Türkgücü München:Moral und Glück

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"Es ist eine Mannschaft, die lebt! Die nicht tot ist!" - Türkgücü-Kapitän Alexander Sorge. (Foto: Titgemeyer/osnapix/imago)

Eine energische Leistung in Osnabrück zeigt, dass sich die Mannschaft von Türkgücü für einen neuen Geldgeber empfehlen will - oder für den alten.

Von Christoph Leischwitz

Ein bisschen Pathos gehört natürlich auch dazu in so einer "absolut emotionalen Woche", wie Türkgücü-Kapitän Alexander Sorge es nach dem Spiel beim VfL Osnabrück formulierte: "Es ist eine Mannschaft, die lebt! Die nicht tot ist!" Der insolvenz- und abstiegsbedrohte Fußball-Drittligist hatte 1:1 beim Aufstiegsanwärter VfL Osnabrück gespielt und den Punkt in einer kuriosen Schlussphase gerettet: Lange schien es, als könnte der Außenseiter das Zu-Null halten, dann fiel in der 86. Minute doch noch der Führungstreffer für Osnabrück durch Muaka Simakala - aber Albion Vrenezi gelang nach einer energischen Vorarbeit von Leroy-Jacques Mickels der Ausgleich in der dritten Minute der Nachspielzeit. Trainer Andreas Heraf fand, dass sich die Mannschaft den Punkt verdient habe.

Wobei es zum Leben ja auch dazugehört, ab und an mal ein bisschen Glück zu haben. Zwar hatte Torwart Franco Flückiger in seinem dritten Profieinsatz überhaupt auch eine bravouröse Leistung gezeigt. Ein Umstand, den Heraf nun für sich ausnutzen kann: Sein Plan, in René Vollath, Ünal Tosun, Filip Kusic und Sebastian Maier vier Stammspieler zu Hause zu lassen, ging auf, von denen, die nun eine Chance bekommen hätten, "war ich nicht enttäuscht", so Heraf, und dazu gehörte sicher der 30-jährige Flückiger. Allerdings war der Keeper mehrmals auch schlicht angeschossen worden, bei einem Latten-Kopfball von Timo Beermann (65.) wäre er machtlos gewesen.

Heraf scheint das Machtvakuum zu nutzen, um eine neue Hierarchie einzuführen

Heraf war mit seiner Personalentscheidung ein hohes Risiko eingegangen. "Ich musste ja etwas verändern", sagte er. Unter der Woche hatte er auf die Moral der Spieler gepocht, doch gerade deshalb überraschte seine Auswahl auch: Bei den Aussortierten handelte es sich um Spieler, die bisher nie in den Verdacht gekommen waren, keine Moral zu zeigen. Bei Ünal Tosun und dem Co-Trainer Alper Kayabunar, der gleichzeitig Trainer der U19 ist und offiziell wegen deren Spiel in München blieb, handelt es sich um die dienstältesten Angestellten des Klubs, insofern sogar um Vertraute des Präsidenten Hasan Kivran. Heraf scheint das Machtvakuum zu nutzen, um eine neue Hierarchie nach seinen Vorstellungen einzuführen.

"Wir müssen versuchen, Punkte zu sammeln, um für einen Investor interessant zu werden", sagte Heraf noch. Etwas überraschend brachte Kapitän Sorge auch Hasan Kivran selbst ins Spiel: "Es ist ja bekannt, dass wir bis zum 1.4. einen neuen - oder einen alten - Geldgeber brauchen." Da sei Kivran "natürlich eine Personalie".

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