Tuchel beim BVB:Gibt es diesen klaren Dissens? "Ja, den gibt es"

Sportlich erlebt Thomas Tuchel beim BVB zwei erfolgreiche Jahre - doch hinter den Kulissen kracht es mehrfach. Die Chronologie einer Entfremdung.

Von Carsten Scheele

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Pressekonferenz Borussia Dortmund

Quelle: dpa

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Wer kommt da so gut erholt und dreitagebärtig aus seinem Sabbatical? Ja, Thomas Tuchel, der neue Trainer des BVB. Im April 2015 wird er in Dortmund als Coach für die kommende Saison vorgestellt, als Ersatz für Jürgen Klopp, der bereits seinen Rücktritt angekündigt hat. Für den BVB ist es ein großer Wurf, denn der frühere Mainzer hätte auch etliche andere Mannschaften übernehmen können. Doch Tuchel entscheidet sich für Dortmund. Von seinen künftigen Spielern fordert er: "Fleiß, Bescheidenheit, Mut, Offenheit und Beharrlichkeit."

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Quelle: Martin Meissner/AP

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Tuchel legt in Dortmund gut los. Zur Winterpause der Saison 2015/16 liegt der BVB auf Tabellenrang zwei, auch am Ende der Saison - mit 78 Punkten als bis dahin als bester Vizemeister überhaupt, hinter Bayern München. Entscheidende Spieler sind Hummels, Gündogan und Mkhitaryan. Tuchel will sie alle drei halten, die Mannschaft dazu verstärken. Geschäftsführer Watzke sichert ihm dies zu, Tuchel ist erfreut.

Borussia Dortmund - FC Liverpool

Quelle: Federico Gambarini/dpa

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Im Viertelfinale der Europa League trifft Tuchel auf seinen Vorgänger Jürgen Klopp und den FC Liverpool. Nach dem 1:1 im Hinspiel führt Dortmund im Rückspiel zweimal in Liverpool - verliert am Ende aber 3:4 und scheidet aus. Es ist ein erster herber Rückschlag für Tuchel.

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Quelle: AP

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Der zweite folgt in der Sommerpause: Entgegen anderlautender Versprechungen verkauft der BVB die Spieler Hummels (nach München), Gündogan und Mkhitaryan (beide Manchester) in der Sommerpause. Tuchel ist gar nicht mehr erfreut, so hatte er sich den Angriff auf die Bayern nicht vorgestellt. Der Klub verpflichtet vom eingenommen Geld acht neue Spieler, darunter die Weltmeister Mario Götze und André Schürrle. Unter anderem von der Verpflichtung Götzes soll Tuchel gar nicht begeistert gewesen sein.

Bayer Leverkusen - Borussia Dortmund

Quelle: Bernd Thissen/dpa

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Tuchel muss mehr improvisieren, als ihm lieb sein kann. Weil Götze und vor allem auch Marco Reus ausfallen, wird Ousmane Dembélé zum wichtigsten Spieler - eine Rolle, die ihm noch gar nicht zugedacht war. Doch der BVB zeigt tollen Fußball, gewinnt in der Champions League 6:0 gegen Warschau, kurz darauf auch 6:0 in der Bundesliga gegen Darmstadt.

Eintracht Frankfurt v Borussia Dortmund  - DFB Cup Final 2017

Quelle: Bongarts/Getty Images

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Ende November 2016 ist die gute Stimmung endgültig dahin. Der BVB verliert 1:2 in Frankfurt, der Trainer wirft seiner Mannschaft Totalversagen vor: "Technisch, taktisch, mental, Bereitschaft - komplett. Unsere Leistung war ein einziges Defizit." Gerade in dieser Phase der Saison hätte Tuchel erfahrene Kräfte wie Hummels oder Gündogan gut gebrauchen können.

Borussia Dortmund - Alexander Isak

Quelle: BVB/A. Simoes/dpa

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Was ist los beim BVB? Tuchel überwirft sich Anfang 2017 wegen der geplatzten Verpflichtung des Spaniers Oliver Torres mit Chefscout Sven Mislintat, einem Dortmunder Urgestein. Der wird trotzdem zum "Leiter Profifußball" befördert. Auch verpflichtet der Klub das schwedische Talent Alexander Isak (in der Bildmitte) für zehn Millionen Euro. Tuchel erklärt, er sei in den Transfer erst sehr spät eingeweiht worden, gibt sogar zu: "Ich kannte den Spieler gar nicht."

Pressekonferenz von Borussia Dortmund

Quelle: Guido Kirchner/dpa

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Im April 2017 explodieren neben dem Dortmunder Mannschaftsbus drei Sprengsätze, wie durch ein Wunder wird nur der Abwehrspieler Marc Bartra verletzt. Das Spiel wird abgesagt und für den nächsten Tag neu angesetzt - zu viel für Tuchel. "Das ist kein gutes Gefühl, es war ein Gefühl der Ohnmacht. Die Termine werden vorgegeben und wir haben zu funktionieren", kritisiert er die Uefa. Pikant: Klubchef Watzke saß beim Termin, bei dem die Neuansetzung debattiert wurde, mit am Tisch und nickte die Entscheidung ab.

Watzke und Tuchel

Quelle: dpa

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Tuchel und Watzke entzweien sich über den Termin-Streit. Zwar gewinnt der BVB das Pokal-Halbfinale in München, kurz darauf gibt Watzke jedoch ein Interview, in dem er einen klaren Dissens mit Tuchel einräumt. "Ja, den gibt es", lässt sich Watzke zitieren. In Berichten (auch in der SZ) werden auch Spieler anonym kritisch zitiert, die sich über Tuchels Art der Mannschaftsführung auslassen. Der Trainer ist sehr verärgert.

Thomas Tuchel

Quelle: dpa

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Ende Mai gewinnt Tuchel mit Dortmund den DFB-Pokal, bei der Fahrt durch die Innenstadt lässt er sich von den Fans feiern. Doch die Beziehungskiste ist nicht mehr zu kitten. Drei Tage nach dem Finale erfolgt die Trennung, Tuchel verabschiedet sich via Twitter: "Ich bin dankbar für zwei schöne, ereignisreiche und aufregende Jahre. Schade, dass es nicht weitergeht."

(Mit Material des sid)

© Süddeutsche.de/chge
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