Als Mihai Paduretu in Erinnerungen an die DVV-Pokalsensation gegen Friedrichshafen im Jahr 2008 schwelgte, bei der die Hachinger den damaligen Branchenprimus überraschend im Halbfinale bezwungen hatten, traute er sich vermutlich noch nicht, ernsthaft an eine Wiederholung des Coups zu glauben. Doch um kurz vor 18 Uhr am Sonntag war die Überraschung tatsächlich perfekt: Einige der Spieler sanken ungläubig auf die Knie, ehe sich Mannschaft und Trainerteam in den Armen lagen. So mancher Zuschauer rieb sich angesichts des 3:1 (25:22, 25:23, 15:25, 25:23) auf der Anzeigetafel noch eine ganze Weile ungläubig die Augen, doch das Ergebnis blieb stehen – und die Hachinger waren im Pokal-Halbfinale.
Vor der Partie hatte Geschäftsführer Paduretu allzu hohe Erwartungen noch abzuwiegeln versucht. „Wenn ein qualitativer Unterschied da ist, dann ist der auch im Pokal da“, hatte er gesagt, „aber der Favorit hat vielleicht immer ein wenig mehr Druck, weil er weiß, dass sich ein Ausrutscher in diesem Wettbewerb nicht korrigieren lässt.“ Gegen die hochfavorisierten Gäste vom Bodensee war das Team von Mircea Dudas als klarer Außenseiter auf das Parkett gegangen – und hatte sie eiskalt erwischt.
Im ersten Durchgang erarbeitete sich Haching gegen unkonzentrierte und seltsam gehemmt agierende Häfler eine zwischenzeitlich komfortable Führung (13:6), die sie bis in die Crunch-Time retteten, wo Matthew Passalent den ersten Satzball mit einem wuchtigen Angriff über die Außenposition verwandelte.
VfB-Coach Adam Swaczyna bittet, seine Spieler mögen doch bitte endlich „irgendwas“ machen
Wer im zweiten Durchgang verwandelte Friedrichshafener erwartet hatte, sah sich getäuscht: Die Ansprachen von VfB-Coach Adam Swaczyna in den Auszeiten wurden zusehends verzweifelter, es ging nicht mehr um taktische Finessen, sondern um Durchhalteparolen und die wütende Ermahnung, seine Spieler mögen doch bitte endlich „irgendwas“ machen. Allein: Das Spiel blieb fest in Hachinger Hand.
Der Gastgeber setzte sich mit großem Einsatz in der Abwehr und Geduld im Angriff auf zwischenzeitlich 13:9 ab. Zwar glichen die Gäste kurz vor Satzende noch einmal aus, Haching brachte aber auch diesen Durchgang über die Ziellinie. Im dritten Satz erinnerte Friedrichshafens Vorstellung eher an das im Vorfeld erwartete Niveau, im vierten drehten sich die Verhältnisse aber erneut: Der VfB konnte seine Stärken nicht ausspielen und ließ Haching auf 14:11 und 18:14 davonziehen. Am Ende verwandelte Hachings stärkster Angreifer Alginon Maurice Lewis-Fregeau den ersten Matchball zum letzten seiner 18 Punkte an diesem Abend.
Unterhaching hatte sich bereits in der Bundesliga deutlich stärker als in seinen ersten vier Spielzeiten seit dem Wiederaufstieg präsentiert, zuletzt in Königs Wusterhausen aber unerwartet drei Punkte liegen lassen. „Wir hätten insgesamt gerne zwei Punkte mehr, aber wir sind auf jeden Fall deutlich näher dran als in den vergangenen Jahren“, sagte Paduretu.
Angesichts der Tatsache, dass sich die Hachinger ihre bisher mit Abstand stärkste Saisonleistung für das Pokal-Viertelfinale aufgehoben hatten, konnte er die fehlenden Ligapunkte aber vermutlich mehr als verschmerzen.