TSV 1860 München:Mit Kopf und Charakter

10.10.2018,  Fussball Toto-Pokal, TSV Buchbach - TSV 1860 München

Auftakt nach Maß: Nach einem Freistoß von Daniel Wein zirkelt Simon Lorenz den Ball zum 1:0 über die Linie.

(Foto: Renate Feil / M.i.S.)

Der TSV 1860 München zieht mit einem 2:0-Sieg in Buchbach ins Halbfinale des bayerischen Verbandspokals ein. Simon Lorenz und Stefan Lex treffen für die Löwen.

Von Christoph Leischwitz

Es war gerade ein wenig fad geworden im Buchbacher Stadion, und wohl deshalb ergriff der Stadionsprecher das Wort: "Wenn Sie noch einen Kaffee wollen, kommen Sie zum Fanstand", sagte er, "da bekommen Sie Ihren Kaffee." Die vorübergehende Langeweile samt Kaffeepause war allerdings wenige Sekunden später beendet, da schoss Stefan Lex das 2:0 für den TSV 1860 München. Der Drittligist spielte danach seinen Vorsprung gegen den Regionalligisten souverän herunter und steht damit im Halbfinale des Toto-Pokals, dessen Sieger ein Platz in der DFB-Pokal-Hauptrunde winkt.

Ausgerechnet Stefan Lex hatte den entscheidenden Treffer erzielt. Der Mittelfeldspieler hatte von 2009 bis 2013 für Buchbach gespielt. "Ich wusste noch, wo die Tore stehen", scherzte er nach dem Spiel. Und natürlich habe er gewusst, was hier auf ihn zukomme - Buchbach gilt nicht gerade als leicht zu spielende Mannschaft.

Lex agierte in der ersten Halbzeit noch ein wenig unauffällig, war nach dem Wechsel aber deutlich präsenter. "Er kommt jetzt langsam", sagte anschließend Trainer Daniel Bierofka, erfreut über den Treffer des Neu-Sechzigers, der bislang das Spiel seiner Mannschaft noch nicht sonderlich hatte prägen können. Insgesamt, sagte der Trainer, habe ihm vor allem der "Charakter" seiner Mannschaft am Mittwochabend gefallen, "denn es ist nicht leicht, hier zu spielen".

"Ich wusste noch, wo die Tore stehen", sagt Stefan Lex bei seiner Rückkehr nach Buchbach

Bierofka weiß, wovon er spricht. Als die Sechziger in der vergangenen Regionalliga-Spielzeit in Buchbach antraten, kassierten sie hier ihre erste Saisonniederlage. Die Erinnerungen waren also noch frisch, und immerhin standen fünf Startelf-Spieler vom vergangenen Jahr auch diesmal beim Anpfiff auf dem Platz (ebenso übrigens derselbe Schiedsrichter, Christian Dietz). Und das Münchner Team sah überhaupt nicht aus wie eine B-Elf, die Sechziger nahmen das Spiel sehr ernst.

Zu Beginn der Partie waren allerdings erst einmal die Gastgeber aktiver. Moritz Moser kam in der dritten Spielminute im Sechziger-Strafraum frei zum Schuss, geriet dabei aber in Rücklage. Mit der ersten Chance gingen die Löwen dann aber in Führung, und auch diesmal, wie so oft in der Liga, nach einem Standard: Simon Lorenz verwandelte per Kopf nach einer Freistoßflanke von Daniel Wein (8.). Die Führung hätte vor der Pause auch noch höher ausfallen können, doch Sascha Mölders konnte bei einem Volleyschuss aus fünf Metern den durch die Luft springenden Keeper Egon Weber nicht überwinden (25.). Mangelndes Tempo und gelegentliche Fehlpässe im Mittelfeld im Spiel des Favoriten brachten die Buchbacher dann immer wieder ins Spiel zurück, die Mannschaft von Anton Bobenstetter kam mehrmals durchaus gefährlich zum Abschluss. Merphi Kwatu scheiterte aus spitzem Winkel an Torwart Marco Hiller (30.).

"Nach der Pause hätten wir schneller das 2:0 machen können", monierte Bierofka später. Die beste Chance vergab Eric Weeger nach einem Konter, sein Schuss streifte die Latte (50.). Doch auch in der zweiten Halbzeit tauchten die Buchbacher mehrmals gefährlich im Strafraum der Sechziger auf, das Spiel war erst mit dem 2:0 entschieden. Lex wurde an der Strafraumkante von Sascha Mölders bedient, drehte sich um die eigene Achse und schloss trocken ins kurze Eck ab. Wie schon bei 0:1 berührte der Ball vorher noch das Aluminium. "Hauptsache weiter", sagte Lorenz, der Torschütze zum 0:1, später. Wie ernst die Sechziger die Partie aber auch nach der Vorentscheidung noch nahmen, zeigte die Einwechslung von Adriano Grimaldi eine Viertelstunde vor Schluss. Szenenapplaus holten sich die Buchbacher Spieler von den 2500 Zuschauern noch ab, dann war die Partie beendet.

Eine gute Stunde zuvor hatte der zweite oberbayerische Drittligist seine Pflichtaufgabe bereits erfüllt: Die SpVgg Unterhaching gewann beim Bayernligisten ATSV Erlangen 2:0 (1:0). "Wir haben das Spiel über 90 Minuten dominiert", freute sich Claus Schromm. Der Hachinger Trainer hatte lange auf die Tore warten müssen: Stephan Hain traf dann aber zum psychologisch günstigen Zeitpunkt kurz vor der Pause (45.). "Das war spielentscheidend", sagte Schromm. Der zweite Stürmer, Stefan Schimmer, legte erst in der 79. Minute nach. Auch die Hachinger hatten ihre Stammkräfte nicht geschont. Im Halbfinale könnten die beiden aufeinandertreffen. Viktoria Aschaffenburg steht bereits als Halbfinalist fest. Im vierten Viertelfinale treten die Würzburger Kickers am kommenden Mittwoch beim FV Illertissen an.

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