Türkgücü München:Oase ohne Wohlfühlen

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"Wir haben alles besprochen, wir müssen an der Umsetzung arbeiten." - Peter Hyballa. (Foto: Ulrich Wagner/imago)

"Seit Wochen Sattheit" und "keine Energie": Anlässlich der 1:2-Niederlage gegen Viktoria Köln kritisiert Türkgücü-Geschäftsführer Max Kothny die Spieler scharf. Trainer Hyballa sieht hingegen kein Einstellungsproblem.

Von Christoph Leischwitz, München

Eine Wohlfühloase gibt es nicht beim Fußball-Drittligisten Türkgücü München, das ist sicher. Zu viel wurde nämlich in den vergangenen Jahren schon darüber gesprochen, wie dringend dieser Verein eine anständige, dem Profifußball angemessene Trainingsanlage benötigt. Der Stadt München wurde dabei von Türkgücü oft vorgeworfen, zu wenig dafür zu tun, endlich ein Areal zu finden, auf dem der Fußball-Drittligist dann auch gerne ein Nachwuchs-Leistungszentrum bauen würde. Geschäftsführer Max Kothny kann also unmöglich die Bezirkssportanlage an der Heinrich-Wieland-Straße gemeint haben, als er Freitagabend von einer "Wohlfühloase" sprach, die sich "in den Köpfen eingebrannt" habe.

Und dabei nehme er keinen aus, polterte er in der Halbzeit des Spiels gegen Viktoria Köln, keine Spieler und niemanden aus dem Trainerteam. Da lag Türkgücü gerade hochverdient 0:2 zurück. Die Mannschaft von Peter Hyballa erzielte später noch das 1:2 (81.) und zeigte in der zweiten Hälfte eine leichte Steigerung, die dem Trainer die Möglichkeit gab, nicht alles in Frage stellen zu müssen. Hyballa bestand darauf, dass nur die erste Hälfte "saft- und kraftlos" gewesen sei, dass man dort bei den Gegentoren schlechter verteidigt habe "als auf dem Bolzplatz". Generell mache es aber großen Spaß, mit der Mannschaft zu arbeiten, und nein, ein Einstellungsproblem sehe er nicht. Türkgücü geht nach drei Niederlagen in Serie als Tabellen-14. in die Länderspielpause, zwei Punkte entfernt von den Abstiegsrängen. Und damit gar nicht dort, wo Kothny die Mannschaft wähnte - das mittelfristige Ziel ist nach wie vor der Aufstieg. Was Kothny wohl meinte, und dann ja auch noch einmal betonte: Die Spieler werden gut bezahlt bei Türkgücü - und dafür erwarte man "volle Leistung" und "Identifikation mit den Zielen". Er sehe allerdings "seit Wochen Sattheit" und "keine Energie". Was freilich auch mit einer zu guten Bezahlung zusammenhängen könnte.

Das Angriffsspiel ist einfallslos, potenziell wichtige Akteure finden keine freien Räume

Jedenfalls scheint auch der zweite Cheftrainer in der aktuellen Spielzeit noch kein Mittel gefunden zu haben, die Spieler zu mehr Biss oder Zweikampfhärte zu bewegen. Aber auch gegen Viktoria Köln wurde vor den rund 1000 Zuschauern wieder deutlich, wo es ganz besonders hapert. Das Angriffsspiel ist einfallslos, potenziell wichtige Akteure wie Albion Vrenezi oder Sercan Sararer finden keine freien Räume und kommen mit dem Ball nicht mehr am Gegenspieler vorbei. Beide wurden gegen Köln ausgewechselt (46., 72.). Außerdem bringen sich die Offensivreihen zu wenig in die Abwehrarbeit ein.

Wo will Hyballa denn nun in der Länderspielpause ansetzen? "Wir haben alles besprochen, wir müssen an der Umsetzung arbeiten", sagt der Übungsleiter, "wir müssen einfach diese Schnelligkeit am Ball wieder reinkriegen." Die Trainingsbedingungen sind bekanntermaßen schlecht, auf der heimischen Bezirkssportanlage steht dem Drittligisten nur ein Platz zur Verfügung. Und dann wird bei dem Münchner Klub mit der hohen Fluktuation zu sehen sein, was sich womöglich sonst noch tut. Es gab im Vergleich zur aktuellen Situation schon Phasen bei Türkgücü München, die sich im Vergleich zur jetzigen beinahe anfühlten wie eine Wohlfühloase - und in denen es trotzdem personelle Konsequenzen gab.

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