TSV 1860:Meister Yoda und das Umschaltspiel

Trainer Benno Möhlmann im Gespräch Romauld Lacazette Fussball 2 BL 30 10 2015 TSV 1860 Münch

Mutig sein und schnell nach vorne spielen Ihr müsst: Benno Möhlmann (rechts, mit Romuald Lacazette) ist zurück auf dem Trainingsplatz.

(Foto: Lackovic/imago)

Gegen Duisburg erwartet das Team eine Geduldsprobe. Von einer Vorentscheidung im Abstiegskampf will der Trainer nicht sprechen.

Von Markus Schäflein

Das Pokalspiel beim FSV Mainz 05 hat Benno Möhlmann im Fernsehen betrachtet, gemeinsam mit seinem Sohn, der in Braunschweig studiert und in München nach Möhlmanns Gallen-Operation einen Krankenbesuch abstattete. Angesichts des 2:1-Sieges des TSV 1860 München wurde dessen Trainer Möhlmann in den vergangenen Tagen öfters mit der These konfrontiert, die Partie habe womöglich zu seiner Genesung beigetragen. "Das würde ich nicht so sagen", erzählte Möhlmann am Freitag nach seiner Rückkehr auf den Trainingsplatz und schmunzelte, "das Spiel war jetzt nicht über 90 Minuten so, dass ich es genießen konnte."

"Je weniger die Leute an uns glauben, desto mehr müssen wir an uns glauben."

Ein paar "Ansätze im Umschaltspiel", sagte Möhlmann, hätten sich in seiner Abwesenheit allerdings durchaus schon verbessert: "So haben wir die rote Karte gegen Mainz provoziert und die Flanke zum zweiten Tor ermöglicht. Das war gegen Fürth so noch nicht zu sehen." Blöd nur, dass es für das Spiel in Mainz keine Ligapunkte gab - so stehen die Löwen nun zwar im Pokal-Achtelfinale, aber in der Zweitliga-Tabelle eben immer noch auf dem schwer zu genießenden Rang 17 mit noch keinem Sieg aus zwölf Spielen. "Ich spüre, dass es die Mannschaft mittlerweile satt hat, dem ersten Sieg hinterherzulaufen", hat Möhlmann beobachtet.

Dass am Sonntag (13.30 Uhr) der Letzte MSV Duisburg in die Arena kommt, der ebenfalls erst sechs Zähler aufweist und zuletzt gegen Nürnberg (0:0) schon einmal das Aufbauen eines kompromisslosen Abwehrbollwerk übte, vermag den erfahrenen Möhlmann nicht zu beunruhigen. Von einem vorgezogenen Endspiel reden viele an der Grünwalder Straße, aber nicht der Trainer. "Natürlich wollen wir dieses Spiel gewinnen, es ist das einzige Spiel, das stattfindet und daher das einzige, das wir gewinnen können", sagte er. "Aber der Weg ist sowieso lang und weit und groß, und er ist nicht zu Ende, egal wie es ausgeht."

Gegen einen "Gegner, dem es nicht besser geht", erwartet Sechzig eine unangenehme Geduldsprobe an Allerheiligen, die von voraussichtlich nicht einmal 15 000 Zuschauern in der Fröttmaninger Arena beobachtet werden wird. "Je weniger die Leute an uns glauben, desto mehr müssen wir an uns glauben" - Möhlmann, der Meister Yoda des deutschen Profifußballs, hat eben auf alle misslichen Umstände eine passende Weisheit parat.

Der Trainer will verhindern, dass seine Spieler allzu viel über den mutmaßlich destruktiven Konkurrenten nachdenken - oder gar darüber, dass sie sich in der Vergangenheit bevorzugt gegen defensive Mannschaften aus dem Keller Niederlagen einfingen, während sie gegen vermeintlich spielstärkere Konkurrenten gut aussahen. "Das Entscheidende sind wir, nicht Duisburg. Das muss man ganz klar sagen", betonte Möhlmann, "wir müssen bei Ballbesitz mutig und schnell nach vorne spielen, ohne groß zu überlegen - bevor sie wieder stehen und kompakt sind."

Mit welchem Personal der Trainer die Aufgabe angehen will, ist diesmal völlig offen. Für den Auftritt in Mainz ließ er die Mannschaft auf fünf Positionen umbauen, sicher ist nur, dass Vitus Eicher für Stefan Ortega ins Tor zurückkehrt. "Wenn er sich keine schweren Schnitzer erlaubt, bleibt er unser Stammtorwart, das habe ich immer gesagt", betonte Möhlmann. "Im Pokalspiel, da haben wir auch noch eins in diesem Jahr, wird dann wieder Stefan Ortega spielen."

Mugosa? Claasen? Oder gar Neudecker? Das Pokalspiel eröffnete ein paar Optionen

Ob Stefan Mugosa, Rubin Okotie oder beide gemeinsam im Sturm anfangen, ob der quirlige Daylon Claasen wieder auf dem Flügel beginnen darf oder Krisztian Simon oder gar Richard Neudecker als Linksverteidiger, all dies will Möhlmann den Duisburgern selbstredend noch nicht verraten. "Es ist gut, wenn ein gesunder Konkurrenzkampf herrscht", betrachtet Möhlmann die Auswirkungen seiner innovativen Pokalformation wohlwollend, "die Spannung tut den Jungs ganz gut, ich habe das Gefühl, dass im Moment alle dabei sein wollen." Dass Nichtberücksichtigte unzufrieden sein könnten, ist für Möhlmann "das geringste Problem, das wir im Moment haben".

In keinem Fall dabei sein wird erneut der im Sommer verpflichtete Innenverteidiger Rodnei, dessen Probleme im Oberschenkel mutmaßlich gar nicht dort ihren Ursprung haben. "Bei ihm müssen wir weitere ärztliche Auskunft einholen", sagte Möhlmann, "es macht keinen Sinn, ihn immer im halbfitten Zustand auf den Trainingsplatz zu nehmen. Er muss erst einmal absolut schmerzfrei sein." In der kommenden Woche sucht Rodnei einen Spezialisten auf. U21-Innenverteidiger Sertan Yegenoglu zählt mittlerweile unverhofft zur Stammelf - das kann bekanntlich sehr schnell gehen bei Sechzig, daran hat sich auch unter Möhlmann nichts geändert.

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