3. Liga in München:Verworrene Lage um Türkgücü

3. Liga in München: Türkcücü spielt künftig auch im Olympiastadion.

Türkcücü spielt künftig auch im Olympiastadion.

(Foto: Arne Meyer/dpa)

Zwölf Mal im Grünwalder, den Rest im Olympiastadion: Regionallliga-Aufsteiger Türkcücü hat endlich eine Lösung für seine Heimspiele - doch es gibt weitere Probleme.

Von Christoph Leischwitz

Über Monate hinweg war die Frage offen, wo Türkgücü München seinen Einstand im Profifußball geben wird. Gerüchte gab es zuhauf, außerdem hatte der Verein mehrmals angedeutet, München notfalls verlassen zu wollen, wenn sich in der Stadionfrage keine Lösung ergibt. Am Freitag nun hat die Stadt als Vermieter des Grünwalder Stadions eine Lösung präsentiert. Nur: Verworren ist die Lage immer noch.

Man konnte das tiefe Durchatmen förmlich hören, das in der Pressemitteilung steckte. "Es waren keine einfachen Verhandlungen. Umso froher sind wir nun, mit allen Beteiligten eine zufriedenstellende Lösung gefunden zu haben", so wird Sportreferentin Beatrix Zurek darin zitiert. So lange gedauert hatte es, weil der DFB keine drei Vereine aus der dritten Liga in der selben Spielstätte zulässt - also dem Grünwalder Stadion. Die eingesessenen Vereine 1860 München und FC Bayern mit seiner U23 wollten nicht weichen.

Nun hat Türkgücü aber einen Vertrag für zwölf Spiele auf Giesings Höhen unterschrieben - für die restlichen Partien soll der designierte Aufsteiger ins Olympiastadion ausweichen. Diese Aufteilung, so scheint es, wird sowohl das Stadion als auch die Terminplaner des DFB ausreichend entlasten. Die Entscheidung drängte. Am Montag läuft zum einen die Meldefrist für den Bayerischen Fußball-Verband (BFV) ab, der seinen Aufsteiger an den DFB melden muss. Die Regionalliga-Saison ist zwar noch unterbrochen, doch der BFV kann auf einen Vorstandsbeschluss verweisen, wonach der Tabellenführer zum Stichtag 22. Juni zum Aufstieg berechtigt ist.

3. Liga in München: Türkgücü-Präsident Hasan Kivran.

Türkgücü-Präsident Hasan Kivran.

(Foto: Claus Schunk)

Noch wichtiger aber ist: Nach SZ-Informationen läuft ebenfalls am Montag die Frist zur Einreichung der Lizenz-Unterlagen aus - und dazu gehört auch die Nennung einer Spielstätte und einer Ausweich-Spielstätte. Es soll in den langen Verhandlungen auch mal laut geworden sein, war zu hören. Nun heißt es: "Es macht uns stolz, mit Türkgücü München, dem TSV München von 1860 und dem FC Bayern München in der nächsten Saison gleich drei Profivereinen eine Heimat zu geben. Das ist ein starkes Signal für die Sportstadt München", sagt Münchens Sportbürgermeisterin Verena Dietl. Happy End kurz vor der Deadline.

Eine Viertelstunde nach der Mitteilung: ein Anruf bei Türkgücü München. "Das bringt uns alles gar nichts", sagt Geschäftsführer Max Kothny, "das ist ein halbgebackener Kuchen." Wenn er rein nach den Auflagen des DFB gehe, sagt der 23-Jährige, würde er mit dieser Regelung die Lizenz für die dritte Liga nicht bekommen. Denn eigentlich müsse man ein Stadion mit uneingeschränkter Nutzungsberechtigung präsentieren können. Allerdings könnte sich nun aber auch die Haltung durchsetzen: In München, mit seinen höchstwahrscheinlich drei Drittligisten, handelt es sich um einen Präzedenzfall. So erscheint es möglich, dass ein Auge zugedrückt wird.

Wie sieht es mit der Lizenz aus?

Türkgücü erfährt das zwar möglicherweise erst, wenn es schon zu spät ist und die Lizenz nicht erteilt wird. Unterschrieben hatte Kothny den Vertrag am späten Freitagvormittag trotzdem. Dass er jetzt die Lösung kritisiert, zeigt vor allem, dass Türkgücü im Grunde unzufrieden ist. Wohl auch deshalb, weil Miete und Zusatzkosten für das Olympiastadion sehr hoch sind. Im Fall der Zulassung zur dritten Liga werde sich Türkgücü an den Betriebskosten im Olympiastadion beteiligen, bestätigte Kothny. Die Spiele unter dem Zeltdach müssten laut der Olympiapark GmbH außerhalb der Open-Air-Saison ausgetragen werden.

Kurz nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie hatte Türkgücü den Aufstieg noch infrage gestellt. Als Grund wurden die Geisterspiele angegeben, die dritte Liga sei finanziell ohnehin nur schwer zu stemmen. Die Spieler wurden aufgerufen, auf Gehalt zu verzichten. Nach einem anfänglichen kategorischen Nein hätten sich nun alle bis auf einen zu einem solchen Verzicht im Aufstiegsfall bereit erklärt, sagt der Geschäftsführer. Wenig später hatte Präsident Hasan Kivran in einer Konferenz mit den Regionalligisten erklärt, dass man sich nach einem Stadion außerhalb Münchens umsehe, weil das Olympiastadion zu teuer sei.

Kothny sagte, vielleicht sei ja die Regionalliga die bessere Lösung. Die Benennung von Alban Zinsou als Nachwuchs-Koordinator und Helmut Lehnert als Scout sprach wiederum dafür, dass der Verein aufsteigen will - für das Lizenzierungsverfahren müssen viele Posten verpflichtend besetzt sein. Selbst beim BFV fragte man sich: Was hat Türkgücü eigentlich vor? Am Freitag sagte Geschäftsführer Kothny, bezüglich anderer Stadien außerhalb Münchens gebe es nur lose Kontakte, nichts, womit man bis Montag ein Paket schnüren könne.

Gerüchte gab es zudem in der Trainerfrage, nachdem Reiner Maurers Vertrag Ende Mai nicht verlängert wurde. René van Eck sei einer von "zwei, drei" Kandidaten, bestätigte Kothny. Ein weiterer Name, der nun vermehrt zu hören ist: Alexander Schmidt, langjähriger Coach bei 1860. Wer es wird, dürfte erst bekanntgegeben werden, wenn der Aufstieg fix, also die Lizenz erteilt ist. Sollte der DFB der Zwei-Stadion-Lösung für Türkgücü zustimmen, könnte diese Entscheidung im Laufe der nächsten Woche öffentlich gemacht werden.

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Olympiastadion in München, 2019

Türkgücü München
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