacht worden, der Verein hatte nicht reagiert.
Auch beim Bayerischen Fußball-Verband (BFV) und bei der Berufsgenossenschaft stehen Zahlungen aus
Nach Beginn des Insolvenzverfahrens der Türkgücü GmbH im Jahr 2021, das zum Ausschluss aus der dritten Liga führte, hatte Türkgücü unter dem neuen Präsidenten Taskin Akkay einen Neustart in der Regionalliga versucht. Das viertligataugliche Grünwalder Stadion war damals nur eine teure Notlösung gewesen, eigentlich wollte der Verein in Fürstenfeldbruck spielen, was aber an den hohen Auflagen in der Kreisstadt scheiterte. Akkay hatte immer wieder betont, dass die Stadionmiete für einen kleinen Verein viel zu hoch sei – und bei der Stadt mehrmals eine günstigere Lösung eingefordert. Übrigens hatte im Jahr 2017 der Bayernliga-Meister SV Pullach auf den Aufstieg verzichtet, weil er sich keine geeignete Spielstätte leisten konnte.
Weder Türkgücü noch das Referat für Bildung und Sport möchten sich aktuell zum Rechtsstreit äußern. Beide betonen, es handele sich um ein laufendes Verfahren. Allerdings ist dieses nach SZ-Informationen fast schon wieder beendet: Die Klage wurde bereits am 1. August eingereicht, sie trägt das Aktenzeichen 34 O 9995/25. Doch offensichtlich meldete sich auch danach der Verein nie bei der Stadt zurück. Denn am 6. Oktober wurde nach SZ-Informationen ein Versäumnisurteil gesprochen, das nur ergeht, wenn die Klage ignoriert wird. Das Urteil fiel wenig überraschend zugunsten der Stadt München aus und ist nach einer Einspruchsfrist von zwei Wochen rechtskräftig. Mit anderen Worten: Wenn sich Türkgücü in den kommenden Tagen nicht doch noch zu Wort meldet, wird Anfang kommender Woche die Zahlung fällig.
Nach SZ-Informationen stehen darüber hinaus für Türkgücü bei der Berufsgenossenschaft und beim Bayerischen Fußball-Verband (BFV) Zahlungen aus, letztere belaufen sich auf etwas mehr als 10 000 Euro.

