TSV 1860 München:Hasan Ismaik verspricht 50 Millionen Euro

TSV 1860 München

Hasan Ismaik will 50 Millionen investieren.

(Foto: dpa)
  • Investor Hasan Ismaik besucht Weihnachtsfeiern von 1860-Fanklubs.
  • Auf einer dieser Feiern kündigt er an, 50 Millionen Euro in den Verein investieren zu wollen.
  • Der neue Trainer Vitor Pereira soll zwei Millionen Euro jährlich bekommen.

Von Philipp Schneider

Es muss am Samstag eine schöne Sause gegeben haben im Hotel Straßhof, irgendwo an der Landstraße gelegen zwischen Pfaffenhofen an der Ilm und Schweitenkirchen. Für die gute Laune war zwar wieder einmal nicht Anthony Power verantwortlich. Aber der 50 Jahre alte Geschäftsführer und Sanierer, dessen beeindruckende Karriere ihn schon einmal um den Erdball führte, gehörte natürlich trotzdem zur Entourage von Hasan Ismaik, die nach spontaner Voranmeldung gegen 22.45 Uhr in die Weihnachtsfeier der "Ilmtal-Löwen" platzte.

Allmählich bräuchte der jordanische Investor des Fußball-Zweitligisten TSV 1860 München kein Navigationsgerät mehr in seinem Maybach, um ortskundig zu manövrieren in den Landkreisen rund um München, wo er seit diesem Jahr und insbesondere am vergangenen Wochenende mal wieder zwischen den Gaststuben pendelte wie ein Lokalpolitiker im Wahlkampf.

Es war ja so: Bevor Ismaik jedem Ilmtal-Löwen zum Abschied die Hand schüttelte und frohe Weihnachten wünschte, hatte er auch mal wieder mit den "Holledauer-Löwen" und dem Vorstand der Fanverein-Dachorganisation Arge in Rudelzhausen gefeiert. Zu Ismaiks Leidwesen gibt es ja in Deutschland nicht nur die 50+1-Regelung, die vorschreibt, dass die Vereine in Gesellschafterkonstruktionen mit Investoren die Entscheidungshoheit behalten müssen.

Er steht ja zusätzlich vor dem Problem, dass die Mitglieder der Fußballfanklubs, die Investitionen in den Kader gegenüber aufgeschlossenen sind, nicht alle Mitglieder beim TSV 1860 sind. Auf dessen Mitgliederversammlung, in der auch investorenkritische Fußballfans, Boxer und Kegler sitzen, werden allerdings die für Ismaik relevanten Entscheidungen getroffen. Und Investorenkritiker, Boxer und Kegler verspüren tendenziell keine große Sehnsucht nach einer hohen Mitverschuldung ihres Vereins über die Profifußballabteilung.

"Unser Verein darf nicht zu einer gut bezahlten Wohlfühloase verkommen", schreibt Ismaik

Vor allem deshalb dürfte Ismaik so oft von Dorf zu Dorf reisen; als Investor hat er sozusagen ein natürliches Interesse, dass möglichst viele unkritische Fußballfans auch Mitglied bei 1860 werden. In Rudelzhausen und bei den Ilmtal-Löwen kündigte er jedenfalls populäre Maßnahmen an, die im Fall des chronisch defizitären Klubs einerseits auf der Hand lagen, andererseits aber überraschend ausgeblieben waren in den vergangenen Jahren. Seine Agenda lautet: aufräumen, sanieren, investieren.

Der Portugiese Vitor Pereira, mit dem wochenlang Gespräche geführt worden waren, werde neuer Trainer, verkündete Ismaik. Um den neuen Mann vorzustellen, lud er am Sonntag "alle Sechzger-Fans zum gemeinsamen Mittagessen" ein, und zwar um 13.30 Uhr ins Hacker-Pschorr-Bräuhaus auf der Theresienhöhe. Zudem, das erfuhren die Ilmtal-Löwen möglicherweise exklusiv, habe er in der vorigen Woche Investitionen über 50 Millionen Euro genehmigt. Vorwiegend solle das Geld für neue Spieler verwendet werden, ein Teil müsse aber in strukturelle Maßnahmen fließen. Denn die Strukturen an der Grünwalder Straße, so berichten es Ohrenzeugen, entsprächen eher einem bulgarischen Drittligisten als einem deutschen Zweitligisten.

"Unser Verein darf nicht zu einer gut bezahlten Wohlfühloase verkommen, sondern muss leistungsorientiert ausgerichtet werden", schrieb Ismaiks Pressebüro in einer Facebook-Botschaft: Er werde "die Minderleistung in allen Ebenen nicht mehr länger akzeptieren". Dass Trainer Pereira ein geschätztes Jahressalär von zwei Millionen Euro beziehen wird, widerspricht dem offenbar nicht. Der Portugiese war zuletzt bei Fenerbahce Istanbul und musste den Klub wieder verlassen, nachdem er die Champions-League-Qualifikation verpasst hatte. Er ist impulsiv, was ein Internetvideo belegt, das ihn bei Al-Ahli in Saudi Arabien zeigt, wie er sich mit dem Pressesprecher anlegt. Ismaik dürfte in ihm also den natürlichen Feind aller Wohlfühloasen sehen.

Und wie sagte neulich Präsident Peter Cassalette? "Bis auf Peter Neururer hatten wir eigentlich jeden prominenten Zweitliga-Trainer. Jetzt nehmen wir halt mal einen Ausländer."

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