TSV 1860 München:Ruhelos

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Ein Ausflug mit Pannen: Die Löwen vergeben in Osnabrück in letzter Minute den Sieg, am Tag darauf fällt auch noch ihr Rückflug aus. Die Vorbereitung auf das Heimspiel gegen Uerdingen wird nun noch kompakter.

Von Markus Schäflein

Der späte 2:2-Gegentreffer, den der Fußball-Drittligist TSV 1860 München am Mittwochabend hinnehmen musste, sollte nicht die letzte Panne auf dem Ausflug nach Osnabrück gewesen sein. Am Donnerstagmorgen stand die Mannschaft von Trainer Daniel Bierofka am Flughafen Münster/Osnabrück und wartete auf die Rückreise, doch der Flug LH 2135 wurde wegen eines technischen Defekts einfach ersatzlos gestrichen.

Nichts war es mit Bierofkas Plan, komfortabel und schnell zurückzureisen und am Nachmittag in Giesing noch eine Trainingseinheit abzuhalten. Stattdessen fuhren die Löwen in Kleinbussen die knapp zwei Stunden lange Strecke von Greven im Kreis Steinfurt nach Düsseldorf, um von dort aus am nun trainingsfreien Nachmittag nach München zu fliegen. Es war ein ärgerlicher Zwischenfall aus der Sicht Bierofkas - schließlich zählt jede Stunde bei der Regenation und Vorbereitung, weil schon am Sonntagmittag (13 Uhr) das nächste Spiel auf dem Programm steht, zu Hause gegen den Mitaufsteiger KFC Uerdingen.

Und auch auf dem Rasen hatte es Einiges zum Ärgern gegeben, wenngleich den Löwen nach anfänglich drastischer Unterlegenheit an der Bremer Brücke dann doch eine 2:0-Führung gelang - dank der Stärke bei Standards. Und des Gespürs von Stürmer Adriano Grimaldi, der einen Treffer nach einem Torwartfehler per Abstauber erzielte (35.) und den zweiten durch Simon Lorenz clever auflegte (47.). In beiden Fällen war ein Freistoß von Philipp Steinhart vorhergegangen. Insbesondere die offensiven Flügel, auf denen Bierofka in seinem 24-Mann-Kader eigentlich besonders große Auswahl hat, gaben jedoch Anlass zum Unmut: Rechtsaußen Stefan Lex, das zeigte die erste Hälfte, ist immer noch nicht in Form; Marius Willsch, der die Position in der Schlussphase übernahm, vergab eine aussichtsreiche Gelegenheit, das Spiel beim Stand von 2:1 in der 89. Minute zu entscheiden; und links durfte Nico Karger durchspielen, der gleich mehrere gute Möglichkeiten für einen höheren Vorsprung nicht nutzte. Und in der zweiten Minute der Nachspielzeit verdaddelte Karger dann gar den Ball in einer Szene, in der schlichtes Halten des Spielgeräts in den eigenen Reihen angesagt gewesen wäre.

VfL-Trainer Daniel Thioune stellte ganz ehrlich fest: "Normalerweise tötet einen der Gegner und macht das 3:0." Aber es war kein normales Spiel, das sah auch Kollege Bierofka so. "Wir spielen die Konter viel zu schlampig aus, da waren wir viel zu unclever", klagte der 1860-Coach, "wir müssen die zu Ende spielen und die drei Punkte einsacken. Da fehlt die Ruhe, die richtige Entscheidung zu treffen. Wir dürfen uns nicht vom Publikum anstecken lassen. Das war schon in Kaiserslautern so."

Die Löwen spielen halt nicht mehr in der Regionalliga, in der ihre eigenen Fans nahezu überall die akustische Oberhand hatten. Schon beim 0:1 auf dem Betzenberg mussten sie unter großem Getöse einen späten, entscheidenden Gegentreffer hinnehmen. Und auch diesmal kam es, wie es kommen musste: Zwei Minuten nach Kargers spätem Fauxpas traf Osnabrücks Marcos Alvarez per direktem Freistoß zum 2:2 (94.), wobei sich der VfL nach Rot gegen Felix Schiller (81.) sogar in Unterzahl befand.

Steinhart, der doppelt erfolgreiche Freistoßschütze, hatte seine eigene Interpretation der Vorgänge: "Jetzt sind wir endgültig in der Dritten Liga angekommen." Sollte heißen, dass Derartiges nicht mehr vorkommen wird: "Heute haben wir an Erfahrung dazu gewonnen, du musst 95 Minuten aufpassen." Und machmal sogar noch länger Bus fahren.

© SZ vom 10.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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