Neue Abteilung:1860 München setzt voll auf Golf

Golfplatz 1860

Der Golfplatz Waakirchen in der Nähe des Tegernsees.

(Foto: Rolf Kaul/oh)
  • Der TSV 1860 will eine große neue Golf-Abteilung aufbauen - dazu kooperiert er mit dem Golfplatz Waakirchen in der Nähe des Tegernsees.
  • "Wir wollen Golf, wie es in England, in Schweden und in Dänemark ist, zum Volkssport machen in der Münchner Region", sagt Präsident Robert Reisinger.
  • Bei der Präsentation wird auch der Unternehmer Gerhard Mey dabei sein, der weiter Anteile an der Profifußball-KGaA erwerben möchte.

Von Markus Schäflein und Philipp Schneider

"Ein Giesinger ist da in einer halben Stunde draußen", sagt Robert Reisinger, der Präsident des TSV 1860 München, über den Golfplatz Waakirchen. Nun könnte man meinen, dass sich im bislang in Maßen gentrifizierten Giesing nicht allzu viele Menschen die Frage stellen, wie lange sie zu irgendeinem Golfplatz brauchen. Aber das ist ja genau das, was Reisinger und die Sechziger ändern wollen. "Wir wollen Golf, wie es in England, in Schweden und in Dänemark ist, zum Volkssport machen in der Münchner Region", sagt er. Und deshalb gründet der Fußball-Drittligist aus dem alten Arbeiterstadtteil eine Golfabteilung.

Genau genommen, das ist fast noch überraschender, hatte der TSV 1860 bereits eine Golfabteilung. Sie war bisher eine Unterabteilung der Skiabteilung und wurde bei der vergangenen Vereinsratssitzung ausgegliedert. Bislang wies sie 50 Mitglieder auf, es sollen nun exorbitant mehr werden. An diesem Freitag wird das Projekt bei einem Sponsorenabend auf der Anlage in Waakirchen in der Nähe des Tegernsees vorgestellt.

Allerlei bekannte Personen werden erwartet, unter anderem der Industrielle Gerhard Mey, der nach wie vor großes Interesse hat, Anteile an der Profifußball-KGaA des TSV 1860 zu übernehmen. Mey ist unter anderem Gesellschafter des Automobilzulieferers Webasto mit Hauptsitz in Stockdorf bei München. Aus seinem Umfeld kam auch der Kontakt der Löwen zu Karl-Heinz Krutz, dem der Platz in Waakirchen gehört. "Unter der bisherigen Organisation hatte der Golfclub circa 230 Mitglieder", sagt Reisinger, "wir sind uns sicher, dass wir unter der Löwenflagge ein vielfaches an neuen Mitglieder gewinnen können."

Der Green-Fee-Spielbetrieb auf der Anlage, also die einmalige Nutzung des Platzes gegen Eintritt, wird weiterhin über den Golfplatz Waakirchen laufen; für ein Jahresabo aber wird man zukünftig Mitglied in der Golfabteilung des TSV 1860 sein müssen. Um viele neue Mitglieder zu gewinnen, hat der Verein schon eine Reihe von Ideen: "Wir werden Kurse anbieten, Leute dazu bringen, Golf zu spielen", sagt Reisinger. "A la Löwen-Fußballschule haben wir dann auch die Löwen-Golfschule. Die Eltern bringen die Kinder an die Grünwalder Straße 114, wir fahren sie raus nach Waakirchen." Der Betrieb werde nach der Gründungsversammlung der Abteilung am 29. März beginnen, teilte Vereinsmanagerin Viola Oberländer mit.

Nach einem Gerichtsstreit musste der Golfplatz seinen Namen ändern

Die Preise stehen laut Oberländer noch nicht ganz genau fest, in jedem Fall wird das Golfspielen in Waakirchen weitaus billiger sein als in den allermeisten Golfklubs. Mitglieder zahlen zunächst den normalen Abteilungsbeitrag von 90 Euro im Jahr. Damit sind sie in der Golfabteilung Mitglied und können dann auch dem Golfclub Grün-Gold beitreten. Ein Jahresbeitrag im GC Grün-Gold wird zwischen 600 bis 700 Euro liegen, wenn die Mitglieder das ganze Jahr über den Golfplatz nutzen möchten. "Das ist im Vergleich sehr günstig", sagt Reisinger, der es als passionierter Golfer wissen muss.

Und natürlich weiß er auch, dass zu einem ordentlichen Golfklub auch ein ordentliches eigenes Klubhaus gehört. Ein solches gibt es in Waakirchen noch nicht - es soll aber entstehen. "Der Bebauungsplan für eine Driving Range und das neue Klubhaus ist genehmigt und wird vom Golfplatzbetreiber gebaut. Unsere Mitglieder können die Anlage nutzen, der Verein hat keine Investitionen in den Platz oder Infrastruktur zu leisten", sagt Reisinger. Der Stadel des Landwirts Georg Schwaighofer soll zum Klubhaus umgebaut werden.

Über mangelnde Aufmerksamkeit musste sich Krutz' Platz übrigens schon vor dem Deal mit dem TSV 1860 nicht beklagen. Er schaffte es nicht nur wegen der Verzögerungen beim Bau, wie etwa bei der Umwandlung des Stadels oder der Errichtung einer Unterführung, in die lokalen Schlagzeilen, sondern auch wegen eines Gerichtsstreits. Er trug zunächst den Namen "Golfplatz Tegernsee", wurde dann allerdings vom "Golfclub Tegernsee" aus Bad Wiessee wegen der vermeintlich irreführenden Bezeichnung verklagt. Allerdings besitzt Krutz auch einen Sechs-Loch-Platz direkt in Tegernsee (den 1860-Mitglieder auch nutzen dürfen), und auch der Firmensitz befindet sich dort. Vor Gericht wurde ein Kompromiss gefunden: Die Anlage heißt nun offiziell "Golfplatz Waakirchen Tegernsee". Den Giesinger Golfspielern wird das allerdings ziemlich egal sein.

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