TSV 1860 München:Die Verträge werden schon aufgesetzt

Samstag um 11 Uhr soll Investor Hasan Abdullah Ismaik beim Zweitligisten TSV 1860 München zum Heimspiel gegen Energie Cottbus eintreffen. Die erste Verhandlungsrunde war erfolgreich.

Andreas Burkert

Vor einer Woche ist den Löwen noch ziemlich unwohl gewesen, erst am vergangenen Freitagnachmittag hatten Hausbanken und einer ihrer Gläubiger die gut 1,5 Millionen Euro schwere Bürgschaft bei der Deutschen Fußball-Liga garantiert. Präsident Dieter Schneider, womöglich wird er das irgendwann einmal erzählen können, hat damals zwischenzeitlich schon an den Gang zum Insolvenzgericht gedacht.

Eine Woche später machen sich die Löwen aufgeregt und fröhlich fein für Hasan Abdullah Ismaik, der mit viel Geld bei ihnen einsteigen möchte und für eine konstruktive Zukunft des TSV 1860 München stehen soll. Am morgigen Samstagvormittag, das ist zumindest der Plan des 34-jährigen Jordaniers, trifft der mögliche Investor in München zum Spiel gegen den FC Energie Cottbus (13 Uhr) ein. Die Aussichten sind selbstredend nicht zufällig bestens: überwiegend sonnig, rund 20 Grad.

Ismaik wird in seinem Privatjet aus New York anreisen, über ein rundes Dutzend Plätze verfügt der Flieger, mit dem er zwischen seinen Lebensmittelpunkten in Amerika, Abu Dhabi, London oder Damaskus pendelt. Für 11 Uhr ist seine Landung geplant, seine Familie wird Ismaik nicht dabei haben; sie bleibt in Abu Dhabi.

Danach wird der Hauptdarsteller eines Zweitliga-Spieltages, der in die Geschichte des Giesinger Traditionsklubs eingehen soll, zur Arena chauffiert, wo er erstmals auf Präsident Schneider und Geschäftsführer Robert Schäfer treffen wird. Um 12 Uhr soll es dort eine Pressekonferenz mit Ismaik geben, er will sich dann bis zum Spielbeginn allen Fragen stellen. Übernachten wird der Geschäftsmann in einem Hotel in der Innenstadt, die Abreise ist für Sonntag vorgesehen.

Aber Ismaik möchte dann ja schon bald wiederkommen, bis zu 33 Millionen Euro plant er bis 2014 in das Projekt Aufstieg zu stecken. Die bisherigen Verhandlungen für alle Seiten sind zufriedenstellend verlaufen - so dass nach SZ-Informationen bereits die Verträge für den geplanten Verkauf von 49 Prozent der 1860-KGaA-Anteile aufgesetzt werden.

Rückkaufsrecht für die Löwen

Teilweise bis in die Nacht hatten beide Partein zwischen Dienstag und Donnerstag beisammen gesessen, zwei Wirtschaftsprüfer und vier Anwälte sind eingeschaltet, darunter der renommierte Sportrechtsexperte Christoph Schickhardt, der seit vielen Jahren Vertragsangelegenheiten und Verfahren für den DFB und diverse Bundesligaklubs regelt; seine Mitarbeit gilt Beobachtern als weiteres Indiz für die hohe Wahrscheinlichkeit eines Vertragsabschlusses.

Die abschließenden Gespräche über den Kaufpreis - im Gespräch sind mindestens 13 Millionen Euro - und die künftigen Planungen sollen bei einem weiteren Besuch von Ismaiks Emissären gegen Ende der kommenden Woche über die Bühne gehen. Schneider wird zwar nicht müde zu betonen, dass 1860 derzeit auch noch Alternativlösungen prüfe, "sonst wären wir schlechte Kaufleute", sagte er. Aber er ergänzte auch: "Ich denke, dass beide Seiten sehr ernsthaft verhandelt haben und ein großes Interesse an einer Zusammenarbeit haben."

Sofern der spektakuläre Deal in etwa zwei Wochen tatsächlich besiegelt wird, werden in den Papieren auch Ausstiegsklauseln zu finden sein. Wie die Süddeutsche Zeitung erfuhr, erhält 1860 dann ein Vorkaufsrecht, falls Ismaik in einigen Jahren seine Anteile doch wieder abstoßen möchte.

Doch wahrscheinlicher sei eher das Gegenteil, ist aus seiner engsten Umgebung zu hören: Ismaik spekuliere vielmehr darauf, dass nach Einführung des Financial Fair Play (mit dem im Klubfußball die Ein- und Ausgabenseite seriös angeglichen werden soll und feste Gehaltsobergrenzen und Transferausgaben die Regel sind) womöglich auch die 50+1-Regel der DFL doch mal falle; dann wären Mehrheitsbeteiligungen von Investoren an Klubs möglich.

Aber das ist Zukunftsmusik, und die Gegenwart der Sechziger ist schon spannend genug. Die Löwen rechnen deshalb mit einem ordentlich gefüllten Stadion und positiver Grundstimmung der Kundschaft. Auch ein paar Löwen-Tore könnten nicht schaden.

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