TSV 1860 München:Kurzer Schlaf

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1860 verliert das erste Drittliga-Spiel 0:1 in Kaiserslautern, Trainer Bierofka meint aber: "Wenn wir ein paar Sachen noch besser machen, werden wir gut dabei sein."

Von Markus Schäflein

Es war schwer zu sagen, ob der TSV 1860 München nun in der dritten Fußball-Liga angekommen war. Diese Frage wurde oft gestellt am heißen Samstagnachmittag auf dem Betzenberg, aber wer sollte sie schon beantworten. Man wusste schließlich nicht einmal, ob der 1. FC Kaiserslautern wirklich dritte Liga ist. "Das sind keine Blinden, die wollen aufsteigen", schätzte 1860-Stürmer Sascha Mölders nach dem 0:1 (0:0) den Auftaktgegner ein, und Trainer Daniel Bierofka meinte gar: "Mit dieser Mannschaft könnte Lautern zweite Liga spielen." Also beantwortete Bierofka die Frage nach der Drittliga-Ankunft mal mit einem Ja: "Wenn wir ein paar Sachen noch besser machen, werden wir gut dabei sein."

Von Beginn an hatten sich die Münchner vor der beeindruckenden Kulisse am Betzenberg defensiv orientiert. Über weite Strecken präsentierten sie sich dann auch so kompakt wie aus den Vorbereitungsspielen gewohnt - was ja so wichtig ist in dieser dritten Liga, in der die wenigsten Spiele glanzvoll entschieden werden. Und die erste große Torchance der Partie hatten sie auch: Stürmer Adriano Grimaldi (Münster), neben Quirin Moll (Braunschweig), Marius Willsch und Herbert Paul (beide Schweinfurt) einer von vier Zugängen in der Startformation, überraschte Kaiserslauterns Abwehr mit beherztem Zug zum Tor und traf den Innenpfosten (9.).

Harte Rückkehr in den Profifußball: TSV-1860-Mittelfeldspieler Benjamin Kindsvater tröstet seinen Teamkollegen Philipp Steinhart nach der Niederlage in Kaiserslautern. (Foto: Uwe Anspach/dpa)

"Ich glaube, wenn wir in Führung gehen, gewinnen wir das Spiel", erklärte Mölders. Stattdessen erhöhte aber der 1. FCK immer mehr den Druck aufs Tor der Löwen. Innenverteidiger Jan Mauersberger rettete bei einem Schuss von Andre Hainault vor der Linie. Zur Pause musste Mauersberger wegen Rückenproblemen gegen den vom VfL Bochum geliehenen Simon Lorenz ausgetauscht werden, am Sonntag gab es allerdings Entwarnung: Er soll schon ab Dienstag wieder trainieren. Zehn Minuten nach Mauersberger zeigte dann auch der neue Stammtorhüter Hendrik Bonmann eine Rettungstat, er verhinderte einen Treffer des ungedeckt auf ihn zulaufenden Lukas Spalvis.

Bis zur Pause war Bierofka noch zufrieden, danach nicht mehr. "In der zweiten Halbzeit konnten wir uns nicht mehr so gut befreien, die Bälle vorne nicht mehr so gut festmachen", stellte er fest. "Ich hatte das Gefühl, auch mit den Zuschauern im Rücken, dass wir immer mehr unter Druck kommen. Uns hat etwas der Mut verlassen. Die Situationen, wo wir hätten umschalten können, haben wir nicht genutzt, um zu Abschlüssen zu kommen." Kaiserslauterns Übungsleiter Michael Frontzeck, selbstredend bester Laune, fügte hinzu: "Man merkt, dass der Daniel jetzt den Fußballlehrer macht. Der Analyse gibt es nichts hinzuzufügen." Bierofka entgegnete: "Danke."

Kaiserslautern kam im Gegensatz zu Sechzig zu etlichen Abschlüssen. Erst rettete der Querbalken bei einem Kopfball von Spalvis (56.), dann klärte erneut Bonmann gegen den eingewechselten Florian Pick (82.), dann strich ein Kopfball von Hainault knapp vorbei (84.). Doch es reichte nicht zum Punktgewinn, weil sich in der 86. Minute Timmy Thiele über die linke Seite bis zur Grundlinie durchsetzte und dann flach nach innen passte, wo Linksverteidiger Janek Sternberg ungedeckt zur späten Führung traf; insbesondere Rechtsverteidiger Paul sah schlecht aus. "Wir schenken den Ball her, verlieren den Zweikampf auf der Außenbahn und haben in der Mitte keine gute Zuordnung", klagte Bierofka über die Szene. "Herbert Paul hat das erste Spiel in der dritten Liga gemacht, dem Jungen darf man keinen Vorwurf machen. Was mich ärgert, ist die Zuordnung im Sechzehner."

Einmal kollektiv geschlafen, 0:1 verloren - das ist die dritte Liga, in der ganz wenige Partien über spielerischen Glanz entschieden werden. Oft sind gerade die Teams im Nachteil, die das Spiel machen müssen. Das war diesmal allerdings nicht so. Und die Löwen hoffen, dass es auch im nächsten Spiel am Samstag (14 Uhr) nicht so sein wird: Dann sind sie nämlich zu Hause gegen die Sportfreunde Lotte in der Favoritenrolle. Und danach werden sie auch die Frage beantworten können, ob sie in der Liga angekommen sind.

© SZ vom 30.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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